Kapitalanlage

Nuklearer Brennstoffmarkt boomt

Der Uranpreis befindet sich auf langjährigen Höchststanden - Minengesellschaften sind überbewertet

Nuklearer Brennstoffmarkt boomt

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die hohen Preise für Öl und Gas und die Konflikte im Nahen Osten haben den Fokus auf die alternativen Energien gerichtet. Das hat in den vergangenen Wochen nicht nur zu einem Hype der Solarwerte wie Solarworld, Q-Cells und Conergy geführt, sondern auch die Preise für Uran und deren Förderunternehmen nach oben getrieben. Wegen der Gesundheitsgefahren durch die Radioaktivität und des möglichen Einsatzes in Atomwaffen ist zwar die wirtschaftliche Verwendung von Uran politisch umstritten. Dennoch möchte eine Reihe von Staaten neben den alternativen Energien auch den Bau von neuen Kernkraftwerken fördern, um sich von den fossilen Brennstoffen unabhängiger zu machen. Aktuell stammen etwa 16 % der weltweiten Stromproduktion aus Kernkraftwerken. Fehlende KontrakteDen Rohstoff Uran an den Commodity-Märkten zu handeln erscheint fast so schwierig, wie die Anreicherung des radioaktiven Elements. Anders als Gold, Silber, Palladium oder andere Industriemetalle ist Uran nie in standardisierten Kontrakten abgebildet worden. Uran wird häufig nur in einer Richtung durch langfristige Verträge gehandelt, die direkt zwischen dem Kunden und dem Verkäufer verhandelt werden. Die Ausgestaltungen dieser langfristigen Kontrakte variieren von Fall zu Fall. Obwohl sich in diesem Markt keine spekulativ eingestellten Anleger tummeln, hat sich Uran in den vergangenen Jahren stark verteuert. Nach einem Tiefstand im Jahr 2001 von 7 Dollar pro Pfund wird heute das Uran bei 37 Dollar pro Pfund ( = 450 Gramm) gehandelt, ein langjähriger Höchststand. Ein Ende des Aufwärtstrends ist wegen der begrenzten Reserven fossiler Brennstoffe und des Baus neuer Kernkraftwerke vor allem in China, Indien und Russland noch nicht abzusehen. Weltweit sind etwa 140 neue Reaktoren in Planung. Derzeit liegt der Uranbedarf für die weltweit mehr als 440 Kernkraftwerke bei rund 68 000 Tonnen pro Jahr. 58 % werden durch die Produktion aus Minen gedeckt. Ein weiterer großer Teil wird aus der Nutzung spaltbaren Materials alter Nuklearwaffen gewonnen. Bis 2014 wird mit einem Anstieg des Bedarfs auf 180 000 Tonnen pro Jahr gerechnet. Limitierte MöglichkeitenFür Privatanleger sind die Möglichkeiten begrenzt, in den Rohstoff zu investieren. Cameco gilt mit einem Weltmarktanteil von 20 % als der weltweit größte Uranproduzent. Die Förderung von Uranoxid (U3O8) spielt bei den großen Minengesellschaften lediglich eine untergeordnete Rolle. Cameco hat ihren Sitz in der kanadischen Provinz Saskatchewan und fördert neben Uran auch noch kleinere Mengen Gold. Die Kanadier sind darüber hinaus beteiligt an einem Kernkraftwerk in Ontario, das etwa 1,5 Megawatt produziert. Die Uranreserven des Unternehmens werden auf etwa 250 000 Tonnen geschätzt. Die Kanadier haben glänzende Zahlen für das vierte Quartal vorgelegt. Sie konnten ihren Umsatz um 45 % und den Nettogewinn um 54 % gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal steigern. Im Gesamtjahr 2005 steigerte das Unternehmen die adjustierten Nettogewinne um 14 % von 1,01 Dollar auf 1,17 Dollar pro Aktie. Der Uranumsatz stieg das fünfte Jahr in Folge auf Rekordwerte. Der Wert ist aktuell mit einem für 2006 geschätzten KGV von 41 und einer Börsenkapitalisierung von mehr als 10 Mrd. Euro nicht mehr günstig. Zwar sind die Aussichten für die steigende Urannachfrage der Atomwirtschaft sehr gut. Doch die hohe Bewertung birgt ein ungünstiges Chance-Risiko-Verhältnis für die Aktie. Hier sollte eine Korrektur abgewartet werden. Der zweitgrößte Uranförderer Kanadas nach Cameco ist Denison Mines. Mit Uranreserven von 6 123 Tonnen ist das Unternehmen deutlich kleiner als Cameco. Der Umsatz betrug 2004 gerade einmal 27 Mill. Euro. Die Investitionen in die Explorationen von Uranlagerstätten sind hoch. Der Geschäftsverlauf gab daher im vergangenen Jahr wenig Anlass zur Freude. Die Verluste sind im dritten Quartal auf 0,03 Euro pro Aktie angestiegen. Der Aktienkurs pendelt seit gut einem Jahr seitwärts zwischen 12 und 18 Dollar. Investment-VehikelWesentlich interessanter ist die Beteiligung an der Uranium Participation, die im Mai 2005 an der Börse in Toronto gelistet wurde. Dabei handelt es sich um ein Investmentunternehmen, das direkt in einen Bestand an Uranoxid investiert hat. Der Wert ist im Grunde eine Alternative für Anleger, die auf einen steigenden Uranpreis spekulieren. Das Portfolio besitzt einen Anteil an 1 610 Tonnen Uran im Wert von umgerechnet 4,04 Euro pro Aktie per Ende Dezember 2005. Die Aktie notiert bei 5,17 Euro etwas über dem inneren Wert. Bei Rio Tinto und BHP Billiton ist die Uranförderung nur ein kleines Geschäftsfeld. Nichtsdestotrotz besitzt Rio Tinto eine Uranmine in Namibia, die 7,7 % der weltweiten Uranproduktion deckt. Die Aktien dieser Minengesellschaften kommen einem breit diversifizierten Rohstoffportfolio gleich.