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Plädoyer für Umschuldung und Transferunion

Genossen fordern mutige politische Entscheidungen

Plädoyer für Umschuldung und Transferunion

ski Aying – Bei der Bewältigung der Euro-Krise führt aus Sicht von Union Investment an einer Umschuldung für Griechenland, an einer Transferunion inklusive Einführung gemeinschaftlicher Bonds und auf Dauer auch an verstärkter fiskalpolitischer Integration unter Verzicht auf nationale Souveränität kein Weg vorbei. Auch für Portugal und Irland wollte Jens Wilhelm, für das Portfoliomanagement und das Immobiliengeschäft zuständiges Vorstandsmitglied der genossenschaftlichen Fondsgruppe, die Notwendigkeit einer Umschuldung nicht ausschließen. Positiver MarktausblickWilhelm konstatierte in einem Pressegespräch eine von “Politik und Institutionen” zu verantwortende Eskalation, bei der zuletzt mit Italien der drittgrößte Anleihemarkt der Welt ins Kreuzfeuer der Investoren geraten sei, obwohl sich die Fundamentaldaten des Landes nicht gravierend verändert hätten. Zur Enttäuschung der Kapitalmärkte trage wesentlich bei, dass die Regierungen in der Eurozone über mögliche Lösungen “viel gegackert” und damit Erwartungen geweckt hätten, ohne jedoch endlich das Ei zu legen. Für Verunsicherung habe auch gesorgt, dass Italiens Finanzminister Giulio Tremonti mit seinen Plänen für ein Sparprogramm zunächst von Regierungschef Silvio Berlusconi zurückgepfiffen worden sei. Solche Kapriolen trieben den Preis für die Rettung des Euro immer weiter in die Höhe.Jetzt bleibe für klare politische Signale und mutige Entscheidungen nicht mehr viel Zeit, sagte Wilhelm. Ein Fahrplan zur Bewältigung der Schuldensituation Griechenlands und anderer Peripherieländer müsse sofort vorgelegt werden, um einen Ausweg aus der Euro-Krise zu finden, wobei der Fokus mehr auf der Lösung des Solvenzproblems als auf der Frage der Liquidität liege. Für notwendig hält Wilhelm unter anderem auch die Bereitstellung von Kapital zum Kauf von Staatsanleihen durch die Stabilisierungsfazilität EFSF. Das damit effektiv verfügbare Volumen von 440 Mrd. Euro reiche freilich nicht aus. Ferner nannte der oberste Portfoliomanager der Union Brady-Bonds nach dem Muster der lateinamerikanischen Schuldenkrise der achtziger Jahre als Möglichkeit zur Teilentschuldung.Jenseits der mit der Staatsschuldenkrise verbundenen Risiken gab Wilhelm einen recht zuversichtlichen Ausblick auf die Entwicklung der Kapitalmärkte. Der aktuelle Konjunktur- und Gewinnzyklus sei noch nicht zu Ende. Im zweiten Halbjahr werde sich das weltweite Wirtschaftswachstum wieder beschleunigen, auch wenn nicht mit weiteren Impulsen seitens der Finanzpolitik und der Notenbanken zu rechnen sei – Wilhelm erwartet auch kein “Quantitative Easing 3” in den USA. Für Deutschland lautet seine Wachstumsprognose für 2011 auf 3,2 bis 3,3 %, der Aufschwung gewinne hier an Breite und werde zunehmend auch von den Investitionen angetrieben. In den entwickelten Märkten gebe es keinen dramatischen Inflationsdruck.Den Unternehmen, etwa im Stoxx Europe 600, traut Wilhelm in diesem und auch im nächsten Jahr erneut zweistellige Gewinnsteigerungen zu. Der Dax werde folglich noch im laufenden Zyklus einen neuen Höchststand jenseits von 8 000 Punkten markieren. Am Rentenmarkt werde Sicherheit heute teuer bezahlt, abzulesen etwa an der “Panikprämie” (z. B. zweijährige Bund-Rendite minus Euroland-Inflation). Mit dem sich beschleunigenden Aufschwung würden die Zinsen jedoch wieder zulegen. Bei zehnjährigen Bundesanleihen erwartet Wilhelm für 2012 einen Renditeanstieg auf 3,75 %. Chancen sieht er vor allem bei Unternehmensanleihen und in Emerging Markets.Vielversprechend sei der Ausblick für die Immobilienmärkte. “Die Mieten steigen, die Leerstände sinken, und in den zentralen Lagen werden die Flächen knapp”, sagte Wilhelm.