RECHT UND KAPITALMARKT - IM INTERVIEW: CHRISTOF VON DRYANDER

"Renminbi-Anleihen gerade auch für deutsche Emittenten interessant"

Wann gewährt China Auslands-Emittenten Zugang zum heimischen Bondmarkt?

"Renminbi-Anleihen gerade auch für deutsche Emittenten interessant"

Renminbi-Anleihen oder Dim-Sum-Bonds, d. h. die Ausgabe von Schuldverschreibungen in der chinesischen Währung, sind auch für deutsche Unternehmen eine interessante Form der Finanzierung. VW hat eine RMB-Anleihe aufgelegt. Herr von Dryander, rechnen Sie mit weiteren deutschen Emittenten an dem Markt?Die erste RMB-Anleihe eines internationalen Unternehmens hat McDonald’s im Sommer 2010 begeben. Seitdem hat es eine Vielzahl von Emissionen gegeben. Der Markt ist gerade auch für deutsche Unternehmen interessant, da er die Finanzierung von Investitionen in China zu günstigen Konditionen ermöglicht und gleichzeitig die Bekanntheit des Emittenten in den asiatischen Kapitalmärkten steigert.- Warum ist die Nachfrage nach RMB-Anlagen so hoch?Der Renminbi gilt angesichts der hohen Staatsverschuldung in Europa und der schwierigen Wirtschaftslage in den USA als ein sicherer Hafen. Die Verzinsung von RMB-Anleihen ist deutlich niedriger als bei Euro- oder US Dollar-Anleihen vergleichbarer Bonität. Unilever, der erste europäische RMB-Emittent, hat im März gerade einmal 1,15 % p. a. für eine dreijährige Laufzeit gezahlt. Anleger setzen auf das Aufwertungspotenzial der chinesischen Währung, das viele Experten bei mindestens 2 bis 3 % im Jahr sehen.- Was sind die regulatorischen Voraussetzungen für die Ausgabe von RMB-Anleihen?Die Ausgabe und Platzierung von RMB-Bonds außerhalb des Festlands von China unterliegt keinen rechtlichen Beschränkungen. In Hongkong gelten lediglich die allgemeinen Regelungen für Anleiheemissionen sowie die Abwicklung von Zahlungen in Renminbi.- Bedeutet das, dass eine solche Emission auch für Unternehmen in Betracht kommt, die nicht in China investieren?Unter Umständen schon. Auch die Verwendung des Anleiheerlöses außerhalb von China unterliegt keinen Beschränkungen. Für die meisten Unternehmen dürfte eine RMB-Anleihe aber vor allem interessant sein, wenn sie die Mittel auf dem Festland in China investieren können.- Welche Genehmigungen sind dafür erforderlich?Die der chinesischen Währungsaufsicht. Das Genehmigungsverfahren kann sich hinziehen. In den Anleihebedingungen einzelner neuerer Emissionen findet sich deshalb sogar die Regelung, dass die Anleihe zurückgezahlt wird, sofern der Emittent nicht innerhalb einer bestimmten Frist die Genehmigung zur Verwendung der aufgenommenen Mittel in China erhält. Die chinesische Zentralregierung hat allerdings vor Kurzem angekündigt, dass sie die Verwendung von “Offshore”-RMBs für inländische Investitionen erleichtern will.- Wie sind die Anforderungen für die Dokumentation?Es gibt keine regulatorischen Anforderungen an die Dokumentation. Es gelten die üblichen Marktusancen. Die Emittenten sind frei in der Wahl des anwendbaren Rechts und der Ausgestaltung der Anleihebedingungen. In der Praxis wird allerdings überwiegend das Recht von Hongkong verwendet. Emittenten, die Emissionsprogramme aufgelegt haben, können RMB-Bonds grundsätzlich auch unter diesen begeben.- Wie läuft eine solche Platzierung ab, wer sind die Investoren?Die Abwicklung der Emission erfolgt über den Markt in Hongkong, da nur dieser durch Vereinbarungen mit der Bank of China die Gewähr für die Verfügbarkeit von Renminbi zur Bedienung der Anleihe bietet. Das lokale Clearing-System in Hongkong verfügt auch über die Voraussetzungen für die Abwicklung von Transaktionen in RMB-Bonds. Hinsichtlich der Platzierung gelten keine Besonderheiten gegenüber anderen Anleihen. Die Hauptanleger sitzen in Hongkong, Singapur und Europa.- Welche Perspektiven sehen Sie?Der Markt wächst weiter. Die Chinesen werden den RMB-Markt in Hongkong schrittweise liberalisieren. Für Emittenten ist die Kernfrage, ob und inwieweit die chinesischen Behörden ihre währungsrechtliche Genehmigungspraxis lockern. Noch interessanter ist aber, wann China ausländischen Emittenten Zugang zu dem sehr viel größeren heimischen Anleihemarkt gewähren wird.—-Chistoph von Dryander ist Partner von Cleary Gottlieb im Hongkonger und Frankfurter Büro. Die Fragen stellte Walther Becker.