Finanzen persönlich

Neue Regeln für Privatversicherte

Wechsel in die private Krankenkasse wird schwieriger

Neue Regeln für Privatversicherte

Von Elke Dolle-Helms Für viele Versicherte wird sich durch die Gesundheitsreform Grundlegendes ändern. Dies gilt insbesondere für die rund 8 Millionen Privatversicherten. Stichworte sind neue Versicherungspflicht, Basistarif und Mitnahme der Alterungsrückstellungen. Schon ab 2. Februar 2007 wird der Wechsel in die Privatversicherung deutlich schwieriger. Ab dann müssen Wechselwillige drei Jahre lang oberhalb der Versicherungspflichtgrenze verdient haben (für 2007: 3 975 Euro im Monat). Bislang können gut verdienende Angestellte noch sofort aus der gesetzlichen Kasse aussteigen, sobald ihr Einkommen die Pflichtgrenze übersteigt. Erwerbstätigen mit erfolgsabhängigen, stark schwankenden Einkommen kann die neue Regelung lange Wartezeiten bescheren. Sie müssen immer wieder von vorn anfangen, gute Einkommensjahre zu sammeln. Um diese Hürde abzumildern, bieten die Versicherer schon jetzt Optionstarife an, mit denen sich Umsteiger die heutigen Preise und Leistungen für die Zukunft sichern können, auch für den Fall, dass sie während der Wartezeit krank werden und einen Risikozuschlag bezahlen müssten. Versicherungspflicht kommtDie nächste Änderung folgt am 1. April 2007. Ab dann gilt eine neue, allgemeine Versicherungspflicht. Wer keine Krankenversicherung hat, muss von dem Versicherer wieder aufgenommen werden, bei dem er zuletzt versichert war, gesetzlich oder privat. Wer zuvor privat versichert war, wird von seinem ehemaligen Versicherer übergangsweise in den Standardtarif ohne Risikoprüfung aufgenommen. Dieser Tarif war einst speziell für Senioren geschaffen worden, denen die Versicherung im Alter zu teuer wurde. Zum Stichtag 1. Januar 2009 wird der Standardtarif zum neuen Basistarif ausgebaut. Ähnlich wie der bisherige Standardtarif soll der Basistarif einen Leistungsumfang auf dem Niveau der gesetzlichen Kassen bieten, zu einem Monatsbeitrag, der den Höchstbeitrag der Kassen von rund 500 Euro nicht überschreiten darf. Bedürftige Versicherte, deren Einkommen dem von Hartz-IV-Empfängern entspricht, zahlen nur die Hälfte. Viele von ihnen verursachen aber höhere Kosten, die vom Versichertenkollektiv aufgebracht werden müssen. Wer über den Wechsel von einer gesetzlichen in die Privatversicherung nachdenkt, sollte noch sorgfältiger als bisher prüfen, ob sich die Privatpolice lohnt. Klar ist schon heute, dass die Beiträge nicht nur für neue Kunden, sondern für alle Privatpatienten steigen werden. Ein Grund dafür ist der neue Basistarif. Weil er der Höhe nach gedeckelt ist und von den Unternehmen nicht auskömmlich kalkuliert werden kann, kommt eine Beitragssteigerung von rund 10 % auf alle Versicherten zu, schätzt der PKV-Verband. Der Wettbewerb zwischen den Versicherern dürfte sich kaum intensivieren. So können Kunden demnächst zwar theoretisch ihren Anbieter wechseln und große Teile ihrer bis dahin vom Versicherer aufgebauten Alterungsrückstellungen mitnehmen. In der Praxis bleibt der Anbieterwechsel aber uninteressant. Wechselwilligen Neukunden, die sich ab 2009 für die private Krankenversicherung entscheiden, steht nur der abgespeckte Basistarif offen. Noch größere Einschränkungen gibt es für Kunden, die heute schon privat versichert sind. Sie dürfen nur im ersten Halbjahr 2009 in den Basistarif eines anderen Versicherers wechseln. Anschließend ist der Umstieg ausschließlich bei dem eigenen Versicherer und nur dann möglich, wenn der Versicherte älter als 55 oder bedürftig ist.Die PKV bleibt aber zumindest für junge gesunde Gutverdiener auch nach der Gesundheitsreform interessant. Im Vergleich zur gesetzlichen Kasse werden sie bei besseren Leistungen beim Arzt und im Krankenhaus auch künftig 200 Euro und mehr pro Monat sparen können. Doch die Beiträge steigen im Alter schnell an, nach einer neuen Analyse der Stiftung Warentest im Schnitt um 6 % pro Jahr. Ledige und Doppelverdiener mit konstant gutem Einkommen verkraften diese Steigerungen. Erwerbstätige mit unsicherer finanzieller Zukunft und alle jene, die eine Familie gründen wollen, bleiben besser in der gesetzlichen Kasse. Denn anders als bei der gesetzlichen Krankenversicherung müssen Privatversicherte jedes Familienmitglied extra versichern. Dies kann sehr teuer werden. Der Weg zurück in die gesetzliche Kasse ist auch nach der Reform in der Regel verschlossen. Wer seinen Beitrag dann nicht mehr zahlen kann, darf zwar jederzeit in den Basistarif wechseln, wird damit aber zum Privatpatienten zweiter Klasse.