Finanzen persönlich - Schwerpunkt: Rund um die Riester-Rente

Riester-Fondsverträge entwickeln sich zum Absatzschlager

Auch als Lebenszyklus-Modelle zu haben - Riskanter als die Sparplanvariante - 2006 mehr als 1 Million Verträge

Riester-Fondsverträge entwickeln sich zum Absatzschlager

Von Ellen Bocquel Am Steuerbonus liegt es vor allem, dass sich immer mehr Besserverdienende für Riester-Verträge interessieren. Stellt sich die Gretchenfrage: Wie “riestert” man am lukrativsten – zusätzlich zur staatlichen Förderung und Steuervorteilen? Neben der eher langweiligen Riester-Rente aus dem Lager der Versicherer stießen im vorigen Jahr Riester-Verträge von Banken und Fondsgesellschaften zunehmend auf Interesse. Wer welchem der Riester-Produkte den Vorzug gibt, scheint eine Frage der Mentalität und der Risikofreudigkeit zu sein. Egal aber, für welches der Ansparkonzepte man sich entscheidet, neben der Riester-(Versicherungs-)Rente haben auch die beiden Spar- und Fondsmodelle die ergänzende private Altersversorgung zum Ziel. Für Familien interessantDie staatliche Förderung von Riester-Produkten ist besonders für versicherungspflichtige Ehepaare mit Kindern interessant. Neben der staatlichen Förderung ist für Leute mit dem nötigen Kleingeld aber auch von Interesse, was an zusätzlichen Renditen herausgeholt werden kann. Die Stiftung Warentest rechnet vor, dass Familien eine garantierte Rendite von bis zu 6 % pro Jahr für den aufgebrachten Eigenbeitrag zur Altersvorsorge in ein Riester-Produkt bekommen. Bei Riester-Fondssparplänen besteht zusätzlich die Aussicht auf eine Zusatzrendite, die je nach gewähltem Fonds 10 % p. a. und mehr ausmachen kann. “Für das gleiche Ergebnis müssten Alternativanlagen bis zu 14 % Rendite abwerfen”, sagt der Finanzwissenschaftler und Rentenexperte Prof. Dr. Reinhold Schnabel von der Universität Duisburg-Essen.Riester-Fondsverträge entwickelten sich nach großen Anfangsschwierigkeiten im Jahr 2006 zum Absatzschlager, meldet der BVI Bundesverband Investment und Asset Management. Bis zur Jahresmitte 2006 wurden bereits über 360 000 Riester-Fondsverträge abgeschlossen. Das Wachstum der Riester-Fondssparpläne beschleunigte sich im zweiten Halbjahr 2006 nochmals, denn mehr als 400 000 Sparer haben sich von Juli bis Dezember des vergangenen Jahres für einen staatlich geförderten Fondssparplan zur privaten Altersvorsorge entschieden. JahresendrallyDer Marktführer bei Fondsverträgen Union Investment (90 % Marktanteil) verkaufte noch im November 2006 gut 80 000 Riester-Fondsverträge und verbuchte bislang 456 000 neue Verträge – fast doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Jetzt hat der genossenschaftliche Anbieter rund 1 Million Verträge im Bestand. Auch die Nummern 2 und 3 bei Fonds, Deka und DWS, sprachen im Dezember von einer Jahresendrally bei Riester-Verträgen und florierenden Geschäften.Nach Angaben der Fondsgesellschaften eignen sich Riester-Fondssparpläne besonders für junge Sparer, weil für sie noch mehr als 30 Jahre bis zu ihrem Renteneintritt vergehen. In diesem langen Zeitraum können sie die Rendite- und Ertragschancen an den Börsen weidlich ausnutzen. Riester-Fondssparpläne gibt es unter anderem als sogenannte Lebenszyklus-Modelle. Bei diesem Konzept fließt, je näher der Anleger an sein Rentenalter heranrückt, immer mehr des eingezahlten Geldes in sichere festverzinsliche Papiere. Nach Meinung der Experten der Stiftung Warentest sind jedoch die Lebenszyklus-Modelle in der Regel zu rentenlastig, um eine gute Rendite herauszuholen. “Ein großer Vorteil des Riester-Fondssparens sind die hohen Ertragschancen bei gleichzeitiger Garantie, mindestens die eingezahlten Beträge zu erhalten”, sagt BVI-Hauptgeschäftsführer Stefan Seip. Abgeltungssteuer belastetNun sind mit der Einführung der Abgeltungssteuer von 2009 an zusätzliche Belastungen für Aktiensparer in Sicht. Die Riester-Fondssparer stört das weniger. “Langfristig orientierte Aktiensparer werden durch die geplante