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Optionsscheinmarkt in Korea liegt am Boden

Gesetz lässt Umsätze um 90 Prozent einbrechen

Optionsscheinmarkt in Korea liegt am Boden

ars Frankfurt – Nach der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers befinden sich die Derivatemärkte weltweit im Fokus der Regulierungsbehörden. Ein warnendes Beispiel, wie Regulierungsbemühungen blühenden Märkten die Grundlage entziehen können, ist derzeit Südkorea. Der einstmals größte Handelsplatz für Optionsscheine war zuletzt Ziel zahlreicher regulatorischer Einschränkungen. Sinn der neuen Regeln war es, die Marktgröße zu reduzieren, weil der Warrantmarkt in den Augen der Finanzaufsicht in Korea, der Financial Services Commission (FSC), mit seinem Umsatz eine kritische Größe erreichte. Im vergangenen Jahr kam der Handelsplatz auf ein Umsatzvolumen von 282 Mrd. Dollar nach 369 Mrd. Dollar im Jahr 2010.FSC bestimmte, dass sich der Anleger nur dann am Optionsscheinmarkt engagieren darf, wenn er eine Mindesteinlage von 15 Mill. Won (13 000 Dollar) nachweisen kann und eine entsprechende Ausbildung zum Handel von Optionsscheinen hat. Das vorerst letzte Gesetz, das am 12. März in Kraft getreten ist, hat zu einem Einbruch der Umsätze geführt, nachdem es dem Liquidity Provider die Kraft zum Market Making geraubt hat. Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen sank von 430 Mill. Dollar täglich im Jahr 2011 auf 91 Mill. Dollar am 12. März dieses Jahres. Dieses Gesetz übte damit den größten Effekt auf den Markt aus. Es hatte die sogenannten Liquidity Provider im Fokus, deren Aufgabe die Qualitätssicherung und die Liquiditätsspende im elektronischen Handel ist. Die neue Regel erlaubt den Providern, nur noch dann im Markt einzuschreiten, wenn die Marktspreads die Schwelle von 15 % überschreiten. Die daraus erfolgte Ausweitung der Spreads zwischen Geld- und Briefkurs verteuerte den Handel derart, dass sich die meisten Anleger vom Markt zurückzogen. Emittenten bieten wegen des Umsatzeinbruchs kaum noch Optionsscheine an. “Korea ist ein Beispiel, wie lokale Autoritäten eines Landes, wie zum Beispiel die Finanzmarktaufsicht, aus Angst vor Fehlern wie seinerzeit bei Lehman Brothers über ihr Ziel hinausschießen und einen Markt nahezu zum Erliegen bringen”, sagt Christian Reuss, CEO von Scoach. Ähnliche Maßnahmen sind aber in Deutschland offenbar nicht geplant.Da die Nachfrage nach Hebelprodukten nach wie vor sehr groß ist, haben sich Anleger umorientiert. “Die Koreaner suchen sich nun die geeigneten Hebelprodukte an anderen Handelsplätzen wie beispielsweise in Hongkong oder Singapur”, sagt Reuss. Beide asiatischen Handelsplätze bieten einen laufenden Handel und enge Spreads. Andere haben sich Terminkontrakten zugewendet, die an der Forex gehandelt werden. Marktbeobachter berichten, dass die koreanische Aufsichtsbehörde offenbar überrascht ist über den starken Effekt ihrer Maßnahmen, sodass sie über Gegenmaßnahmen nachdenkt.