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Reinheitsgrade determinieren Werte

Diamanten in Fantasiefarben sind Raritäten, die Extrempreise erreichen können

Reinheitsgrade determinieren Werte

Von Kai Johannsen, FrankfurtDie härteste Währung der Welt, der Diamant, kann anhand von vier Kriterien qualitativ näher bestimmt werden. Hierbei handelt es sich um vier C: Carat (Gewicht in Karat), Cut (Schliff), Clarity (Reinheit) und Colour (Farbe). Im Folgenden sollen die Reinheit und die Farbeigenschaften näher erläutert werden, damit Anleger wissen, worauf sie bei einem Investment achten sollten (vgl. BZ vom 10.12.2011).Bei der Clarity (Reinheit) geht es um die Verunreinigungen der Steine. In Betracht kommen dabei aber nur natürliche Diamanten. Denn es gibt auch synthetische Diamanten, d. h. von der Industrie produzierte Diamanten, die aber nicht für Investments in Frage kommen, sondern nur für industrielle Anwendungen. Jeder natürliche Diamant weist Einschlüsse auf, d. h. von der Natur verursachte Verunreinigungen. Diese Verunreinigungen können in Form von Staub- oder Schmutzpartikeln vorliegen. Sogar Goldpartikel können es sein. Bei diesen Einschlüssen ist es laut Experten nur eine Frage der Vergrößerung, sie sichtbar zu machen. Die Größe, Farbe, Form und Lage der Einschlüsse in dem jeweiligen Stein bestimmen den Reinheitsgrad des betreffenden Diamanten und sind damit für den Wert mit verantwortlich.In der klassischen Definition gelten Diamanten als lupenrein (Flawless), wenn ein Fachmann, z. B. ein Gutachter eines gemmologischen Institutes, mit einer zehnfach vergrößernden Lupe keine Einschlüsse feststellen kann. Generell erfolgen heutzutage aber mikroskopische Untersuchungen mit etwa 30-fachen Vergrößerungen. Die festgestellten Einschlüsse werden aber unter der Maßgabe zehnfacher Vergrößerung verifiziert. Prinzipiell gilt: Je weniger Einschlüsse vorhanden und je kleiner diese Einschlüsse sind, desto mehr ist der Stein ceteris paribus wert. Das ist objektiv nachvollziehbar: Steine mit einem höheren Grad der Reinheit kommen in der Natur vergleichsweise deutlich seltener vor, was sich überproportional preissteigernd auswirkt.Äußere Merkmale an einem geschliffenen Diamanten (z.B. Brillant), die auf natürliche Eigenschaften oder Bearbeitungsfehler beim Schleifen zurückzuführen sind, werden ebenfalls bei der Graduierung der Reinheit berücksichtigt. Die Bestimmung der Reinheit beispielsweise durch einen Gutachter erfordert eine präzise und komplexe Methode der Evaluation von Größe, Lage und Auffälligkeiten der jeweiligen Einschlüsse. Schlussendlich ist dieser Prozess aber weitgehend subjektiv. Hier gilt also im wahrsten Sinne: Es liegt im Auge des (professionellen) Betrachters. Weist ein Diamant den höchstmöglichen Grad der Reinheit auf, wird von lupenrein (gemäß Definition der Vergrößerung) gesprochen. Bei lupenrein wird aber noch unterschieden zwischen Steinen, die insgesamt lupenrein sind (Flawless, der Stein wird innen und außen als makellos beurteilt), und Steinen, die nur im Inneren lupenrein sind. Letztere gelten als Internally Flawless. Zwischen Steinen, die Flawless oder eben nur Internally Flawless sind, gibt es Preisunterschiede, auch wenn diese nicht allzu gravierend sind. Elf AbstufungenBei den handelsüblichen Diamanten (z. B. Brillanten) gibt es im Hinblick auf die Reinheitsgrade (nach GIA, Gemmological Institute of America) der Steine elf Abstufungen. Auf den höchsten Reinheitsgrad lupenrein (Flawless/Internally