Schwellenländer locken mit attraktiven Renditen
Lange Zeit wegen des höheren Risikos gemieden, haben Emerging-Markets-Bonds dank des Zinsaufschlages gegenüber Staatsanleihen der Industriestaaten Anlegergelder in Milliardenhöhe angezogen. Investoren wurden 2012 mit zweistelligen Renditen belohnt. Viele Schwellenländer-Bonds-Fonds profitieren von dem Interesse an hochrentierlichen Investments.Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Staatsschuldenkrise ist immer noch nicht gelöst. Nach der Wahl in Italien hält Zypern die Anleger in Atem. Kein Wunder, dass sich Anleger nach Anlageregionen umschauen, in denen die Rahmenbedingungen deutlich besser sind als auf dem Alten Kontinent. Waren Emerging Markets Auslöser zahlreicher Krisen, weisen sie heute im Unterschied zu Euroland solide Staatsfinanzen auf. So liegt die Verschuldung der Emerging Markets bei gerade mal durchschnittlich 50 % der Schuldenquote der Industrienationen. Die Schuldenquoten von Ländern wie den USA oder Japan explodieren förmlich.Dank einer zunehmenden Liberalisierung der Wirtschaft, des Rohstoffreichtums sowie der Demografie wachsen die Schwellenländer deutlich stärker als die entwickelten Länder. Die im Schnitt im Vergleich mit den westlichen Industrienationen deutlich jüngere Bevölkerung unterstützt den Arbeitsmarkt, das Wachstum, die Binnennachfrage und den Konsum. Der technische Fortschritt, der zunehmende Abbau von Handelsschranken und der Rohstoffhunger der Industrieländer sind weitere Antriebskräfte für das anhaltende Wirtschaftswachstum. Dank der verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich die Rendite-Risiko-Verhältnisse von Anlagen in den Schwellenländern deutlich verbessert. Eine große Anziehungskraft üben Anleihen in Lokalwährungen auf die Anleger aus. Neben dem deutlichen Renditeaufschlag gegenüber den Anleihen der entwickelten Länder schätzen die Anleger die Aufwertungsfantasie bei den Währungen. Fonds, die in Lokalwährungs-Schwellenländeranleihen investieren, verzeichneten gemäß der Datenerhebung von Morningstar in den zurückliegenden zwölf Monaten Nettozuflüsse von 13,6 Mrd. Euro. Managerwechsel beobachtenMit einer Rendite von 10,3 % jährlich innerhalb der vergangenen drei Jahre gehörte der BNP Paribas L1 Bond World Emerging Local I Cap (LU0251280367) zu den besten Fonds innerhalb der Morningstar-Kategorie Anleihen der Schwellenländer in lokaler Währung. Der Fonds konnte damit seinen Referenzindex, den JPM GBI-EM Global Diversified (Dollar) RI, um rund 1 Prozentpunkt p. a. schlagen. Die Standardabweichung betrug laut Morningstar 9,7 %, die Sharpe Ratio lag bei 1,17. Besser noch sieht es über den Fünfjahreszeitraum aus. Dort brachte der Fonds dem Anleger eine Rendite von durchschnittlich 11,4 % p. a. Der Fonds wurde rund drei Jahre von Sergio Trigo Paz betreut. Nachdem das Fondsmanagement im Oktober vergangenen Jahres von John Morton übernommen wurde, der von Rexiter Capital Management kam, bleibt abzuwarten, ob der Fonds seinen Positivtrend fortsetzen kann.Eine überdurchschnittlich positive Entwicklung zeigte auch der GS Growth & Emerging Markets Debt Local Portfolio P Acc (LU0302289524). Der von einem Managementteam betreute Fonds erreichte in dem zurückliegenden Dreijahreszeitraum eine Rendite von 10,1 % bei einer Standardabweichung von 9,2 %. Der Goldman-Sachs-Fonds konnte damit die Durchschnittsrendite der Konkurrenten innerhalb der Kategorie der Schwellenländeranleihen in lokaler Währung um rund 2,8 Prozentpunkte jährlich schlagen. Binnen zwölf Monaten verbuchte der Fonds einen Gewinn von 13,5 %. Die Fondsmanager haben das Anlagevermögen von rund 3,3 Mrd. Dollar in rund 190 Positionen investiert. Schwerpunkte sind unter anderem Anleihen aus Thailand, Mexiko und Peru. 41 % der Emittenten besitzen eine Bonität von “A”, knapp 25 % weisen eine Bonität von “BBB” auf. Besser als viele KonkurrentenAuch der Pictet Global Emerging Debt-P in Dollar (LU0128467544) konnte im Dreijahresbereich mit einer Rendite von 9,4 % p. a. aufwarten und die Konkurrenz innerhalb der Morningstar-Kategorie der lokalen Schwellenländeranleihen lokal schlagen. Der Fonds war damit nach Angaben von Morningstar um mehr als 2,1 Prozentpunkte besser als die Konkurrenten innerhalb der Kategorie. Die Standardabweichung betrug innerhalb dieses Zeitraums lediglich 9,3 %, die Sharpe Ratio lag bei 1,11. Mit einem Anstieg von 14 % binnen zwölf Monaten gehört er in diesem Zeitraum zu den besten Produkten. Simon Lue-Fong ist ein Benchmark-Manager, der einen gleichzeitigen Top-down- und Bottom-up-Ansatz verfolgt. Gleichzeitig verfolgt er ein hauseigenes Portfoliomanagement- und Risikosystem. Dank des Stop-Loss-Managements und der Stop-Profit-Marken konnte Lue-Fong im Krisenjahr 2008 die Einbußen auf lediglich 0,7 % begrenzen. Das Portfolio des mehr als 13 Mrd. Dollar verwaltenden Fonds umfasst mehr als 870 Positionen. Die Chance-Risiko-Kennzahlen zeigen, dass sich Fonds, die in Schwellenländer-Anleihen in lokalen Währungen investieren, im Rahmen eines Core-Satellite-Ansatzes als Renditebeschleuniger für das Depot eignen. Dabei muss der Anleger berücksichtigen, dass die Risiken deutlich höher sind als bei Fonds, die in Staatsanleihen von Emittenten mit guter Bonität investieren.