ASSET MANAGEMENT

Robeco wittert mit neuer Mutter Orix Chancen

Niederländischer Asset Manager will nach Übernahme in Fernost expandieren - Gesellschaft setzt auf institutionelle Kunden

Robeco wittert mit neuer Mutter Orix Chancen

Nach der Übernahme durch den japanischen Finanzkonzern Orix fühlt sich der Asset Manager Robeco gestärkt. Die in den Niederlanden und den USA bedeutende Gesellschaft streckt nun ihre Fühler nach Japan aus. Auch in Deutschland sehen sich die Rotterdamer im Aufwind.Von Jan Schrader, FrankfurtDer japanische Finanzdienstleister Orix hat sich die niederländische Robeco einverleibt – und den niederländischen Asset Manager womöglich vor der Zerschlagung bewahrt. “Es ging das Gerücht um, dass Robeco in Stücke zerlegt und in einzelnen Teilen verkauft werden sollte”, sagt Roderick Munsters, Chief Executive Officer (CEO) von Robeco. Retter aus TokioDoch das trat nicht ein. Im Februar sickerte durch, dass die bisherige Konzernmutter Rabobank die Gesellschaft an Orix verkaufen will. Wenig später gaben die beteiligten Parteien bekannt, dass die Japaner für 1,9 Mrd. Euro, rund 240 Mrd. Yen zum Zeitpunkt der Bekanntgabe, einen Anteil von 90 % an Robeco erwerben. Der Verkauf wurde Anfang Juli abgeschlossen.Trennen musste sich Robeco im Zuge der Übernahme von ihrem Bankgeschäft, das im Juni an die Rabobank überging. Ansonsten blieb die 1929 gegründete Robeco, die noch zu Jahresbeginn 189 Mrd. Euro verwaltete und vor allem in den Niederlanden und den USA aktiv ist (siehe Grafik), erhalten. Mit der Übernahme hatte sich Orix offenbar gegen die Finanzinvestoren Advent International und CVC sowie den Vermögensverwalter AMG mit dem Private-Equity-Partner Permira durchgesetzt, die einem Agenturbericht zufolge ebenfalls Offerten abgegeben haben sollen. Robeco äußert sich dazu nicht.Noch im vergangenen Jahr sammelte die Gesellschaft – trotz unklarer Perspektive – netto rekordhohe 18,4 Mrd. Euro ein. Zahlen für dieses Jahr gibt es aufgrund der Übernahme noch nicht. Munsters zeigt sich jedoch optimistisch, wenn auch verhalten. “Wir haben in diesem Jahr bereits gute Zuflüsse verzeichnet, wenn auch etwas langsamer als zuvor”, sagt Munsters. “Die Investoren haben abgewartet.” Doch die Zurückhaltung werde nach Verkaufsabschluss vorbei sein. “Ich hatte dazu bereits eine Vielzahl an Gesprächen, und die Zeichen sind positiv.” Aufstieg in JapanPositiv stehen die Zeichen aus Sicht von Munsters im Mittleren Osten und in Asien, vor allem in Japan. Umgerechnet rund 7 Bill. Euro Sparvermögen gebe es dort. Die Japaner seien überwiegend am Geldmarkt und in Anleihen investiert, doch das bringe ihnen bekanntlich kaum noch etwas ein. Robeco biete ihnen nun die Möglichkeit, Gelder auch außerhalb von Japan anzulegen. Dabei könnte Robeco von der expansiven Geld- und Fiskalpolitik und den geplanten Strukturreformen in Japan profitieren. “Die Erholung in Japan hilft uns”, sagt Munsters. Als Zielgruppe kämen etwa Pensionskassen oder wohlhabende Privatkunden in Frage, doch an genauen Plänen arbeite die Zentrale in Rotterdam erst seit Verkaufsabschluss. Bislang ist die Gesellschaft lediglich mit einem kleinen Büro in Japan präsent.Für die Orix stellt Robeco die bislang größte Übernahme dar. Mit dem Asset Manager hat der Konzern nun ein weiteres