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Nordeuropa kann sich der Krise nicht entziehen

Exportabhängigkeit gefährdet Wachstum in Schweden und Dänemark - Norwegen profitiert vom Rohstoffreichtum

Nordeuropa kann sich der Krise nicht entziehen

Die Staaten Nordeuropas galten Anlegern in der Krise als vergleichsweise sicher, verfügten sie doch weder über exorbitante Staatsschulden noch über stark gehebelte Finanzinstitute. Allerdings wächst der Pessimismus: Länder wie beispielsweise Schweden könnten von einer sinkenden Nachfrage aus Europa hart getroffen werden.mel Frankfurt – Die Krise hat die nordeuropäischen Länder zwar nicht umgangen, aber die Symptome, unter denen viele west- und südeuropäische Volkswirtschaften leiden, sind in Ländern wie Schweden, Norwegen und Dänemark zumindest weniger stark ausgeprägt. Das hat mitunter strukturelle Gründe wie im Falle Norwegens beispielsweise die vielfältigen Rohstoffvorkommen und damit verbunden die hohen Devisenreserven, teilweise historische Gründe wie im Falle Schwedens, das seine Bankenkrise schon hinter sich hatte, als in der Eurozone die Kreditinstitute in die Knie gingen, und teilweise politische Gründe, weil die Länder in weiten Teilen an ihren eigenen Währungen festhalten und daher von der aktuellen Debatte in der Währungsunion ausgenommen sind.Eine Insel der Seligen ist Nordeuropa indes nicht – die Aktienmärkte haben in den vergangenen Monaten kräftig Federn gelassen, was sowohl interne als auch externe Ursachen hat. So ist Schweden beispielsweise als Exportnation abhängig von der Nachfrage der übrigen europäischen Staaten – immerhin bleiben 70 % der Exporte auf dem Kontinent. Die Nachfrage aber dürfte sich 2012 mau entwickeln, und das stimmt die schwedische Großbank SEB pessimistisch für die Gesamtwirtschaft. Gestützt wird diese kurzfristig auch nicht durch den Binnenkonsum, der durch die Arbeitslosenquote von 7,5 % und sinkende Hauspreise gedrückt wird. Für die SEB ist das allemal ein Grund für Pessimismus: Anders als der Internationale Währungsfonds (IWF), der im September für kommendes Jahr ein Wachstum von sagenhaften 3,8 % prognostizierte (siehe Grafik), erwartet die schwedische Bank nur noch 0,7 % Wirtschaftswachstum. 2013 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Schweden wieder um 2 % steigen, heißt es in einer Studie.Auch Dänemark dürfte in den kommenden Monaten den Investoren ein wenig Gemütsruhe abtrotzen. Aus der Immobilienkrise des Landes ist eine Bankenkrise erwachsen, der die Politik derzeit Herr zu werden versucht. Bislang sind infolge fauler Immobilien- und Landwirtschaftskredite bereits neun Institute unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Die Ratingagentur S & P geht davon aus, dass weitere folgen werden. Neben den Problemen im Landesinneren ist Dänemark wie Schweden relativ stark von der Stimmung des Weltmarktes abhängig. Die Reederei Møller-Mærsk und der Pharmakonzern Novo-Nordisk beispielsweise leben von der Nachfrage aus Europa und den Schwellenländern. Bricht sie weg, ist die dänische Wirtschaft betroffen.Die Analysten der schwedischen Bank Nordea zeigen sich nicht überzeugt von der Wachstumskraft Dänemarks und haben daher die Prognose für 2012 zusammengestrichen: Für 2011 und 2012 erwartet Nordea noch ein Wachstum von 1 % und bleibt damit unter der Schätzung des IWF. Für 2013 rechnet Nordea mit einem Plus von 1,5 %, heißt es in einer Studie. Für Finnland ist die Bank nicht unbedingt optimistischer: Hier hat Nordea die BIP-Prognose für 2012 von 3 % auf 1,6 % fast halbiert.Bleibt noch Norwegen als vergleichsweise sicherster der nordischen Häfen: Das Land verfügt über zwei Assets, die in der gegenwärtigen Situation enorm wichtig sind: Rohstoffe und Geld. Daher sind die Analysten für Norwegen auch weit weniger pessimistisch. Insbesondere Unternehmen, die im Bereich Ölförderung und Exploration tätig sind, gelten als chancenreich. Die niedrige Arbeitslosenquote von rund 3 % und die moderaten Lohnsteigerungen dürften laut Nordea auch die Binnennachfrage stabilisieren. Zudem könnten die Anleger in Norwegen mitunter vonWährungseffekten profitieren: Die langfristigen Aussichten für die norwegische Krone “sind dank der starken Inlandsnachfrage, der größeren Zinsdifferenzen und der prognostizierten anhaltend hohen Ölpreise äußerst günstig”, heißt es bei SEB.