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Pfandbriefbanken sehen sich zu hart bestraft

VDP-Präsident Bettink: Risikoarmes Geschäftsmodell bei Bankenabgabe und Leverage Ratio berücksichtigen

Pfandbriefbanken sehen sich zu hart bestraft

tl Frankfurt – Der Pfandbrief hat sich in der Finanzkrise bewährt, ja er sei Gewinner der Krise, findet Jan Bettink, Präsident des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (VDP). Er sollte daher nicht unnötig gefährdet werden. Bettink und VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt wandten sich daher in einem Pressegespräch gegen die Ausgestaltung jüngster gesetzgeberischer und regulatorischer Vorhaben wie der Einführung einer Bankenabgabe und einer Leverage Ratio.Was die Bankenabgabe angeht, konstatierte Bettink unter Hinweis auf das risikoarme Geschäftsmodell eine zu harte “Bestrafung” der Pfandbriefbanken. Er plädierte dafür, in der Bemessungsgrundlage für die Abgabe den Pfandbrief idealerweise wie Einlagen zu behandeln oder zumindest nur abgestuft, z. B. mit 50 % im Vergleich zu anderen Bankschuldverschreibungen, zu belasten. “Pfandbriefe sind ähnlich sicher wie Einlagen, die gar nicht in die Bemessungsgrundlage einfließen”, sagte er. “Gleiche Risiken sollten auch gleichbehandelt werden.” Allerdings ist sich die VDP-Führungsspitze offenbar der Tatsache bewusst, dass die Politik Ausnahmen sehr zurückhaltend gegenübersteht, weil mit jeder Ausnahme das Tor zu weiteren Sonderregelungen geöffnet würde.Schätzungen über die zu erwartende Gesamtbelastung der Pfandbriefbanken durch die Bankenabgabe gibt es bisher vom VDP nicht. Die Berlin Hyp, deren Vorstandsvorsitzender Bettink ist, würde unter Berücksichtigung der Kappungsgrenze von 15 % des Jahresgewinns mit 9 Mill. Euro belastet, sagte er. Gegen festes VerhältnisAuch gegen die von den internationalen Bankenaufsehern geplante Einführung einer Leverage Ratio hat der VDP Einwände. “Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine schärfere Regulierung”, betonte Tolckmitt. “Aber ein festes Verhältnis von Eigenkapital und Bilanzsumme halten wir gerade bei Banken, die ein extrem risikoarmes Geschäft betreiben, für nicht sinnvoll.” Außerdem würde bei einem absoluten Schuldenhebel die Gewichtung der jeweiligen Risiken – einer der zentralen Grundsätze der geltenden Eigenkapitalregeln (Basel II) – außer Acht gelassen.Auf dem Tisch liegt der Vorschlag, die Bilanzsumme auf das 33,3-Fache des Kernkapitals zu beschränken. Die Berlin Hyp z. B. kommt derzeit auf eine Relation von über 40. “Als Folge werden alle Banken in den kommenden ein bis zwei Jahren ihr Geschäftsmodell anpassen”, sagte Bettink voraus. Den Banken stünden zwei Wege offen: zusätzliches Kapital aufnehmen oder Risikoaktiva abbauen. “Vermutlich wird es eine Mischung aus beidem”, glaubt der VDP-Präsident. Das Staatsfinanzierungsgeschäft ließe sich unter Renditegesichtspunkten praktisch gar nicht mehr betreiben. Die Folgen für die öffentliche Hand in Deutschland wären gravierend. Mehr PreistransparenzBeim Thema Market Making bei Jumbo-Pfandbriefen sprach sich Tolckmitt für eine Initiative aller Covered-Bond-Märkte aus. “Das ist nicht nur ein Pfandbrief-Problem.” Fixe Bid-Ask-Spreads seien nicht mehr zeitgemäß und sollten durch eine zeitnahe Nachhandelstransparenz ersetzt werden.Noch im September will der VDP eine Transparenzinitiative umsetzen, nach der auf der Homepage des Verbandes (www.pfandbrief.de) wichtige Angaben zum Pfandbriefumlauf und zur Zusammensetzung und Struktur der dazugehörigen Deckungsmassen aller Mitgliedsinstitute (§ 28 Pfandbriefgesetz-Reports) veröffentlicht werden sollen. Dabei handelt es sich um Daten per Juni 2010 sowie historische Vergleichsdaten bis zum 31. Dezember 2008.