Kapitalanlage

Premiere blendet Medienaktien ein

Erfolgreicher Börsengang der Bezahlsender-Gruppe verschafft dem Sektor erhöhte Aufmerksamkeit

Premiere blendet Medienaktien ein

Von Sascha Magsamen, FrankfurtPremiere hat Maßstäbe in Sachen Börsengang gesetzt. Die Bezahlsender-Gruppe unter Leitung von Vorstandschef Georg Kofler erblickte am vergangenen Mittwoch erstmals das Licht der Börsenwelt und lieferte dabei eine überzeugende, sprich für die Aktionäre wertsteigernde Vorstellung ab. Dank des regen Handels und eines Emissionsvolumens von 1,18 Mrd. Euro ist Premiere aus dem Stand heraus ein Kandidat für den MDax. Die Aufmerksamkeit von Analysten und Anlegern ist damit nicht nur wegen des Programms vorprogrammiert. Der nur noch rudimentär von den Banken und der Presse beobachtete und kommentierte hiesige Mediensektor umfasst 20 Aktien von Unternehmen, die im Sog der Premiere-Publikumsöffnung nun reüssieren könnten. Ein näherer Blick auf diese Aktien könnte für risikobereite Anleger auf mittelfristige Sicht ertrag- und damit spaßbringend sein. Indirekte Anlagen über Fonds sind kaum möglich, da es keine speziellen Anlageprodukte für den Sektor gibt. Tarnkappen-Hausse Seit dem Niedergang des einstigen Neuen Marktes und dem Platzen der New-Economy-Blase samt Ausbleiben der viel beschworenen Konvergenz der Medien kannten die Aktien von Senator, EM.TV, Helkon, Intertainment und Konsorten nur einen Weg – den nach Süden. Nach einer Reihe von Pleiten (H5B5, Das Werk, Fame) galt der Sektor unter Institutionellen und Privaten als Zockerecke mit wenig Substanz. Doch daran hat sich seit 2004 vieles geändert. Dank vielerorten radikaler Kostensenkungen und Restrukturierungen schaffte es eine Hand voll Gesellschaften, das Ruder herumzureißen. So haussierten die fast schon tot geglaubten Aktien von Advanced Medien, Senator Entertainment und EM.TV um mehrere hundert Prozent. Vor allem der einstige Anlegerliebling EM.TV scheint dank Werner Klatten auf gutem Wege und wird zunehmend von Institutionellen wiederentdeckt. Erfolgsgeschichten schrieben auch Jack White, United Labels, MME und CTS Eventim. Die Aktien der genannten Gesellschaften sind zum Teil sehr gut gelaufen und dürften kurzfristig eher zur Seite denn gen Norden tendieren. So haben sich etwa die Papiere des Ticketvermarkters CTS Eventim allein seit Jahresanfang um 44 % verteuert. Das überaus solide von Vorstand und Gründer Klaus Peter Schulenberg geführte Unternehmen weist nun jedoch eine 307,8-Mill.-Euro-Bewertung auf, die angesichts eines geschätzten KGV von 41 erstmal wenig Luft für Kurssteigerungen lässt. Noch Potenzial hingegen scheint MME zu bieten. Die TV-Produktionsgesellschaft hat sich seit Übernahme der etwa dreimal so großen Moviement Gruppe zur Nummer 5 in Deutschland gemausert. Dem Börsenwert von 61,8 Mill. Euro steht ein 2005er Plan-Ebit von etwa 7 Mill. Euro gegenüber, die Abschreibungen sind aufgrund der Übernahme derzeit schwer zu kalkulieren. Sollte MME die für 2006 in Aussicht gestellten Planzahlen tatsächlich erreichen – es ist von 100 Mill. Euro Umsatz und 7 Mill. Euro Jahresüberschuss die Rede – stünde ein KGV 2006 von 9 zu Buche. Angesichts der Marge und der Wachstumsraten sicherlich keine hohe Bewertung.Niedrige Bewertung und geringe Aufmerksamkeit zeichneten bisher auch die Aktie des MME-Branchenkollegen Odeon Film aus. Das Münchener TV-Produktionsunternehmen umschiffte die 2000er Medienkrise dank des Großaktionärs Bavaria ganz ordentlich und haushaltete mit der Barschaft. Einem Börsenwert von 30,7 Mill. Euro steht ein 2004 knapp verdoppelter Umsatz von 60 Mill. Euro gegenüber, woraus ein Überschuss von rund 5 Mill. Euro gezogen wurde. Da zudem noch liquide Mittel von etwa 9 Mill. Euro vorhanden sind, steht ein bereinigtes Gewinn-Multiple von 4,3 auf dem Papier. Die derzeit bei 15,50 Euro gehandelten Titel dürften nach Ausgabe der geplanten Gratisaktien deutlich liquider werden. Neben der dank des Börsengangs gut durchfinanzierten Premiere gibt es mit Highlight Communication (Filmvertrieb und Fußball-Werbedienstleister) und Constantin Film (Filmproduktion und Vertrieb) zwei solide finanzierte Gesellschaften. In der ansonsten chronisch knappen Filmbranche gilt Highlight-Lenker Bernhard Burgener als Ausnahmeerscheinung. Der zurückhaltend auftretende Schweizer Medienkaufmann hat seine Gesellschaft ruhig geführt, teure Expansionen früh gestoppt und mit der günstig eingekauften Beteiligung an Constantin zudem noch den in Europa führenden unabhängigen Filmproduzenten angedockt. Die Aktienkurse beider Gesellschaften spiegeln diesen realwirtschaftlichen Erfolg nur teilweise wider, für Anleger sind die Papiere jedoch dank des attraktiven Chance-Risiko-Verhältnisses einen Blick wert. Wie das Highlight-Chart zeigt, hat der Titel zudem jüngst die seit Mitte 2004 gültige Seitwärtsspanne verlassen. Nach Informationen dieser Zeitung haben sich zwei institutionelle Adressen stark engagiert, so dass markttechnisch Potenzial besteht. Weniger bekannt als Highlight ist die EMS New Media. Der DVD-Vertriebler plant nun, im Musiksektor ein zweites Standbein zu errichten. Gelänge dies, könnte die EMS-Aktie Fahrt aufnehmen. Warten auf den RetterIn die Rubrik Hoffnungswerte sind MIM Mondo Igel, In-Motion, Intertainment, Splendid, International Media und VCL Film+Medien einzuordnen. Das Sextett kämpft immer noch mit den Folgen der Medienkrise und der damit einhergegangenen Industriebereinigung. Chancen für eine gute Zukunft bestehen jedoch, da jede der sechs genannten Gesellschaften über gesunde Teilbereiche verfügt, die nach Abschluss der laufenden Sanierungsphase für Investoren interessant sein könnten. Vielleicht gelingt es den teilweise kapitalsuchenden Gesellschaften dank des Premiere-Schubs im Mediensektor, ein Happy End zu zeigen. Moritz Bormann etwa von International Media hat als Produzent von Filmen wie “Terminator 3” und “Alexander” gezeigt, dass er großes Kino auf die Leinwand zaubern kann.