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Regeln zur Wertpapierleihe fehlen

Geringe Transparenz bei physisch replizierenden Indexfonds - Italienische oder japanische Aktien als Sicherheiten

Regeln zur Wertpapierleihe fehlen

Die Kritik an Indexfonds hält an. Neben dem systemischen Risiko und dem Gegenparteirisiko von swapbasierten Exchange Traded Funds (ETF) wird auch die Wertpapierleihe von physisch replizierenden ETF kritisch gesehen. Eine Studie zeigt nun, dass bei der Wertpapierleihe ein geringes Ausfallrisiko besteht. Kritiker fordern daher auch bei der Leihe einheitliche Regeln.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Kritik an Indexfonds hält an. Neben dem systemischen Risiko und dem Gegenparteirisiko von swapbasierten Exchange Traded Funds (ETF) wird auch die Wertpapierleihe von physisch replizierenden ETF kritisch gesehen. Neben dem Finanzstabilitätsrat FSB haben auch der Internationale Währungsfonds, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sowie die britische Finanzaufsicht auf Risiken dieser Fonds für Investoren und den Kapitalmarkt hingewiesen.Auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Studie stuft Prof. Lutz Johanning von der Otto Beisheim School of Management das vom FSB beschriebene Systemrisiko insgesamt als sehr gering ein. Ein Risiko sieht er nur bei ETF, bei denen die Liquidität der Sicherheiten geringer ist als die der Basiswerte. Der Wert der Sicherheiten hängt von deren Preisentwicklung ab. Bei Ausfall des Swapkontrahenten in einer rezessiven Marktphase könnten auch die hinterlegten Sicherheiten in einem erheblichen Ausmaß an Wert verlieren. Im ungünstigsten Fall könnten sie den Ausfall der Zahlungsverpflichtung aus dem Swapgeschäft nicht vollends kompensieren, so die Studie.Die Kritik trifft auch die Wertpapierleihe. Die besicherte Leihe bzw. das Collateralized Lending nutzen neben den ETF und aktiv gemanagten Fonds viele institutionelle Anleger wie Hedgefonds, um zusätzliche Erträge zu erzielen. Von dem Leiher werden Sicherheit für die verliehenen Wertpapiere in Form von Cash, Anleihen oder anderen Wertpapieren gefordert. Die Art und die Qualität der Sicherheiten differieren von Anbieter zu Anbieter. Es gibt keine einheitlichen Regeln. Es ist lediglich ein Rundschreiben der Luxemburger Aufsichtsbehörde Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF)von 2008 bekannt, in dem sie Regeln für die Wertpapierleihe in Luxemburg beschreibt. Dabei werden in einer Fußnote liquide Mittel wie Cash, Geldmarktinstrumente, Anleihen von einem OECD-Land oder einem supranationalen Emittenten oder Aktien, die an einer Börse der OECD gehandelt werden und in einem Hauptindex notieren, als angemessen bezeichnet. Dieses Rundschreiben gilt allerdings nicht für Produkte, die in Deutschland oder Irland zugelassen worden sind. Zeitnahe VeröffentlichungErst unter dem Eindruck der Forderung nach mehr Transparenz sind ETF-Anbieter dazu übergegangen, die Ergebnisse und das Ausmaß der Wertpapierleihe zeitnaher zu veröffentlichen. Bisher wurden sie lediglich im Halbjahres- oder Jahresbericht genannt. iShares, Marktführer und größter Anbieter von physisch replizierenden ETF, ist als erster Emittent dazu übergegangen, für die in Irland beheimateten Indexfonds die Daten zur Wertpapierleihe auf täglicher Basis zu veröffentlichen.Einen Blick auf den Bestand der vom Fonds gehaltenen Sicherheiten beispielsweise beim ETF auf den FTSE 250 (IE00B00FV128) zeigten am 2. November nur spanische und italienische Aktien, darunter Werte wie Intesa Sanpaolo, Unicredit oder die Banca Monte dei Paschi die Siena, die zuletzt starke Kursverluste hinnehmen mussten.Der iShares-ETF auf den Euro Stoxx 50 (IE0008470928) enthielt neben deutschen und australischen Werten einen großen Anteil an japanischen Titeln. Die Auflistung von iShares ist zwar nur eine Momentaufnahme für einen Tag. Allerdings könnte der Anleger kritisch hinterfragen, warum sich unter den Sicherheiten eines ETF auf einen britischen Index ein so hoher Anteil italienischer Papiere befindet. Ein Anbieter wie Comstage, der bei seinen physischen ETF auf den Dax und den Euro Stoxx 50 fast 100 % der Assets verleiht, erklärte, dass man sich bei den in Luxemburg aufgelegten ETF an die Regularien der CSSF halte. Nähere Angaben zu den Beständen waren nicht zu bekommen. Hier ist insgesamt zu hoffen, dass unter dem Druck der Kritik die Transparenz deutlich verbessert wird.