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Privatanleger sollten Währungsrisiken stärker absichern

Quanto-Zertifikate und Optionsscheine wappnen Anleger - Häufig auch Rohstoffanlagen betroffen - Wer starke Nerven hat, kann auf Währungsvorteil spekulieren

Privatanleger sollten Währungsrisiken stärker absichern

Von Heino Reents Was für USA-Urlauber aus Europa derzeit für Freude sorgt, bereitet manchen Anlegern hierzulande Kopfzerbrechen: Der Euro steigt und steigt, der Dollar schwächelt. Die europäische Gemeinschaftswährung hat erst jüngst die Hürde von 1,40 Dollar genommen. Und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Viele europäische Unternehmen sichern sich gegen die oft unkalkulierbaren Währungsrisiken ab, Anleger machen dies aber überraschend selten – obgleich sie doch mindestens ebenso stark davon betroffen sind. Kursgewinne in den USA . . .Nachdem 1972 das System der fixen Wechselkurse aufgehoben wurde, sind Investitionen in ausländische Märkte für sämtliche Anleger mit einem höheren Risiko verbunden als die entsprechenden Inlandsanlagen. So haben sich etwa deutsche Investoren, die in den US-Aktienmarkt investiert sind, zwar über die kräftigen Kursgewinne der vergangenen Jahre und das jüngste Rekordhoch des Dow Jones gefreut. Der schwache Dollar hat aber einen Teil der Kursgewinne wieder aufgefressen – falls die Investoren sich nicht entsprechend abgesichert haben. . . . die der Dollarkurs aufzehrtInnerhalb der vergangenen fünf Jahre verlor der Dollar gegenüber dem Euro mehr als 30 %. Der Wert aller Dollar-Anlagen in Euro sinkt dadurch kontinuierlich – auch wenn die Kurse an der Wall Street auf der Stelle treten. Das bedeutet: Wer in Aktienmärkte außerhalb der Eurozone investiert, geht neben dem Aktienkursrisiko gleichzeitig ein Währungsrisiko ein. Verliert die jeweilige Landeswährung gegenüber dem Euro an Wert, verschlechtert sich die Performance. So kann beispielsweise eine Wertentwicklung von 5 % durch einen Währungsverlust von 10 % letztlich sogar zu einem Verlust führen.Experten empfehlen deshalb jedem Privatanleger zu überprüfen, welches direkte Dollar-Risiko er im Depot hat. Dazu zählen in Dollar notierte US-Anleihen ebenso wie beispielsweise in Frankfurt gelistete US-Aktien – obwohl der Kurs in Euro ausgewiesen wird. Denn der Kurs ist nur umgerechnet worden und das Dollar-Risiko nach wie vor vorhanden. Besonders verbreitet ist bei Anlegern auch der Irrglaube, bei auf Euro lautenden Fonds seien Währungsverluste ausgeschlossen. Dabei hängt das Währungsrisiko nicht von der Anlagewährung ab, sondern einzig und allein von den im Fonds enthaltenen Wertpapieren. Auch bei Aktien- und Rentenfonds sollten sich Anleger genau darüber informieren, wie viel Prozent des Fonds dollarabhängig sind und ob das Währungsrisiko gehedgt, also abgesichert wird. Gleiches gilt für Zertifikate, die beispielsweise in einen Korb aus mehreren globalen Indizes investieren. ManagementanalyseDas bedeutet: Wer sich einen Investmentfonds oder ein Zertifikat ins Depot legen will, sollte darauf achten, wie das Management mit dem möglichen Währungsrisiko umgeht. In der Zertifikatebranche ist die Unterscheidung einfach, dort gibt es nur ein entweder – oder: Die sogenannten Quanto-Zertifikate sichern Währungsverluste komplett ab, bei den anderen Produkten wird das Währungsrisiko vollständig vernachlässigt.Bein Investmentfonds ist es schwieriger: Dort steht meist nur im Verkaufsprospekt, ob und wie sich der jeweilige Fondsmanager gegen das Währungsrisiko absichert. Einige Fondsanbieter wie Franklin Tempelton oder JPMorgan haben jetzt generell auf die anhaltende Dollarschwäche reagiert und für einige Produkte verschiedene Tranchen aufgelegt – eine in Euro, die in andere in Dollar. Erstere eignen sich vor allem für diejenigen, die einen weiterhin schwachen US-Dollar erwarten. Wer dagegen mit einem künftig wieder stärkeren US-Dollar rechnet, solle bei den in Dollar notierten Anteilsklassen bleiben. Häufig bei RohstoffenQuanto-Zertifikate findet man häufig bei Investments in Rohstoffen, da sie in Dollar notieren. Quanto steht für “Quantity Adjusted Option” und ist der Namenszusatz für währungsgesicherte Finanzprodukte. Der Effekt einer solchen Währungssicherung ist leicht verständlich, denn für die Berechnung des Zertifikatepreises wird bei Quanto-Produkten die Wechselkursentwicklung nicht berücksichtigt. Vorteil dieser Konstruktion: Anleger investieren somit währungsneutral und können sich voll auf den Basiswert konzentrieren. Allerdings ist der Preis dafür nicht zu vernachlässigen. Ausschlaggebend für die Kosten beziehungsweise den Gewinn sind vor allem zwei Faktoren: der Unterschied des Zinsniveaus zwischen der Eurozone und dem Land, dessen Währung abgesichert werden soll, sowie die Korrelation der jeweiligen Währung zum Basiswert. Die reine “Versicherungsgebühr” lässt sich leicht ausrechnen: Sie beträgt die Differenz der Geldmarktsätze in den jeweiligen Ländern. Bei einem Zinssatz von aktuell 4 % in der Eurozone und 4,75 % in den USA liegen die Kosten für den Währungsschutz demnach bei 0,75 %. Angesichts der anhaltenden Dollarschwäche ist eine Währungsabsicherung vor allem notwendig, wenn Investitionen in den USA oder in den stark Dollar-abhängigen Rohstoffen gewünscht sind. Es kann aber auch vorteilhaft sein, eine Währungsabsicherung etwa für Japan oder Großbritannien einzubauen. Zum einen behält man so besser den Überblick, denn die Produkte bewegen sich parallel mit dem Investment, ohne dass man mühsam den Währungsunterschied ausrechnen muss. Zum anderen ist es immer sinnvoll, Währungs- und Aktienmarktinvestments voneinander zu trennen.Für erfahrene Anleger bietet sich außerdem noch der Kauf von Währungs-Optionsscheinen an, die immer dann an Wert gewinnen, wenn die Währung verliert. Durch diese “Versicherung” können mögliche Wechselkursverluste der Auslandsinvestitionen ausgeglichen werden. Wegen der sehr komplizierten Berechnung sollten unerfahrene Privatanleger aber lieber die Finger davon lassen.Eine Alternative zum Währungsrisiko ist es, nur auf heimische Märkte zu setzen. Doch das ist keine gute Idee. Schließlich dienen Investitionen rund um den Globus nicht nur der Risikostreuung. Anlagen in andere Regionen wie beispielsweise die Emerging Markets versprechen zudem auch langfristig höhere Renditechancen.Und noch eins sollten Anleger bedenken: Es muss ja nicht immer ein Währungsverlustrisiko sein, auf das er sich einlässt. Ebenso denkbar ist es, dass die Währung an Wert gewinnt und der Investor neben seinem Kurs- auch einen Währungsgewinn kassiert.