Anlageprodukte

Privatanleger haben Nachholbedarf

ETF waren bisher eine Domäne der Institutionellen - Kostenlose Sparpläne sollen Attraktivität steigern

Privatanleger haben Nachholbedarf

Von Armin Schmitz, FrankfurtPassiv gemanagte Produkte wie börsengehandelte Indexfonds sind die Gewinner der Finanzkrise. Trotz der Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten haben diese Exchange Traded Funds (ETF) immer mehr Anhänger gewonnen. Dank der hohen Zuflüsse ist der Markt für die ETF in den vergangenen Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten gewachsen. Transparenz, niedrige Kosten und hohe Liquidität des Handels – auch in volatilen Marktphasen – werden als Begründung für die wachsende Beliebtheit genannt.Ende August verwalteten die 129 Gesellschaften in 2 308 Indexfonds weltweit ein Volumen von 1,06 Bill. Dollar bzw. 810 Mrd. Euro. In Europa beträgt das Anlegervermögen in 1 372 ETF rund 205,9 Mrd. Euro. Allein im laufenden Jahr sind die Assets under Management um 21 % gewachsen.Die Zuflüsse kommen mehrheitlich von institutionellen Anlegern. Die Indexfonds sind im Vergleich zu den aktiv gemanagten Publikumsfonds in Deutschland noch kein typisches Retailprodukt. Nach Analysen der Deutsche-Bank-Tochter DB X-Trackers stammen in Europa zwar weniger als 20 % der Assets under Management von Privatanlegern, aber bereits mehr als 50 % der börslichen Orders. Ein Zeichen ist dafür der Rückgang der durchschnittlichen Ordergrößen von durchschnittlich 231 865 Euro im Jahr 2005 auf 110 848 Euro im vergangenen Jahr.Deutsche Privatanleger haben gegenüber den Amerikanern einen großen Nachholbedarf. So stammen in den USA rund 60 % der neuen Mittelzuflüsse von Privatinvestoren. Dort profitieren die börsengehandelten Indexfonds von den kontinuierlichen Zuflüssen durch die von den Arbeitgebern finanzierten Altersversorgungsprogrammen 401 (K) und von Honorarberatern. Angst vor EmittentenrisikoWegen der Angst vor dem Emittentenrisiko bei den Zertifikaten und der häufig mittelmäßigen Leistung von aktiven Fondsmanagern greifen Anleger hierzulande immer häufiger zu den Indexfonds. Privatanleger, die ETF kaufen, sind sowohl Selbstentscheider als auch Privatinvestoren mit Beratungsbedarf. Die Deutsche-Bank-Studie nennt hier Zuflüsse über die Anlage- und Honorarberater, Lebensversicherungspolicen, Pensionsversorgung sowie aktive Fonds. Auch aus anderen Gründen scheinen die Privatanleger weiteren Nachholbedarf zu haben. Nach Angaben des europäischen Fonds-Verbands EFAMA (European Fund and Asset Management Association) sind Anleger in Europa mit einem Volumen von insgesamt 5,6 Bill. Euro in Fonds investiert. Lediglich ein Anteil von 3,8 % bzw. 205 Mrd. Euro davon ist in börsengehandelte Indexfonds angelegt.Nach Daten des Deutschen Aktieninstituts (DAI) gab es in Deutschland im ersten Halbjahr 6,1 Millionen Fondsanleger. Wird der europäische ETF-Anteil von 3,8 % zugrunde gelegt, gibt es in Deutschland rund 232 000 ETF-Anleger. Als einen Grund für den niedrigeren Anteil nennen Marktkenner die fehlende Provisionierung im Filialbetrieb. Zusätzlich machten schlechte Konditionen bisher Sparpläne für den Privatanleger unattraktiv. Eine aktuelle Studie des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) zeigt, dass sich bei Sparraten von 50 Euro die durchschnittliche Kostenquote auf 4,7 % beläuft, was das Renditepotenzial einer Anlage mit Indexfonds deutlich drückt. Initiative gestartetDie DAB Bank und DB X-Trackers haben nun eine erste Initiative gestartet, um die Attraktivität von ETF für den Privatanleger zu steigern. Sparpläne auf ausgewählte ETF der Deutsche-Bank-Tochter werden ab einem Mindestbetrag von 50 Euro ohne Transaktionsgebühren angeboten. Das ist aber offenbar nur ein erster Schritt der Initiative der Deutschen Bank. Nach Auskunft von Thorsten Michalik, Leiter von DB X-Trackers und DB ETC, wird Maxblue, der Online-Broker der Deutschen Bank, ab heute seinen Kunden ETF-Sparpläne ohne Transaktionsgebühren anbieten. Es bleibt zu hoffen, dass in den kommenden Monaten weitere ETF-Anbieter und Banken dem Beispiel folgen werden.