ASSET MANAGEMENT - IM GESPRÄCH: SANDRO PIERRI

Pioneer kämpft sich zurück an die Oberfläche

Der Chef des Fondshauses über die Erfolge der Neuaufstellung und veränderte Investmentstrategien - Asien und Amerika im Fokus

Pioneer kämpft sich zurück an die Oberfläche

In der Finanzkrise ist Pioneer Investments ordentlich durchgeschüttelt worden. Nach einer umfassenden Neuaufstellung im Rahmen eines Fünf-Jahres-Planes gelingt es dem Asset Manager allmählich, an alte Erfolge anzuknüpfen. Unicredit hat einstweilen von Verkaufsplänen Abstand genommen.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtMit einem umfassenden Reformprogramm hat sich die Fondsgesellschaft Pioneer Investments gegen die Verkaufsabsichten ihres Mutterkonzerns Unicredit gestemmt. Und zwar mit großem Erfolg, unterstreicht der Chief Executive Officer (CEO) des italienischen Asset Manager, Sandro Pierri, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Die Verkaufspläne sind vom Tisch, da wir alle Planziele erreicht haben, unser Geschäft heutzutage viel solider aufgestellt ist und wir für Unicredit nachhaltig Wert schaffen”, sagt der 49-Jährige, der seit Mitte 2012 die Geschicke des Vermögensverwalters lenkt. Fünf-Jahres-PlanBei der bis zur Finanzkrise stark auf Italien ausgerichteten Gesellschaft hatten die Kunden in den Jahren 2008 und 2009 rund 45 Mrd. Euro abgezogen. Das war fast ein Fünftel des einst in der Spitze verwalteten Vermögens. Nach erfolglosen Verkaufsbemühungen durch Unicredit war unter dem Amtsvorgänger von Pierri, Roger Yates, 2011 ein Fünf-Jahres-Plan für die dahinsiechende Fondsgesellschaft entwickelt worden.Umstrukturierungen und veränderte Investmentprozesse standen dabei im Mittelpunkt. So wurde im traditionell starken Standbein Fixed Income (rund 60 % der Assets under Management) der Investmentprozess neu aufgezogen, nachdem hier die Anleger enttäuscht worden waren. “Wir haben uns bei den Festverzinslichen von der Benchmark-Orientierung gelöst und wenden uns flexibleren Strategien zu, unter anderem Absolute Return.” Dies habe der Performance dieser Produktgruppe gutgetan, im Schnitt weist der Bereich in diesem Jahr eine positive Rendite vor. Standorte geschlossenDaneben konzentriert sich Pioneer auf europäische und globale Aktien, Mischfonds und Schwellenländeraktien. In den Schwellenländern wurden in einem ersten Schritt viele Standorte geschlossen; der gesamte Bereich wurde auf London konzentriert. Denn auch diese Produkte hatten Schwäche gezeigt. Die Assetklasse globale Aktien wurde auf den Standort Boston konzentriert.Zudem versucht die Gesellschaft im Rahmen ihrer neuen Strategie, die internationale Präsenz auszubauen, um weniger abhängig vom italienischen Markt zu sein. Heute steht das Heimatland nur noch für die Hälfte des verwalteten Vermögens, die USA für ein Fünftel und Deutschland für ein Zehntel (siehe Grafik). “Unsere Wachstumsregionen der Zukunft sind Asien, Lateinamerika und die USA”, berichtet Pierri. Seit Auflage des Fünf-Jahres-Planes wurden die Assets in diesen Regionen um ein Viertel gesteigert. Asien und Lateinamerika, und dort insbesondere Chile, Kolumbien, Peru und Mexiko, seien vor allem wegen ihrer Pensionseinrichtungen interessant. Ein letzter Punkt in der Neuaufstellung war eine gewisse Abnabelung von Unicredit. Zum einen geschah dies im Vertrieb. Als Folge dessen steht der Mutterkonzern heute nur noch für die Hälfte des Absatzes. Zum anderen wurden auch die Führungsstrukturen reformiert, um eine stärkere Selbständigkeit bei der Tochter zu bekommen.Das Reformprogramm hat Pioneer Investments gutgetan, wenn auch nicht alle verloren gegangenen Gelder zurückgeholt werden konnten. Aber immerhin verwaltet die Gesellschaft schon wieder weltweit 172,3 Mrd. Euro. Dabei ist das Privatkundengeschäft (direkt und Wholesale) eindeutig mit 75 % das Schwergewicht. “2013 war ein besonders gutes Jahr, wir haben bis Ende Oktober 8,3 Mrd. Euro netto eingesammelt, die Hälfte davon stammt von Profianlegern.”Das Deutschlandgeschäft läuft auf institutioneller Ebene ebenfalls rund. Hier gab es Zuflüsse von 1,1 Mrd. Euro, so dass Pioneer in diesem Geschäftsfeld auf 8,4 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen kommt. In dem etwas größeren Privatkundengeschäft geht es dagegen in diesem Jahr leicht abwärts mit Abflüssen von rund 100 Mill. Euro, so dass das Segment (Retail und Wholesale) derzeit auf 8,9 Mrd. Euro Assets under Management kommt.Der Pioneer-CEO sieht aber dennoch keine Notwendigkeit, im deutschen Privatkundengeschäft eingreifen zu müssen: “Wir sind stärker aktienlastig in Deutschland, das erklärt die Abflüsse, insgesamt sind wir in Deutschland auf dem richtigen Weg, die Aufstellung ist grundrichtig”, hebt er hervor. In der Tat sind in diesem Jahr in der gesamten Branche trotz der Rekordfahrt an den Börsen knapp 4 Mrd. Euro an Abflüssen bei Aktienfonds erfolgt.