Standbein. Bislang bietet Orix etwa Leasinggeschäfte, Immobilien, Versicherungen und Unternehmensfinanzierungen an. Mit Robeco haben sich die Japaner nun auch in Europa und den USA etabliert. Mit der Rabobank, die mit dem Verkaufserlös die Kernkapitalquote erhöhen wollte, bleibe die Gesellschaft nach wie vor verbunden, sagt Munsters. Die bisherige Mutter bleibt mit 10 % an Robeco beteiligt. Gute Aussichten in den USAIn den USA, neben den Niederlanden der wichtigste Markt der Robeco, sieht die Gesellschaft weiterhin gute Perspektiven. Auch wenn dort an den Märkten zuletzt die Angst umgegangen sei, dass die amerikanische Notenbank Fed den Ankauf von Staatsanleihen bald drosseln werde, tendierten die Märkte in die richtige Richtung, sagt Munsters. Im US-Geschäft vertreten sind die Niederländer insbesondere mit Harbor Capital Advisors. Das Fondshaus aus Chicago lässt als “Manager of Managers” das Fondsvermögen von anderen Gesellschaften verwalten, etwa der Allianztochter Pimco. Zum Jahresbeginn verwaltete die Gesellschaft umgerechnet 55 Mrd. Euro.In den Niederlanden hat sich Robeco bei Privatkunden einen Namen gemacht. So werden die Fonds etwa über die Rabobank, die ABN Amro oder ING vertrieben, aber auch über die Retail-Plattform “robeco.nl”. Bekannt ist die Gesellschaft etwa mit dem gleichnamigen Aktienfonds “Robeco”, in dem 3,6 Mrd. Euro liegen. Jenseits der Niederlande ist die Gesellschaft vielen Privatkunden aber offenbar kein Begriff. In Frankreich und der Schweiz stellte Robeco vergleichbare Retail-Plattformen wieder ein. Es sei sehr schwierig gewesen, diese profitabel zu machen, räumt Munsters ein.Mittelzuflüsse erwartet er eher von institutionellen Kunden – etwa von Pensionskassen, die anders als Versicherer mehr Freiheiten besäßen und etwa Interesse an alternativen Anlagen, Hochzinsprodukten und nicht zuletzt Aktien zeigten. Ungefähr die Hälfte der verwalteten Vermögen von Robeco entfällt auf institutionelle Kunden, die andere Hälfte ist dem Retailgeschäft zugeordnet. Hoffen auf die AktieAuch für die Investition in Aktien erhofft sich Munsters einen Aufschwung. In Deutschland stünden die Zeichen gut: Die im Vergleich zu den Nachbarländern starke Konjunktur wecke die Lust der Anleger auf riskante Assetklassen. Auch Nachhaltigkeitsprodukte seien gefragt, etwa der Schweizer Tochter RobecoSam. Die Mutter in Rotterdam verzeichne in Deutschland daher Nettomittelzuflüsse. Einen Beweis bleibt er jedoch schuldig. Für Deutschland weist die Gesellschaft keine Zahlen aus.Eine höhere Nachfrage nach Aktien erhofft sich Munsters auch für Südeuropa. Auch wenn die Konjunktur hier schwach sei, lohne sich die Investition in Aktien, vor allem in der Altersvorsorge. So könnten die riskanten Papiere mit einer hohen Rendite einhergehen, was sich auf lange Sicht auszahle.Es ist wohl nicht überraschend, dass Munsters von Aktien schwärmt. Rund 55 % des verwalteten Vermögens der Gesellschaft steckten zu Jahresbeginn in Aktien. Als größtes Risiko für Robeco sieht Munsters folglich einen Absturz an den Börsen, was für die Gesellschaft sinkende Gebühreneinnahmen nach sich ziehen würde. Im Auge behalten müsse er aber auch die Motivation der rund 1 500 Mitarbeiter. Um die sei es angesichts der abgewendeten Zerschlagung gut bestellt. “Die Moral der Truppe ist gut.”