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Preissteigerungen bei Baumwolle erwartet

Durch Produktionskürzungen droht Angebotsdefizit

Preissteigerungen bei Baumwolle erwartet

kko Frankfurt – Alte Pullover aufzutrennen, um aus der Wolle neue Kleider zu stricken, ist in den westlichen Gesellschaften schon seit einigen Jahren aus der Mode gekommen. Angesichts erwarteter Preissteigerungen am Baumwollmarkt könnte das Textil-Recycling aber wieder an Attraktivität gewinnen. Da die Nachfrage nach Baumwolle im Zuge der Wirtschaftskrise stark nachgelassen hat, steigen viele Bauern auf profitablere Anbaupflanzen wie etwa Mais, Soja oder Weizen um. Nach Einschätzung des US-Wirtschaftsministeriums (USDA) sollte die Nachfrage im laufenden Jahr mit rund 112 Millionen Ballen den niedrigsten Stand seit über 70 Jahren erreichen. Die Anbaufläche in den USA werde dadurch um 19 % auf 7,4 Millionen Acres schrumpfen. Das könnte nach Prognosen des Ministeriums aber dazu führen, dass sich die Angebots-Nachfrage-Situation im weiteren Jahresverlauf wieder umkehrt und ein Angebotsdefizit von 5,4 Mill. Ballen entsteht – genug, um etwa 1,16 Mrd. Paar Jens oder 4 Mrd. Shirts herzustellen, schätzt das USDA. Analysten rechnen daher auf mittlere Sicht mit anziehenden Preisen am Baumwollmarkt. So halten etwa die Experten von Goldman Sachs und Sucden Financial eine Teuerung um 22 % bis Ende 2009 für möglich. Sucden betont jedoch, dass kurzfristig noch kein Aufwärtspotenzial bestehe: “Dazu müsste erst die Nachfrage aus den Spinnereien ansteigen, Händlerangaben zufolge, ist das bisher aber nicht der Fall.” Auch die Schweizer Investmentgesellschaft Tiberius Group hält steigende Baumwollpreise ab der zweiten Jahreshälfte 2009 durchaus für möglich: “Seit Beginn der Finanzkrise haben sich die Baumwollpreise auf die Nachfrageseite des Marktes konzentriert, später in diesem Jahr sollte aber das Angebot in den Vordergrund rücken”, so das Institut Manfred Wolter, Analyst der LBBW, sieht vor allem eine Erholung auf den chinesischen Markt als möglichen Preistreiber für den Rohstoff. “Greifen in der chinesischen Volkswirtschaft auch nur kleine Teile der nationalen Konjunkturpakete, könnte der größte Baumwollimporteur der Welt dem größten Exporteur nach über 50 % Lagerabbau einen preistreibenden Angebotsengpass bescheren.”Im Jahr 2008 sind die Baumwollpreise an der US-Warenbörse ICE um 28 % gefallen und hatten damit die neuntschlechteste Performance des 19 Rohstoffe zählenden CRB Index. Der Index selbst fiel um 36 %.