Asset Management - Die Kapitalanleger

Ohne Tradition, aber mit scharfem Profil

Kurt von Storch hat mit seinem jungen Family Office am Markt ambitionierte Ziele - Kölner Vermögensverwalter managt 2 Mrd. Euro

Ohne Tradition, aber mit scharfem Profil

Von Antje Kullrich, Düsseldorf “Wir sind auch mal unbequem.” Für den Vorstand eines Family Office, der Königsklasse in der Vermögensverwaltung, ist das ein ungewöhnlicher Satz. Forsche Aussagen sind in dem Geschäft mit einer reichen, aber auch heiklen Klientel nicht gerade an der Tagesordnung. Kurt von Storch hat sich mit seiner 1999 gegründeten Vermögensverwaltung in einen Markt vorgewagt, der neben ungeheurer Diskretion geprägt ist von altehrwürdigen Privatbankhäusern und Beziehungen über Generationen hinweg. Das kann der frühere Goldman-Sachs-Banker nicht bieten: “Wir haben keine lange Tradition und kein großes Eigenkapital. Wir profilieren uns über Sachkompetenz und verzichten auf Events wie Polo und Segeln.” Das Pfund, mit dem er wuchert, ist ein scharfes Profil. “Wir setzen uns ein für unsere Ideen. Das schätzen die einen, die anderen nicht.”Vor gut drei Jahren begann er, in Gold zu investieren. Seine Kunden – der Family-Office-Zweig von Flossbach & von Storch betreut zehn Familien mit Großvermögen über 50 Mill. Euro – waren zunächst skeptisch. Keine Dividende und sogar noch Lagerkosten, lauteten die Argumente. Doch von Storch ließ nicht locker. Binnen eineinhalb Jahren, so erzählt er, habe er sämtliche Familien überzeugt, einen Teil ihres Vermögens physisch in dem Edelmetall anzulegen. Mittlerweile hat sich der Goldpreis verdoppelt. Kurt von Storch ist sich bewusst, dass er mit seiner Investmentphilosophie so manchen der besonders Betuchten nicht erreichen kann. Ein bloßer Buchhalter oder gehobener Concierge-Service will er nicht sein. “Wir übernehmen die Verantwortung für die Performance.” Anders hat von Storch gegen die arrivierten Anbieter, die ihre Dienste zum Teil auch günstiger anbieten, wohl auch keine Chance. Drastische EntscheidungBei gesellschaftlichen Ereignissen oder in elitären Clubs akquiriert von Storch nicht. Da sind die alteingesessenen Konkurrenten einfach besser vernetzt. “Der Schritt, zu uns zu kommen, ist schon ein großer”, sagt der 46-jährige Vermögensverwalter. Als aktiver Risikomanager scheut er vor drastischen Schritten nicht zurück: Als die Subprime-Krise, die sich zu einer Vertrauenskrise mauserte, im Sommer aufzog, kündigte von Storch alle Festgelder, verkaufte sämtliche Geldmarkt- und offenen Immobilienfonds und tauschte sie in kurzlaufende deutsche Staatspapiere. “Es war der größte Kauf von Bundesanleihen, den wir je getätigt haben”, resümiert er. “Wir wünschen uns dieses Maß an Aktivität eigentlich gar nicht.” Gerade in Krisen sieht er die Unabhängigkeit seines Hauses als Vorteil. Festgelder beim eigenen Institut zu kündigen hätten sich die an Banken angeschlossenen Family Offices wohl eher nicht getraut, vermutet von Storch. Ganz ohne potenzielle Interessenkonflikte geht es angesichts von 15 betreuten Publikumsfonds jedoch auch in Köln nicht. Bei den Kunden des Family Office seien diese Produkte in der Regel auch nicht erwünscht, betont von Storch.Das Unternehmen Flossbach & von Storch betreut heute 2 Mrd. Euro Kundengelder. Zehn Großvermögen im Family Office sowie 60 Kunden in der Vermögensverwaltung, die bei 5 Mill. Euro aufwärts startet, zählt die junge Firma, die große Ambitionen hat: “Unser Ziel ist es, innerhalb der nächsten fünf Jahre der führende unabhängige Vermögensverwalter mit Family Office zu werden”, sagt von Storch. Er ahnt, dass er es nicht gemessen am verwalteten Vermögen schaffen wird, will aber in Bezug auf Know-how und Ruf punkten. Margarine-Werk in HamburgDer Vermögensverwalter stammt selbst aus einer Unternehmerfamilie. Der Großvater gründete vor dem Zweiten Weltkrieg eine Margarinefabrik in Hamburg, verkaufte sie aber in den siebziger Jahren unter starkem Konsolidierungsdruck in der Nahrungsmittelindustrie. Der Enkel war bereits früh vom Unternehmertum fasziniert. Nach Abitur und Bundeswehr zog es von Storch ein halbes Jahr nach Paris, um Französisch zu lernen und sich über seine Pläne klar zu werden. Er entschied sich für ein BWL-Studium in Köln, wo er seinen heutigen Partner Bert Flossbach kennenlernte. Beide Studenten waren Mitglieder in einem Investmentclub am Lehrstuhl für Bankbetriebslehre, experimentierten mit den heißen Tipps diverser Börsenbriefe und entdeckten ihre dauerhafte Leidenschaft für Wertpapiere. Im Sommer 1985 ging Kurt von Storch für ein Praktikum zu Julius Bär nach New York. “Da war ich an der Wall Street und hatte Blut geleckt.”Die Schweizer Investmentbank bot ihm einen Job an. Nach dem Diplom fing von Storch in der US-Finanzmetropole am 5. Oktober 1987 als Wertpapierhändler an zu arbeiten – genau zwei Wochen vor dem schwarzen Montag. Der Crash am 19. Oktober beeindruckte den Berufseinsteiger tief: “Das war existenziell und etwas ganz anderes als ein Börsenspiel. Für den Anfang war das gar nicht so schlecht”, meint von Storch heute. Anfang der neunziger Jahre ging er zurück nach Deutschland und wechselte 1993 zu Goldman Sachs, wo damals Quereinsteiger für das Private Banking gesucht wurden – eine Sparte, in der die Investmentbank selbst in Europa noch gänzlich unbekannt war. Hier traf er seinen Studienfreund Flossbach wieder, mit dem er sich sechs Jahre später schließlich in Köln selbständig machte.Das Family Office von Flossbach & von Storch betreut vor allem Familien, die ihr selbst aufgebautes Unternehmen verkauft haben und ihr nun liquides Vermögen neu strukturieren wollen. Etwa 300 bis 500 Mill. Euro bringen die Family-Office-Kunden mindestens mit. Der Unternehmer Kurt von Storch schätzt es, seinen Kunden auf Augenhöhe zu begegnen. Und die müssen es schätzen, von ihrem Vermögensverwalter auch mal hartnäckigen Widerstand zu bekommen. So wie beim Gold. Dort lautet nach Angaben von von Storch die Devise der einst skeptischen Kundschaft heute: “Kein Gramm verlässt den Hof.”Bisher erschienen: – 27.11.: Eckhard Sauren