kko Frankfurt – Schokoladenliebhaber werden künftig tiefer in die Tasche greifen müssen – zumindest lässt das die Erntesituation der Elfenbeinküste erwarten. Das westafrikanische Land, das 1960 seine Unabhängigkeit von Frankreich erlangte und seit dem als weltweit größter Kakao-Exporteur zu Wohlstand gekommen ist, kämpft derzeit gegen den Verfall der heimischen Industrie. Anhaltende politische Unruhen, zu niedrige Einkommen der Bauern und zunehmende Pflanzenkrankheiten haben für eine deutliche Qualitätsminderung der Ernte gesorgt. So führten anhaltende Regenfälle im dritten Quartal 2008 zu einem Pilzbefall der Bohnen. Mittlerweile erreichen 17 % der von der Elfenbeinküste geernteten Kakaobohnen nicht einmal mehr die Qualitätsnorm des preiswerten Konsumkakaos – von so genanntem Edelkakao ganz zu schweigen. Außerdem beklagten die Kakaobauern ihre Unzufriedenheit über zu tiefe Preise und hielten als Protest Kakaobohnen zurück. Neben der Qualität leidet auch die produzierte Menge: In der laufenden Saison, die im Oktober begonnen hat, konnte das Land lediglich 35 % der Erntemenge des Vorjahreszeitraums einfahren. An der Londoner Börse schnellte daraufhin der Preis für die bitteren Bohnen um fast 70 % nach oben und notierte in dieser Woche mit 1 820 britischen Pfund je Tonne auf dem höchsten Stand seit Oktober 1985. Damit aber nicht genug: Angesichts der mageren Einkommen der Kakaobauern, die vor allem durch hohe Steuern belastet werden und dadurch nur gut 35 % des internationalen Standards erreichen, sind Investitionen in den vergangenen Jahren zumeist ausgeblieben. Viele Kakaobäume der Elfenbeinküste stehen daher kurz vor dem Erreichen der 25-Jahresgrenze, nach deren Überschreiten die Produktivität der Pflanzen rapide abnimmt. Francois Ruf, der als Researcher beim französischen Agrarforschungsinstitut CIRAD arbeitet, befürchtet daher, dass die Kakaoerträge des afrikanischen Landes in den kommenden Jahren noch weiter abnehmen werden, falls die Bauern keine Unterstützung durch die Regierung erhalten. Auch Kakaohändler an der Londoner Börse rechnen bereits mit Preisen von 2 000 britischen Pfund je Tonne und schließen sogar neue Allzeithochs von über 3 500 Pfund je Tonne nicht aus. Preisniveaus, die seit den späten siebziger Jahren nicht mehr gesehen wurden.