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Sicherheit vor Rendite

Staatsgarantierte Anleihen sind ein neues Marktsegment - Attraktive Aufschläge gegenüber Staatsbonds

Sicherheit vor Rendite

Von Armin Schmitz, Frankfurt Während Aktienkurse in den Keller rauschen und Banken kollabieren, ist die Sehnsucht nach sicheren Investments groß. Das führt zu einem regelrechten Ansturm der Investoren auf Staatsanleihen und auf die staatsgarantierten Bonds. Die Finanzmarktkrise hat mit den staatsgarantierten Bankanleihen eine neue Assetklasse hervorgebracht. Im November und Dezember 2008 wurden weltweit für 180 Mrd. Euro Bonds emittiert, bei denen Staaten die Ausfallbürgschaft übernommen haben. Das Marktdebüt der Commerzbank Anfang des Jahres mit einem staatsgarantierten Papier war ein voller Erfolg. Das Emissionsvolumen entsprach mit 5 Mrd. Euro dem Doppelten der ursprünglich angepeilten Summe. In den Büchern der Konsorten hatten sich innerhalb von nur drei Stunden sogar Orders von etwas mehr als 9 Mrd. Euro angesammelt. Die Commerzbank war quasi Türöffner für weitere deutsche Kandidaten wie die HSH Nordbank oder die BayernLB. Weitere Banken werden im In- und Ausland folgen. Analysten der Deutschen Bank schätzen, dass europäische Finanzinstitute in diesem Jahr Garantie-Anleihen über 150 bis 250 Mrd. Euro emittieren wollen. Liquider HandelDie Nachfrage nach diesen Bonds ebbt auch im Sekundärmarkt nicht ab. Kein Wunder: Staaten garantieren Anlegern die Rückzahlung des Nennwerts, sollte die emittierende Bank insolvent werden. Deshalb erhalten die Anleihen von Ratingagenturen auch meist die exzellenten Bonitätsnoten der Länder, die die Garantien abgeben. Diese Papiere werden von den Investoren darüber hinaus häufig als Ersatz für Anleihen staatlicher Institutionen wie der KfW Bankengruppe oder der Europäischen Investitionsbank betrachtet. Die Renditen der Anleihen haben sich leicht oberhalb von Staatsanleihen eingependelt. So bietet die dreijährige Commerzbank-Anleihe (DE000CB896A7) mit dem Kupon von 2,75 % und einer aktuellen Rendite von 2,67 % p. a. derzeit rund 80 Basispunkte mehr als eine Bundesanleihe mit vergleichbarer Laufzeit. Mit einem Nennwert von 1 000 Euro ist die Anleihe auch für schmalere Geldbeutel erwerbbar. Während die ersten Emittenten mit staatsgarantierten Bonds Ende 2008 noch sehr häufig Nennwerte von 50 000 Euro wählten, achten Banken wie die BayernLB oder auch die französische SFEF (Société de Financement de l’Economie Française) im laufenden Jahr auf kleinere Stückelungen. Ein anderer WegFrankreich ist einen anderen Weg als andere Staaten gegangen und hat die Zweckgesellschaft SFEF gegründet, die sich mit einem Anteil von 34 % im Besitz des Staates befindet. Der Rest teilt sich auf sieben Geschäftsbanken des Landes auf. Bei dieser Konstruktion ist der französische Staat nicht nur Bürge, sondern der direkte Schuldner. Im Falle einer Emittenteninsolvenz werden allerdings die Gläubiger vom Staat vorzeitig zum Nennwert von 100 % bedient. Mit dieser französischen Form lassen sich insgesamt drei Garantieformen unterscheiden. Die meisten Länder wie beispielsweise Deutschland, Großbritannien und die USA garantieren für eine bestimmte Zeit nur neu emittierte vorrangige Bankanleihen. Irland und Dänemark garantieren dagegen für eine bestimmt Zeit alle ausstehenden und neu emittierten Bankanleihen. Vielseitiger Einfluss Für konservative Anleger etabliert sich mit den staatsgarantierten Anleihen ein interessantes Marktsegment. Die Preisbildung gilt bei Experten als noch nicht so effizient wie an den ausgereiften Staatsanleihemärkten. Analysten der Commerzbank haben fünf Faktoren identifiziert, die die Preisbildung bestimmen: Das Kreditrisiko des garantierenden Landes hat den größten Einfluss. Ist der Schuldner nicht das Finanzinstitut, sondern eine staatliche Stelle, sind die Aufschläge gegenüber vergleichbaren Staatsanleihen deutlich kleiner. So wird die dreijährige Anleihe von SFEF (FR0010687707) mit einem Kupon von 3,5 % und einem Aufschlag von etwas mehr als 22 Basispunkten zu Staatsanleihen mit vergleichbaren Kennzahlen gehandelt. Die Rendite beträgt aktuell 2,1 % pro Jahr. Es halten sich außerdem Renditeaufschläge der staatsgarantierten Bonds in Grenzen, falls es Alternativen gibt von Instituten mit entsprechenden Sicherheiten wie die KfW. Letztlich spielt auch die Kreditwürdigkeit des Emittenten eine Rolle. Je höher also das Kreditrisiko, umso größer der Renditeaufschlag. Letztlich dürfte auch die Liquidität der Anleihe im Sekundärmarkt den Preis beeinflussen, meinen Experten. Konservative Anleger sollten staatsgarantierte Anleihen aus Ländern mit stabilem “AAA”-Rating bevorzugen. In diesem Segment wird zweifelsohne der liquideste Handel mit den Anleihen zu finden sein. Da der Staat im Falle eines Konkurses des Schuldners allerdings nur zum Nennwert zurückzahlt, sollten die Papiere nicht zu weit über pari (100 %) notieren.