Perfekte Equity Story aus dem Reich der Mitte
Die Börse spricht über Börsengänge. Ein ganz besonderes IPO sorgt dieser Tage in Deutschland für Furore. Es geht um das erste chinesische Unternehmen, das sich im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse hat listen lassen. Das Debüt der ZhongDe Waste Technology, eines Herstellers von Müllverbrennungsanlagen, war ein glänzender Erfolg. Zwar ist das Volumen mit etwas mehr als 100 Mill. Euro nicht gerade Aufsehen erregend. Die Platzierung und die ersten Handelstage waren jedoch durchaus spektakulär. Schon am ersten Tag der Zeichnungsfrist war das Angebot überzeichnet. Bei letztendlich mehr als 13facher Überzeichnung am oberen Ende der Angebotsspanne von 23 bis 26 platziert, startete der Titel im Börsenhandel bei 30 Euro und damit bereits mit einem kräftigen Aufschlag. Zwei Handelstage später wurde das bisherige Hoch von 41,56 Euro erreicht, ein Zeichnungsgewinn von 60 %.Damit bestehen nun gute Chancen, dass ZhongDe tatsächlich wie erhofft der Türöffner für weitere Listings chinesischer Gesellschaften in Frankfurt wird und die Deutsche Börse bei ihren intensiven Bemühungen um Emittenten aus dem Reich der Mitte weitere Fänge machen wird. Möglich gemacht hat diesen Erfolg eine beinahe perfekte Equity Story, die aus Sicht der Anleger die Risiken überzukompensieren scheint. Aufgrund des starken Wirtschaftswachstums Chinas, das durch den zunehmenden Wohlstand immer mehr vom Konsum getragen wird, und der Verstädterung nimmt der Bedarf an zusätzlichen Müllbeseitigungskapazitäten gerade bei den Kommunen, die zu den Hauptabnehmern von ZhongDe gehören, rasant zu. Gleichzeitig hat die Verbrennung nur einen verschwindend geringen Anteil von 3 % an der chinesischen Entsorgung, und die Regierung plant, diesen Anteil in den kommenden Jahren kräftig hochzufahren. ZhongDe bietet somit eine exzellente Wachstums-Story. Der IPO-Erlös soll denn auch u. a. in den Ausbau von Produktionskapazitäten, die Ausweitung der Produktpalette und die Internationalisierung des Vertriebs investiert werden. Eine gute politische Verdrahtung ist für ein Unternehmen, das Müllverbrennungsanlagen verkauft, sicherlich nicht von Nachteil. Insofern ist auch eine Randnotiz für den Investor beachtenswert. Der Chef der Gesellschaft, Zefeng Chen, ist Mitglied des Volkskongresses der Provinz Fujian.