Finanzen persönlich

Policen aus dem Autohaus bieten viel überflüssigen Luxus

Versicherungspakete der Kfz-Hersteller sind teuer - Bei geringen Abstrichen am Leistungsumfang lässt sich eine Menge Geld sparen

Policen aus dem Autohaus bieten viel überflüssigen Luxus

Von Elke Dolle-HelmsSo günstig war der Neuwagenkauf noch nie: Wer ein altes Auto verschrottet, darf nicht nur die staatliche Abwrackprämie einstreichen, sondern zusätzlich üppige Prämien vom Autohersteller. Je nach Anbieter und Fahrzeugmodell gibt es bis zu 10 000 Euro. Kein Wunder, dass der Absatz von Neuwagen boomt. Da wittern auch die Autoversicherer gute Neugeschäfte. Denn Kunden, die ihr altes Auto gegen ein neues eintauschen, dürfen ihren Versicherungsvertrag umgehend kündigen und erhalten den zu viel gezahlten Beitrag zurück. Sonderrabatte lockenEinige Anbieter, darunter Huk-Coburg, HDI direkt und DEVK, locken Neuwagenkäufer derzeit gezielt mit Sonderrabatten. Autofahrer sollten sich davon jedoch nicht blenden lassen. Denn ein Rabatt bringt wenig, wenn das Angebot insgesamt teuer oder lückenhaft ist.Autoversicherungen gibt es nicht nur beim Versicherungsvertreter und über das Internet. Fast alle Autohersteller bieten inzwischen eigene Versicherungspakete mit interessanten Leistungen an. Dahinter stecken bekannte Namen aus der Versicherungsbranche. So etwa die Allianz hinter Volkswagen- und Opel-Policen, die Victoria ist Partner von BMW, HDI von Mercedes und die zum Nürnberger-Konzern gehörende Garant liefert den Risikoschutz von Ford. Kühlen Kopf bewahrenWenn es um guten und günstigen Versicherungsschutz für das neue Auto geht, lohnen allerdings ein kühler Kopf und genaues Rechnen. So bieten Verträge aus dem Autohaus zwar viel Bequemlichkeit und großzügige Extras, sind aber nicht billig. Die Kombination aus Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung für einen VW Tiguan 1.4 TFSI würde in Schadenfreiheitsklasse 12 derzeit beispielsweise 623 Euro im Jahr kosten, wenn der Kunde sie gleich im Autohaus mitordert. Ein geringfügig abgespecktes Versicherungspaket kostet bei der Huk 24 nur 274 Euro, ganze 349 Euro weniger. Zum Vergleich: Der teuerste Anbieter auf dem Markt versichert den Tiguan für 820 Euro.Auch Mercedes-Fahrer können sparen: Die Händler-Police für den Mercedes 220 CDI kostet 779 Euro, der günstigste Versicherer nimmt dafür 394 Euro, der teuerste 1 151 Euro.Zu den Sonderleistungen der Händlerangebote gehören in der Regel die beitragsfreie Mitversicherung von Zubehörteilen – ab Werk und nachträglich eingebaut – bis zu 5 000 Euro und der Schutz bei Unfällen mit Tieren aller Art, nicht nur wie sonst üblich mit Haarwild. “Mallorca-Police” inklusiveMitversichert sind Schäden durch Marderbisse, die “Mallorca-Police” für den Mietwagen im Ausland (danach gilt eine höhere, in Deutschland übliche Haftpflichtversicherungssumme als die lokal übliche, meist deutlich niedrigere Deckung) und der Schutzbrief. Bei Vollkaskoschäden gibt es einen kostenlosen Mietwagen. Ersatzfahrzeuge werden sonst nur bei Haftpflichtschäden bezahlt.So manches Extra der Autohaus-Policen kann sein Geld wert sein: Die Mercedes-Police bietet beispielsweise eine Neuwertentschädigung für 48 Monate ab Neuzulassung. Kunden, die ihr Auto während dieser Zeit durch Totalschaden oder Diebstahl verlieren, erhalten den kompletten Kaufpreis zurück.Großzügige Regelungen bieten auch die Policen von BMW und Ford mit 24 Monaten. Allerdings gilt dies oft nur, wenn das neue Auto beim selben Hersteller bestellt wird. Unabhängig vom Händler gekaufte Versicherungen gewähren oft nur Neuwertentschädigungen von sechs Monaten oder einem Jahr, komfortablere Policen gehen bis zu 18 Monate.Zu bedenken ist: Immerhin verliert ein Neufahrzeug im ersten Jahr 20 bis 30 % an Wert. Ohne Neuwertentschädigung bekommt der Kunde bei einem Totalschaden nur den Zeitwert seines Fahrzeugs. Dafür wird er auf dem Markt keinen gleichwertigen Ersatz finden. Individuelle Prüfung”Ob der Policenkauf im Autohaus sinnvoll ist, muss immer individuell geprüft werden”, sagt Wolfgang Schütz, Vorstandsmitglied des Online-Vergleichsportals Aspect Online aus Augsburg. Die Policen würden meist zusammen mit Leasing- und Finanzierungsverträgen sowie anderen Leistungen im Paket verkauft. Auch sind oftmals Verlängerungen der Herstellergarantie auf bis zu fünf Jahre und verschiedene Reparaturleistungen inklusive.Autofahrer müssten sich grundsätzlich fragen, so Schütz, ob sie wirklich alle Leistungen der Händler-Policen brauchten. Bei unabhängig eingekauften Policen gebe es fast genauso gute Leistungen für oftmals viel weniger Geld.Wenn es um ein neues Auto geht, sollte der Kunde aber abgespeckte Billigtarife meiden. Sie schließen Leistungen aus, die im Schadenfall sehr wichtig werden können. Ein Beispiel ist die Leistungsverweigerung bei grober Fahrlässigkeit. Schon das Überfahren einer roten Ampel kann dazu führen, dass der Autofahrer seinen Schaden aus der eigenen Tasche bezahlen muss. Nützlicher RabattretterNützlich ist der Einschluss eines Rabattretters für Schadenfreiheitsklasse 25 und höher. Dann folgt nach einem Schaden keine Rückstufung in eine ungünstigere Schadenfreiheitsklasse. Wer nur den sogenannten Rabattschutz vereinbart, hat zwar einen Schaden frei, wird bei einem Versichererwechsel aber automatisch heruntergestuft.Bei Leasingfahrzeugen ist der Einschluss eines Gap-Schutzes besonders wichtig. Bei Diebstahl oder Totalschaden gleicht dieser Baustein die Differenz zwischen der Erstattung des Versicherers und dem Ablösebetrag des Leasingvertrags aus. WerkstattbindungKaskoversicherungen mit Werkstattbindung sind beliebte Instrumente einiger Versicherer, ihre Kosten zu drücken. Wer sich darauf einlässt, spart rund 20 % seines Beitrags, darf sein Auto aber nur in bestimmten, vom Versicherer festgelegten Werkstätten reparieren lassen. Autofahrer, die in einem Ballungsraum wohnen, können sich darauf getrost einlassen. Inzwischen haben sich dem Werkstattnetz der Versicherer auch etliche Markenwerkstätten angeschlossen. Die Landbevölkerung kann sich kostenlos zur nächsten Vertragswerkstatt transportieren lassen, wenn das Auto nicht mehr fahrtüchtig ist.