Kapitalanlage

Profite mit den Anlage-Individualisten

Börsennotierte Beteiligungsgesellschaften als Fondsalternative - BMP will TFG Capital schlucken

Profite mit den Anlage-Individualisten

Von Sascha Magsamen, FrankfurtDirektanlage, Derivate, Fonds, Vermögensverwaltung. Das sind die gängigen Stichworte in Sachen Kapitalanlage mit Aktien. Dass es neben diesen Wegen, die von einem Großteil der Sparer beschritten werden, noch interessante Pfade gibt, wird hierzulande nur wenig beleuchtet. Die Alternative heißt börsengelistete Beteiligungsgesellschaft. Gut zwei Dutzend davon sind auf dem hiesigen Kurszettel zu finden. Der Investmentzweig erhielt in den vergangenen Tagen etwas mehr Aufmerksamkeit, da sich eine Konsolidierung in der stark zersplitterten Branche andeutete.Die Berliner Wagniskapitalgesellschaft BMP erwarb 12,5 % des Kapitals der TFG Capital und entsendet mit Oliver Borrmann und Ralph Günther gleich zwei ihrer Organmitglieder in den Vorstand der TFG. Ein Zusammengehen beider Gesellschaften, zu Hoch-Zeiten der New Economy gefeierte und dann tief gefallene Stars, ist nach BMP-Angaben ausgemachte Sache und nur eine Frage der Zeit. Die Aktienkurse beider Gesellschaften erfreuten sich seit Bekanntgabe regen Handels, wobei die übernehmende BMP um bis zu 11 % auf 2,04 Euro stieg. Die Idee hinter der Transaktion macht Mut: BMP ist eine reine VC-Gesellschaft und hat ein kleinteiliges, 20 Gesellschaften umfassendes Depot. Trotz der jüngsten Kapitalmaßnahme sind die Berliner finanziell nicht auf Rosen gebettet. Institutionelle hatten das 41 Mill. Euro leichte Papier kaum auf dem Anlageradar, die Perspektiven aufgrund des ausgedünnten Beteiligungsportfolios waren dünn. BMP-Vorstand Oliver Borrmann kam die finanziell mit 22 Mill. Euro Cash ausgestattete TFG Capital daher gerade recht. In den TFG-Büchern stehen noch 30 kleinere bilanziell größtenteils abgeschriebene Beteiligungen. Seit der Aufgabe des VC-Geschäftes versuchte sich TFG als aktiver Anleger am Aktienmarkt mit durchwachsenem Erfolg. Dem Unternehmen fehlte die Perspektive. Konsoliderungswelle?Sollte BMP die TFG in den kommenden Monaten gänzlich übernehmen, ein Aktienumtauschangebot an den Streubesitz ist im Sommer zu erwarten, könnte eine Beteiligungsgesellschaft mit einem Börsenwert von über 50 Mill. Euro entstehen. Dank moderater Kostenstruktur und ausreichend liquider Mittel könnte die fusionierte BMP/TFG ein von Institutionellen ernst zu nehmendes Vehikel sein. Branchenbeobachter billigen der Transaktion Signalcharakter zu. Der Investmentzweig könnte, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit zunimmt, eine Chance erhalten. Denn bis dato konnten die Beteiligungsgesellschaften bei den Investoren kaum punkten. Zu groß war und ist die Auswahl an konkurrierenden Anlageprodukten für Nebenwertefans. So bieten die Derivateemittenten strukturierte Produkte an. Das Volumen in diesen Papieren beträgt etwa 90 Mill. Euro. Bescheiden im Vergleich zur Fondsbranche. Das Analysehaus Feri Trust weist alleine in der Gruppe “Deutsche Mid- und Smallcaps” 17 Sondervermögen aus, die 692 Mill. Euro per Ultimo Januar verwalten. Insgesamt sind über 30 Investmentfonds in diesem Segment tätig. Mit einem durchschnittlichen Aufwandssatz von 1,3 % per annum sind die Sondervermögen eine kostengünstige Alternative zum Direktkauf von Nebenwerten. Renditekiller sind die KostenDie Kostenstruktur ist eines der Probleme der hiesigen Beteiligungsgesellschaften. Aufgrund des geringen Eigenkapitals von oft unter 10 Mill. Euro fehlen die Mittel, um breit am Markt investieren zu können. Kapitalmaßnahmen konnten in den vergangenen Jahren kaum platziert werden. Die geringe Betriebsgröße wirkt sich ungünstig auf die Kosten-Ertrag-Relation aus, so dass der Aufwand im Vergleich zu Fonds höher und damit für die Anleger ungünstiger ist. Da die Analyse und Beobachtung von Nebenwerten zeit- und kostenaufwendig ist, haben die kleinen Anbieter im Zweifel das Nachsehen gegenüber den technisch und personell gut ausgestatteten Fondsgesellschaften. Die ausgeprägte Einzelkämpfer-Mentalität behindert zudem den Aufbau von professionellen Strukturen. Die Vorteile einer Beteiligungsgesellschaft, etwa steuerfreie Erträge via Gewinnausschüttung durch Aktienrückkäufe, langfristiger Anlagehorizont abseits des Massengeschmacks sowie Unabhängigkeit von institutionellen Zwängen, sind jedoch davon unberührt. Losgelöst von der jeweiligen Ertragshistorie und der fachlichen Kompetenz erscheinen börsennotierte Gesellschaften wie Artus Capital, DNI Beteiligungen, Carthago, GBK, Horus, Jupiter Technologie, Stratega Ost, Sparta und Trade & Value für Anlagezwecke nur bedingt geeignet, da die kritische Masse fehlt und die Liquidität in diesen Papieren niedrig ist. Ungleich marktenger, jedoch höher kapitalisiert und damit chancenreicher erscheinen Allerthal Werke, DEWB, Deutsche Balaton, Falkenstein Nebenwerte, KST, Innotec, UCA und Value Holdings. Diese verfügen über einen breiteren Marktzugang, etwa bei Balaton und Value Holdings über Beratungsmandate für Investmentfonds. Falkenstein hat sich mit der Spezialisierung auf Squeeze-out-Werte einen Namen und gute Performance gemacht (siehe Chart), die KST Beteiligungen verfügt durch Kurt Ochner über einen sehr bekannten Frontmann. Vorbildmarkt SchweizVon einem etablierten Marktsegment ist Deutschland weit entfernt. So gibt es hierzulande kaum spezialisierte Informationsdienste und Analysten. Anders in der Schweiz, dort stehen die im IGSP-Index zusammengefassten 34 Beteiligungsvehikel für einen kumulierten Börsenwert von 7,6 Mrd. Euro. Ein Teil der Produkte wurde von Großbanken lanciert, die die auf absolute Erträge ausgerichteten Anlagegefäße bereits Mitte der Neunziger emittierten. Da sich bei einigen Gesellschaften der Erfolg in Grenzen hielt und die Abschläge auf den inneren Wert, gemessen am Net Asset Value (NAV), im Schnitt auf bis zu 40 % ausweiteten, gab es untereinander Übernahmen und Fusionen, um hohe Discounts abzubauen.