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Short-ETF für fallende Kurse

Produkte spiegeln den Verlauf der Indizes in gegenläufiger Richtung - Fonds nur für erfahrene Anleger - Fokus liegt auf Trading

Short-ETF für fallende Kurse

Die Unsicherheit ist an die Märkte zurückgekehrt. Vor den schwierigen Sommermonaten ist die Volatilität an den Aktienmärkten größer geworden. Anleger, die ihre Depotpositionen nicht verkaufen wollen, können mit Indexfonds Verluste abpuffern.Von Armin Schmitz, FrankfurtNach den Jahreshöchstständen Anfang Mai hat der Aktienmarkt zunächst den Rückwärtsgang eingelegt. Die Staatsschuldenkrise mit der Gefahr einer Umschuldung Griechenlands, steigende Inflationsraten und das drohende Ende des Quantitative Easing II der amerikanischen Notenbank haben zu einer starken Verunsicherung der Anleger geführt. Negative Meldungen werden mit starken Kursrückschlägen beantwortet. Der Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt ist in Gefahr. Das Analysehaus Sentix sieht in seinen Umfragen eine weitere Stimmungseintrübung am Aktienmarkt. Die mittelfristigen Erwartungen gehen weiter bergab. Wegen der Tendenz zu Gewinnmitnahmen ist die Börsen-Ampel laut Sentix auf Gelb gesprungen.Beliebte Produkte zur Depotabsicherung sind die Short-Versionen unter den börsennotierten Indexfonds, den sogenannten Exchange Traded Funds (ETF). Zur Depotabsicherung oder auch Spekulation auf fallende Kurse haben Investoren neben den Derivaten in den vergangenen Jahren auch die sogenannten Short-ETF entdeckt. Obwohl ihre Funktionsweise nicht ganz einfach ist, gehören sie aktuell zu den am häufigsten gehandelten Produkten unter den Exchange Traded Funds. Hebel täglich adjustiertDiese Short-Produkte sind Fondskonstruktionen, die an Wert zulegen, wenn die Kurse der Indizes fallen, auf die sie sich beziehen. Die Funktion der Short-ETF ist leicht zu verstehen. Der ShortDax Daily ETF (LU0292106241) basiert beispielsweise auf dem von der Deutschen Börse berechneten Strategie-Index. Die Wertentwicklung des 400 Mill. Euro schweren Indexfonds ist umgekehrt proportional zur Entwicklung des Dax. Der Index spiegelt die täglichen Bewegungen des Deutschen Aktienindex (Dax) in gegenläufiger Richtung wider und bildet die Entwicklung des Leitindex gegenüber dem jeweiligen Vortag mit einer Hebelwirkung von – 1 ab. Sinkt der Dax also beispielsweise um 2 %, müsste der ShortDax quasi spiegelverkehrt um 2 % steigen.Der Hebel bleibt auf Tagesbasis konstant. Basierend auf den täglichen Schlusskursen des Dax wird die Hebelwirkung an jedem Handelstag wieder auf minus 1 zurückgesetzt. Der Hebel ist also nur auf Tagesbasis gültig, was eine Absicherung über einen Tag hinaus schwierig macht und bei einer Depotabsicherung eine tägliche Adjustierung erforderlich macht.Zusätzlich zur gegenläufigen Entwicklung des Dax beinhaltet der ShortDax auch die durch die Anlagestrategie anfallenden Zinszahlungen in Höhe des doppelten Tagesgeldsatzes (Eonia).Neben dem ShortDax Daily ETF, der den Dax mit dem Hebel von – 1 abbildet, hat der Anleger auch die Gelegenheit, die täglichen Kursbewegungen des Leitindex mit einem größeren Hebel abzubilden. So haben Royal Bank of Scotland (LU0562665421) und Lyxor (FR0010869495) ETF auf den ShortDax Daily x2 mit dem Hebel – 2 im Angebot. Mittlerweile können Anleger auch Short-ETF auf andere Märkte oder Sektoren handeln. Die Commerzbank-Tochter Comstage (LU0392496856) und Amundi (FR0010757781) bieten beispielsweise ETF auf den Short Euro Stoxx 50 ETF an. Von der Deutschen Bank kommen der S & P 500 Inverse Daily ETF (LU0322251520) und der S & P 500 2x Inverse Daily ETF (LU0411078636), die die Wertentwicklung des breiten US-Standardwertemarktes abdecken. Behörden üben KritikJedes dieser Produkte bildet die Veränderungen der Indizes meist nicht linear ab, was bei Aufsichtsbehörden auf Kritik gestoßen ist. So hat die US-Finanzmarktaufsicht Financial Industry Regulatory Authority (Finra) moniert, dass diese komplexen Produkte für Privatinvestoren ungeeignet seien. Sie hat den Erwerb für Privatanleger stark eingeschränkt. Doch Untersuchungen hierzulande haben gezeigt, dass die Short-ETF nicht als Langzeitprodukte genutzt werden, sondern von der Mehrzahl eher als Trading-Vehikel über maximal 15 Tage. Bei der Nutzung dieser Produkte muss beachtet werden, dass die Abbildungsqualität von der Volatilität abhängig ist. In Zeiten geringer Marktvolatilität liefert ein Short-ETF dem Short-Index zwar vergleichbare Renditen. Er kann wegen der Eonia-Komponente sogar den Index schlagen. Steigen die Marktschwankungen stark an, lässt allerdings die Beziehung zum Index (Pfadabhängigkeit) nach. Diese Performance-Verschlechterung nimmt mit steigender Volatilität zu und wird als negative Konvexität bezeichnet.Für Anleger, denen die Nutzung von Short-ETF zu kompliziert oder ein sogenanntes Delta-Hedging mit Optionen zu aufwendig ist, bietet die LBB ein Dax Bär Index-Zertifikat (DE000LBB11G2) an. Das Zertifikat entwickelt sich spiegelverkehrt eins zu eins zum Kursverlauf des deutschen Leitindex. Es repräsentiert ein Hundertstel der Differenz aus dem Basiskurs des Zertifikats von 10 000 Punkten und dem aktuellen Dax-Stand.