Flawless, abgekürzt FL/IF) folgen VVS1 bzw. VVS2 (Very Very Small Inclusions 1 bzw. 2), d. h. es sind sehr, sehr kleine Einschlüsse vorhanden. Danach gibt es die Einstufungen VSI bzw. VS2 (Very Small Inclusions 1 bzw. 2). Auf der nächsten Stufe wird von kleinen Einschlüssen gesprochen, d. h. von S1, S2 und S3 (Small Inclusions 1 bis 3). Auf den unteren drei Plätzen stehen noch I1, I2 und I3, also Inclusions 1 bis 3. Auf den untersten drei Einstufungen der Reinheit sind die Einschlüsse bereits mit bloßem Auge erkennbar. Für Diamanteninvestments kommen laut Experten aber nur Steine folgender Reinheitsgrade in Betracht: FL/IF, VVS1/2 und VS1/2. Es handelt sich also um Steine der ersten bzw. der höchsten fünf Stufen.Das vierte C bezeichnet die Farbe (Colour). Die meisten der natürlichen Diamanten weisen eine gelbliche oder bräunliche Tönung auf. Zurückzuführen ist sie auf Spuren von anderen chemischen Elementen in dem jeweiligen Diamant. Die Farben der Steine werden anhand eines genormten Farbvergleichssatzes bestimmt. Bereits kleinste Farbnuancen können bei den Steinen zu ganz erheblichen Preisunterschieden führen. Das bedeutet: Die Farbe ist für den Wert eines Steins ein bestimmendes Merkmal. Hier gilt: Je weißer der Stein, desto höher ist ceteris paribus sein Wert. Je größer die Farbsättigung des Steins ist, desto deutlicher ist der Preisabschlag.Wie so oft gibt es Ausnahmen: Sofern sich ein Diamant in den natürlichen Spektralfarben zeigt, wird von sogenannten Fantasiefarben gesprochen (Fancy Colours). Diese können von Rot über Orange, Gelb, Grün bis zur Farbe Blau gehen. Sollten diese Farbgebungen dann auch noch in hoher Intensität vorliegen, hat man es bei diesen Steinen mit Raritäten zu tun. Hier können Extrempreise erzielt werden, die bis zum 20-Fachen eines Steins ohne Farbgebung gehen können (zum Beispiel Vivid Pink). Bei der Bestimmung der Farbe wird auch auf den Aspekt der Fluoreszenz abgestellt. Unter ultraviolettem Licht können Diamanten in unterschiedlichen Farben fluoreszieren. Allerdings besteht laut Experten kein direkter Zusammenhang zwischen der Fluoreszenz und dem Farbgrad des Steines. Sollte ein Stein hohe Fluoreszenzeigenschaften aufweisen, so wirkt sich dies ceteris paribus preismindernd aus. Denn gefragt sind weiße Steine, die nicht fluoreszieren.Vor Jahren wurden im professionellen Diamantengeschäft noch traditionelle Farbbezeichnungen für die Farbe Weiß (bzw. ihre leichten Abstufungen) verwandt. Es war von “River” oder “Top Wesselton” die Rede. Dies ist nicht mehr gebräuchlich. International üblich ist im Diamantenhandel heute die Farbbezeichnung des GIA, das Steine untersucht, klassifiziert und zertifiziert und dessen Zertifikate die höchste internationale Verkehrsgeltung haben. Die unterschiedlichen Grade der Farbe Weiß (mit ihren tiefergehenden Tönungen) werden mit Buchstaben gekennzeichnet. Die Bandbreite reicht von D bis Z. Höherwertiges bevorzugenDie marktgängigen Steine finden sich überwiegend in den Kategorien D bis O. D ist das “Hochfeine Weiß +”, E steht für “Hochfeines Weiß”, F für “Feines Weiß +”, G für “Feines Weiß” und H für “Weiß”. Auf den folgenden Abstufungen I bis O werden die jeweiligen Tönungen nach ihrem Sättigungsgrad eingeteilt. Unter Investment- bzw. Wertsicherungsaspekten raten Experten nur zu den höherwertigen Farbgraden D bis G, d. h. “Hochfeines Weiß +” bis “Feines Weiß”. Bei den auf den nächsten Stufen folgenden Farbgraden weisen die jeweiligen Diamanten gelbliche oder bräunliche Tönungen auf.