Asset Management

Öko-Fonds werden zurechtgestutzt

Volumen nachhaltiger Publikumsprodukte bricht trotz vieler Neuzulassungen 2008 drastisch ein

Öko-Fonds werden zurechtgestutzt

Von Antje Kullrich, Düsseldorf Die fetten Jahre sind für Öko-Fonds vorbei. Während die Trendthemen Klimaschutz, Solar- und Umwelttechnik lange Zeit für kräftige Nachfrage bei nachhaltigen Kapitalanlagen sorgten, kehrte 2008 Ernüchterung ein. Die Zahl der Produkte im Nischenmarkt nachhaltige Publikumsfonds wuchs zwar auch 2008 weiter stürmisch, allerdings gingen die Volumina drastisch zurück. Anbieter und Vermittler von Öko-Fonds verbreiten dennoch Zweckoptimismus: Der langfristige Wachstumstrend bei nachhaltigen Anlagen sei intakt, die Anlegergemeinde treu. Ob bei den Performance-Daten der vergangenen Monate jedoch auf kürzere Sicht neue Investorengruppen erschlossen werden können, bleibt fraglich. Ende des Solar-BoomsVor allem die Aktienfonds erzielten hohe Verluste. Keiner der vom Sustainable Business Institute (SBI) in Oestrich-Winkel analysierten 170 Öko-Fonds lag 2008 in der Gewinnzone – das Minus belief sich vielmehr auf bis zu 80 %. Die Anleger können sich zwar immer noch einreden, dass sie ihre Verluste mit gutem Gewissen machen, doch ein wirklicher Trost dürfte das für die meisten nicht sein. Vor allem Themenfonds sind im vergangenen Jahr dramatisch eingebrochen. Am schlimmsten, so skizziert Paschen von Flotow, Geschäftsführer des SBI, habe es Erneuerbare-Energie-Fonds getroffen. “Es stellt sich im Zuge der Finanzkrise als äußerst schwierig heraus, große Projekte vor allem im Solarbereich zu finanzieren. Ohnehin waren die Erwartungen in den Himmel geschossen und viele Aktien überbewertet”, begründet von Flotow die Entwicklung. Beispiel Solarworld: Deutschlands größter börsennotierter Solarkonzern (nach Marktwert) verzeichnete zwischen Anfang 2005 und Anfang 2008 eine Kursexplosion von rund 700 %. Der TecDax legte im gleichen Zeitraum “nur” um etwa 70 % zu. Ähnlich wie der GesamtmarktDie Outperformance der Themenfonds zwischen 2003 bis ins Jahr 2008 hinein sei nun korrigiert worden, erläutert von Flotow. Die sogenannten Best-in-Class-Fonds dagegen, die keine Branchenschwerpunkte festlegen, hätten Verluste in ähnlicher Größenordnung wie der Aktienfonds-Gesamtmarkt verzeichnet. Nach der Statistik des SBI ist das Anlagevolumen in nachhaltigen Publikumsfonds im deutschsprachigen Raum im vergangenen Jahr um 38 % auf 21 Mrd. Euro zurückgegangen – und das obwohl die Zahl der Fonds am Markt um gut 50 % auf 274 Produkte kletterte. Wie zersplittert die Nische ist, wird an den Einzelvolumina deutlich. Nur ganz wenige Fonds verwalten dreistellige Millionenbeträge oder knacken gar die Milliardengrenze. Viele verharren im zwei- oder gar einstelligen Millionenbereich. Zu den Anbietern, die in dem Nischenmarkt schon lange aktiv sind und über eine breitere Produktpalette verfügen, zählen Dexia, Fortis, KBC, SAM Group, Sarasin oder Swisscanto.50 Fonds mit einem Volumen von insgesamt 900 Mill. Euro wurden 2008 nach den Zahlen des SBI neu zugelassen, weitere 51 mit 2 Mrd. Euro kamen hinzu, die bereits in anderen Ländern eine Zulassung hatten. Acht Fonds wurden geschlossen, zusammengelegt oder beachteten keine Nachhaltigkeitskriterien mehr. Für 2009 ist von Flotow in puncto Neuzulassungen pessimistisch: “Die Zahlen der vergangenen beiden Jahre werden wir nicht mehr sehen.” Bis Anfang März wurden gerade einmal zwei neue Öko-Fonds angemeldet. Versiko äußert Zuversicht Alfred Platow, Gründer und Vorstand des auf nachhaltige Kapitalanlagen spezialisierten Finanzdienstleisters Versiko, ist dennoch zuversichtlich. Resignation bei seinen 55 000 Privatkunden sieht er nicht. Die hauseigene Kapitalanlagegesellschaft Ökoworld Lux soll als Reaktion auf die Finanzkrise offensiver mit Informationen umgehen und noch transparenter werden. Netto seien 2008 keine Anteile zurückgegeben worden, betont Platow. – – Gastbeitrag Seite 4