Immobilien - Gespräch mit Bärbel Schomberg

Pflichtenheft soll Transparenz erhöhen

Initiative Corporate Governance verabschiedet Kriterienkatalog

Pflichtenheft soll Transparenz erhöhen

Von Thomas List, Frankfurt Ein neues Pflichtenheft zum Compliance Management soll die von der Initiative Corporate Governance der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) bereits beschlossenen Grundsätze einer guten Unternehmensführung (“Leitfaden Wertemanagement”) in die Praxis der Immobilienunternehmen verankern. Ein wesentliches Ziel dieser Vorhaben ist es, Unternehmensführung und Transparenz der Unternehmen zu verbessern und damit der Branche wieder zu einer guten Reputation zu verhelfen. Fünf Bausteine”Das Pflichtenheft enthält fünf Bausteine für den Alltag eines Unternehmens”, sagte Bärbel Schomberg, Vorstandsvorsitzende der ICG, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. In einer Grundwerteerklärung müssen Unternehmenswerte und -ziele schriftlich festgelegt werden (Baustein 1). Daraus folgt die konkrete Umsetzung in Verhaltensstandards, die u. a. ein absolutes Korruptionsverbot und den Umgang mit Geschenken, Einladungen und sonstigen Vorteilen enthält (Baustein 2). Die Gründung der ICG als freiwillige Selbstorganisation der Immobilienwirtschaft ist im Jahr 2002 ist auch als Reaktion auf die Korruptionsskandale der damaligen Zeit insbesondere in Frankfurt entstanden. Der ICG gehören 60 Unternehmen und 60 persönliche Mitglieder – überwiegend die Chefs der Unternehmen – an. Zu den Firmen gehören insbesondere Banken wie die Aareal Bank, Fondsgesellschaften wie Commerz Real und Jamestown, Anwaltssozietäten wie Clifford Chance und Dienstleister wie ECE und PWC sowie Bestandshalter wie GSW und Carlyle. Im dritten Baustein des Pflichtenhefts geht es um die Verbindlichkeit der Verhaltensgrundsätze und -richtlinien für das konkreten Handeln jedes einzelnen Mitarbeiters. Dazu sollen sich Führungskräfte und Mitarbeiter verpflichten (Compliance-Erklärung), dies muss aber auch trainiert werden. Entsprechend ist auch das Personalmanagement gefordert. Schließlich gilt Wertemanagement als Führungsaufgabe, sprich die Führungskräfte müssen auch hier ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Breit kommunizieren”Das Wertemanagement soll aber auch nach innen und außen kommuniziert werden”, betont Schomberg. “Wer sich diesen Grundsätzen unterwirft hat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Unternehmen, die dies nicht tun.” Schließlich geht es im fünften und letzten Baustein des Pflichtenhefts darum, wer die Wirksamkeit des Wertemanagements nachhaltig sicherstellt (z. B. Topmanagement, Lenkungskreis Compliance, Ombudsmann) und wie dies überprüft werden kann. Dabei geht es sowohl um ein verpflichtendes unternehmensinternes Monitoring als auch um ein externes Auditing durch Wirtschaftsprüfer. “Wir haben dafür bereits eine Prüfungsordnung entwickelt. Nach erfolgreicher Prüfung erhält das Unternehmen von uns ein Zertifizierungssiegel. Dieses muss in regelmäßigen Abständen erneuert und kann auch veröffentlicht werden.” Drei PilotunternehmenDas Pflichtenheft zum Compliance Management in der Immobilienwirtschaft wurde auf der ICG-Mitgliederversammlung am 5. Oktober verabschiedet. “Drei Unternehmen – Vivico, Jones Lang LaSalle und Bilfinger Berger – haben sich als Pilotunternehmen zur Verfügung gestellt und werden jetzt als erste den Leitfaden umsetzen. Weitere Unternehmen folgen im kommenden Jahr. Mit ersten Zertifizierungen durch die ICG rechne ich im ersten Halbjahr 2009.”