Portfolio - Serie zu alternativen Investments (Teil 9) - Interview mit Jeremy P. Golding

"Private Equity in Asien ist noch relativ neu"

Rechtsunsicherheit in der Region konstatiert

"Private Equity in Asien ist noch relativ neu"

Der Markt für Private Equity (PE) zeigt seit wenigen Monaten Zeichen einer Erholung. Jeremy P. Golding, Geschäftsführer von Golding Capital Partners, einem unabhängigen Dachfonds-Manager für Private Equity, erklärt in dem folgenden Interview, warum sich Private-Equity-Anlagen auch in Krisenzeiten für den Investor als alternatives Investment lohnen.- Herr Golding, was bedeutet der jüngste erfolgreiche Börsengang des Marktforschungsunternehmens Nielsen in New York für rund 2 Mrd. Dollar für die Private-Equity-Branche?Der IPO ist einerseits ein Zeichen, dass ein Investment, das in schwierigen Zeiten von PE-Firmen eingegangen wurde, zu einem erfolgreichen Abschluss geführt werden konnte. Außerdem ist er ein weiteres Beispiel für die Zunahme von Aktivitäten im Private-Equity-Sektor, wie wir sie seit rund sechs Monaten beobachten können.- 2010 war kein besonders gutes Jahr für die Private-Equity-Branche in Deutschland. Wie sieht Ihre Prognose für das laufende Jahr aus?In den zurückliegenden zwei bis drei Jahren haben wir tatsächlich kaum Transaktionen gesehen. Die PE-Unternehmen waren zu sehr mit den bestehenden Portfolios beschäftigt. Viele Gesellschaften sitzen heute auf hohen Cashbeständen und dürsten wieder nach Akquisitionen.- Welche Rolle nimmt Asien für die Branche ein?Private Equity ist in Asien noch relativ neu und bedarf zur weiteren Entwicklung zunächst einer fundierten Rechtsbasis und eines Finanzierungsmarktes. Noch ist die Rechtsunsicherheit in einigen asiatischen Ländern leider sehr hoch, nur wenige Fonds besitzen die in dieser Region notwendige Erfahrung. Nach der ersten Transaktionswelle vor vier bis fünf Jahren ist noch nicht klar, wie sich die Engagements entwickeln werden. Das Ergebnis dieser ersten Private-Equity-Aktivitäten wird für die künftige Entwicklung maßgeblich sein.- Wieso eignen sich Private-Equity-Anlagen für das Portfolio?Es handelt sich um eine alternative Anlageklasse, die attraktive Renditen über denen des Aktienmarkts erzielt. Darüber hinaus ermöglichen PE-Anlagen auch mittelbare Investitionen in erfolgreiche, aber nicht börsennotierte Unternehmen, etwa des deutschen Mittelstands. Allerdings sollte PE nicht gleich ein Viertel eines Portfolios ausmachen, ein Portfolioanteil von 1 bis 3 % hingegen ist eine sinnvolle Beimischung. Zwar handelt es sich um eine risikobehaftete Anlageklasse mit geringer Liquidität und langer Bindungszeit, diese vordergründigen Nachteile werden jedoch durch die langfristige Renditeprämie und die breite Portfoliostreuung eines Dachfonds mehr als ausgeglichen.- Wieso sind PE-Investitionen erfolgreicher als Aktienanlagen?Private-Equity-Fonds leisten über eine ausgeprägte Corporate Governance einen großen Beitrag bei ihren Engagements. Sie gehen in die Unternehmen, unterstützen das Management, erarbeiten neue Strategien und geben zusätzliches Kapital zur Expansion oder Zukäufe. PE-Unternehmen können bei ihren Engagements häufig schneller auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren und sind bei ihren Engagements handlungsfähiger und flexibler als etablierte börsennotierte Unternehmen. Aufgrund der gleichgelagerten Interessen auf Management- wie Kapitalgeber-Seite zielen alle Parteien auf nachhaltige Wertsteigerung. Dies ist einer der Gründe, dass Private-Equity-Fonds über alle Marktzyklen ein positives Alpha von 7 % gegenüber vergleichbaren Aktienmarktrenditen erzielen, wie unsere Untersuchung gezeigt hat.- Wieso entwickeln sich Private-Equity-Fonds während schlechter Marktphasen besser als Aktienanlagen?Unserer Studie zufolge konnten Private-Equity-Fonds während Rezessionsphasen ein Alpha von 15,5 % gegenüber den Aktienmarktrenditen erzielen. Grund ist sicherlich, dass die Fondsmanager in schlechteren Zeiten sehr viel schneller, entschlossener und weitsichtiger reagieren, beispielsweise mit Konsolidierungsmaßnahmen oder Kostensenkungsprogrammen. Auch hier ist das “Alignment of Interest” von Management und Investoren zentraler Erfolgsfaktor.—-Das Interview führte Armin Schmitz.