Recht und Kapitalmarkt - Kanzleien im Gespräch

Private-Equity-Boom wird für SJBerwin zum Selbstläufer

Transaktions-Kanzlei will auf Finanzierungsseite und bei Hedge-Fonds ausbauen

Private-Equity-Boom wird für SJBerwin zum Selbstläufer

Von Walther Becker, FrankfurtZur “Super Return”, dem größten Treffen der Private-Equity-Gilde weltweit, haben es die Partner von SJBerwin nicht weit: Ihre Kanzleiräume liegen genau gegenüber des dieses Jahr in Frankfurt stattfindenen Ereignisses. Und in München, wo die “Super Return” bisher über die Bühne ging, ist die auf Transaktionen spezialisierte Sozietät ebenso vertreten. SJBerwin ist denn auch einer der Sponsoren des Großereignisses und Uwe Steininger, ein “alter Hase” der Branche, einer der Redner. Wie Steininger, Partner im Münchner Büro, und Rüdiger Knopf, Partner in Frankfurt, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagen, sollen die Aktivitäten für schuldenfinanzierte Übernahmen ausgebaut werden. Zudem sei vorgesehen, sich in der Beratung von Hedge-Fonds deutlich zu stärken – hier gebe es in der Fonds-Strukturierung “Symbiosen” zum Private Equity. Hinzu komme die Intensivierung der Kartellrechts-Praxis. Expansionsbedarf ist da”Ohne Probleme könnten wir die Mannschaft so verdoppeln,” sagt Steininger. Doch sei Größe eben kein Selbstzweck; die Expansion sei eine Frage der Märkte. Und “für Private Equity sind wir sehr bullish”, ergänzt Knopf. 2005 sind nicht nur Venture-Fonds im Fundraising, sondern auch die Buy-out-Manager bitten ihre Investoren in einem bisher nicht geahnten Volumen europaweit zur Kasse. SJBerwin – der Name leitet sich von Stanley J. Berwin her, der die Kanzlei 1982 gegründet hatte, steht meist Fonds im mittleren Segment zur Seite. Und das soll sich für die Kanzlei auszahlen; denn die Private-Equity-Fonds-Manager sind im allgemeinen ihren Anwälten treuer als Industrie-Adressen. Gefragt seien gerade in diesem Gebiet Spezialkenntnisse. “Die vertragliche Umsetzung wird zunehmend zur Commodity”, weist Steininger auf den Preisdruck hin. Das gelte auch für die Duchführung der Due Diligence. Hier lasse sich den Mandanten schnell und ohne gewaltigen Kostenaufwand Sicherheit über 80 % des Prozesses geben. Bei dem Wettbewerb der Kanzleien sei gerade auf diesen Feldern der “Kostendruck enorm”. Groß bei FondstrukturenDas Fods-Team habe “internationales Renommee”. Die 30 Spezialisten entwerfen die aus Sicht von Initiatoren und Investoren steuerlich und rechtlich optimierte Gesellschaftsstruktur von Private Equity Fonds – Venture oder Buy-out, Spezialfonds, Dachfonds oder Hedge-Fonds. Unter anderem beriet SJBerwin 2003 Permira bei der Auflage des dritten paneuropäischen “Kapitaltopfes” – mit gut 5 Mrd. Euro der bisher größte europäische Buy-out-Fonds. Rein deutsche Fonds indes gibt es kaum, 95 % von ihnen werden nach nichtdeutschen Strukturen aufgelegt. Odewald & Cie und die DBAG etwa bilden Ausnahmen. Die Londoner Adressen ziehen nach Guernsey oder Jersey, die Amerikaner auf Cayman Islands. Doch Arbeit für die Berater hierzulande ist genug: Sie müssen die internationalen Fondsstrukturen für deutsche Investoren und deutsche Deals anpassen und den Gewinnanteil der Fonds-Manager (carried interest) regeln. SJBerwin verfolgt in London, der Zentrale, einen Full-Service-Ansatz, in Kontinentaleuropa und gerade in Deutschland und Paris, ist man auf Private-Equity fokussiert. Alles in allem sind 870 Personen an sieben Standorten in Europa – London, Brüssel, Frankfurt, Berlin, München, Madrid und Paris – tätig. SJBerwin sei interdisziplinär und standortübergreifend in Teams organisiert – etwa für Buy-outs, Venture Capital (VC) und M & A. 140 der 450 Anwälte arbeiten für Private Equity. Die Kanzlei habe europaweit mehr als 300 Private-Equity- und VC-Fonds beraten. Von den 60 Anwälten arbeiteten hierzulande 50 im Private-Equity. 2004 begleitete SJBerwin 85 Deals, davon 40 Buy-outs (9 in Deutschland) mit einer Bewertung von 7,2 Mrd. Euro. Daneben gebe es Schwerpunktteams für Fonds, für Bank- und Kapitalmarktrecht, Gesellschaftsrecht, Steuern, EU- und Kartellrecht. Langjährige Expertise bringen die Partner mit. Knopf und sein Partner Anthony Tulloch fusionierten 1998 mit SJBerwin. Knopf hat bereits 1990 beim Verkauf von Uhu an CVC beraten und ist seit langem in der Fondsgestaltung – steuerlich und betriebswirtschaftlich, rechtlich – beratend tätig. “Groß geworden” ist er sozusagen mit der sehr regen 3i, die auch zahlreiche Beteiligungen an die Börse geführt hatte. Steininger stieß 2000 hinzu; er ist seit den 80er Jahren mit Private-Equity befasst und hat, wie er sagt, so gut wie alle der ersten Fonds hierzulande begleitet. Von 1997 bis 2000 baute er das Private-Equity-Team für Baker & McKenzie in München auf. Teams, nicht FusionenSJBerwin sei durch Aufnahme von Teams, nicht mittels Großfusionen gewachsen. Und dabei soll es auch bleiben. Die Sozietät, die 2004 mit ihren internationalen Büros vollständig fusionierte, arbeitet schon länger voll integriert. Das Verhältnis von Anwälten zu Partnern liege bei 3,8 zu 1. SJBerwin setzt nicht wie andere in der Vergütung auf den “Lock-step”. Vielmehr durchlaufen alle Partner jährlich ein Punkte-System, bei dem ihre Performance gemessen und die Zielvorgaben geprüft werden. So seien auch Rückstufungen möglich. Und es gibt eine “Zwei-Klassen-Gesellschaft” zwischen Equity- und Non-Equity-Partnern.