Abgeltungssteuer belastet”, sagt Schnabel. Dagegen werde es für viele Sparer deutlich attraktiver, in risikolose Zinspapiere zu investieren. “Das Aktiensparen könnte sich stärker als bisher in die staatlich geförderte Altersvorsorge verschieben”, prognostiziert der Rentenexperte aus Essen. Da Riester-Fondssparpläne nachgelagert besteuert werden, bleiben sie von der Abgeltungssteuer verschont. Schnabel: “Der Sparer kann brutto für netto ansparen, erhält staatliche Zuschüsse und muss im Gegenzug erst aus der ausgezahlten privaten Altersrente Steuern zahlen.”Berücksichtigt werden muss hier, dass die meisten Fondsgesellschaften auch bei Riester-Sparplänen einen Ausgabeaufschlag von 5 % erheben. Darüber hinaus berechnen sie jährlich Verwaltungskosten, die bei Fonds nicht selten mehr als 2 % betragen. Praktisch werden daher von 100 eingezahlten Euro nur 95 Euro tatsächlich angelegt. Von der jährlichen Rendite wird ein Teil für die Verwaltungskosten abgezweigt. Nicht unbedingt sicherRiester-Fondssparpläne eignen sich nicht für jeden, wenn es um eine sichere, wenn auch nur ergänzende Altersvorsorge geht. Schließlich müssen die Fondsgesellschaften lediglich garantieren, dass zu Rentenbeginn die Summe aller Einzahlungen (Beiträge und Zulagen) für die Auszahlphase zur Verfügung steht. Zwischenzeitige Verluste sind daher nicht ausgeschlossen. Und ob die Fonds letztlich mehr bringen als den Kapitalerhalt, hängt von der Börsenentwicklung, dem Konzept und der Qualität der zur Auswahl stehenden Fondssparpläne ab. Genauso verhält es sich mit der Rendite.Der gute alte Banksparplan – “in Riester-Form” gebracht – kommt da dem Sicherheitsbewusstsein manches Anlegers näher. Riester-Sparpläne eigneten sich als risikolose Anlage vor allem für Sparer ab 50 Jahren und für Jüngere, die ein Eigenheim planten, heißt es bei Banken. Der Zinssatz ist variabel und fest an die Kapitalmarktentwicklung gekoppelt. Ein Großteil der Geldinstitute zahlt einen Zinssatz in Höhe der Umlaufrendite öffentlicher Anleihen abzüglich 0,5 Prozentpunkten.Für die Verwaltung eines Riester-Sparplans ziehen Banken meist jährlich einen Betrag vom Konto ab, der von Haus zu Haus unterschiedlich ist und bei etwa 10 Euro und mehr liegen kann. “Selbst wenn der eigentliche Sparplan eine eher mittelmäßige Rendite bringt, verbessert die staatliche Zulage die Gewinnsituation für den Anleger ganz erheblich”, heißt es bei der HypoVereinsbank in München .Verfechter des Riester-Banksparplans machen eine einfache Rechnung auf: Wenn ein 30 Jahre lang laufender Riester-Sparplan im Jahresdurchschnitt 4 % Zinsen bringt, ist die Verzinsung viel höher, wenn sie auf den tatsächlichen Eigenanteil des Sparers bezogen wird. Werden 30 % der Sparleistung aus Zulagen finanziert, hat der Sparer auf seinen eigenen Anteil einen Jahreszins von 6 %. Noch kräftiger steigt die Rendite bei kürzerer Spardauer: Läuft der Sparplan 15 Jahre, liegt bei gleichem Zulagenanteil die Nettorendite für den Sparer bei 8 %.Die Mehrzahl der Banken geben sich allerdings bei Anfragen zu Riester-Sparplänen zugeknöpft. In Berlin beispielsweise bietet keines der etablierten Geldinstitute Riester-Vorsorge offensiv an. Beim Bundesverband deutscher Banken (BdB) sind nach eigenen Angaben auch keine Zahlen zu Riester-Sparabschlüssen für das Jahr 2006 erfasst worden. Anders beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales, wo man davon ausgeht, dass nach den insgesamt 260 000 Banksparverträgen à la Riester Ende 2005 bis heute höchstens weitere 60 000 hinzugekommen sind. Im Gegensatz dazu boomten im Jahr 2006 die Riester-Abschlüsse bei den Lebensversicherern mit rund 2 Millionen Policen und bei den Fondsgesellschaften mit hochgerechnet mehr als 1 Millionen Verträge. VererbbarEinen Vorteil gegenüber der Riester-Rente aus Versicherungsunternehmen haben die Riester-Banksparpläne und Fondssparpläne allerdings noch: Hier kann das angesparte Kapital vererbt werden. Bei einer privaten Rentenversicherung ist dies nicht möglich.