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Silber hat großes Nachholpotenzial

Edelmetall ist so teuer wie zuletzt im August 2008 - Investmentnachfrage steigt an

Silber hat großes Nachholpotenzial

Von Armin Schmitz, FrankfurtParallel zur Gegenreaktion der Aktienmärkte haben auch die Edelmetalle bei den Anlegern wieder stark an Interesse gewonnen. Innerhalb weniger Tage erreichte Gold in großen Schritten fast 1 000 Dollar je Feinunzen. Mit dem Rückenwind des Edelmetalls stieg Silber im Handel in New York um 6 % auf 16,29 Dollar je Unze. Das ist der höchste Preis des “Argentum”, wie das Metall von den alten Römern genannt wurde, seit dem 7. August vergangenen Jahres.Zu den Käufern gehörten in den vergangenen Tagen in erster Linie Exchange Traded Commodities (ETC) und Exchange Traded Funds (ETF), die Silber in physischer Form hinterlegt haben. Der iShares Silver Trust konnte seine Silberbestände zuletzt um rund 61,2 Tonnen auf 8 726 Tonnen steigern. Der Bestand schwankt allerdings sehr stark mit der Preisentwicklung des Silbers.Das Edelmetall profitiert nach Ansicht von Wolfgang Wrzesniok-Roßbach von der Metallhandelsgesellschaft Heraeus nicht von den Gewinnen des Golds, sondern lebt als Industriemetall von der Hoffnung der Anleger auf eine Erholung der Weltwirtschaft. Daher sind die prozentualen Steigerungen größer als beim Gold. Das Rekordhoch von 50 Dollar aus dem Jahr 1980, als die Gebrüder Hunt mit ihrer Silberspekulation scheiterten, ist zwar immer noch außer Reichweite, aber Experten sehen durchaus die Möglichkeit, dass der Silberpreis regelrecht explodieren kann. Extreme PositionsgrößenAus dem Commitment of Traders Report und dem Bank Participation Report von Anfang August geht hervor, dass der Terminmarkt an der Comex von wenigen Adressen beherrscht wird. Zwei amerikanische Banken vereinen mit ihren Netto-Short-Positionen 40 % des gesamten Netto-Open-Interests für Futures auf sich. Die Netto-Short-Position der vier größten Händler überschritt im Juli 66 % des gesamten Netto-Open-Interest. Eine derartige Konzentration auf wenige Marktteilnehmer existiert in keinem anderen Markt für physische Rohstoffe. Müssen diese Adressen ihre Positionen schließen, gibt es einen großen Preisschub beim Silber.”Momentan steckt in der Preisentwicklung von Silber ein größeres Potenzial als bei Gold”, sagt Werner J. Ullmann, Rohstoffexperte von ERA Resources. Bei einer Gold / Silber-Ratio von 62 habe das weiße Metall gegenüber dem Goldpreis nach wie vor Aufholbedarf. Darüber hinaus seien Silberminenaktien im Verhältnis zum aktuellen Silberpreis ebenfalls noch deutlich unterbewertet. Nach Ansicht des ERA-Experten werde die Aufwärtsentwicklung weniger von der industriellen Nachfrage als von einer weiter anziehenden Investmentnachfrage getrieben. Insgesamt werden die Edelmetalle wesentlich von der konjunkturellen Entwicklung in den kommenden Monaten beeinflusst, sagt Ullmann. Chinesen zum Kauf animiertUnklar ist noch, welchen Einfluss die Chinesen auf die Entwicklung des Silberpreises ausüben. Jüngst hat die Regierung in Peking die Bevölkerung dazu aufgerufen, Edelmetalle wie Gold und Silber zu kaufen. Erstmals ist es für jeden Chinesen möglich, Silber in Stückelungen von 500 Gramm bis zu 5 Kilogramm zu kaufen.Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wird sich der Silberpreis in den kommenden Monaten der Kursbewegung des Goldes anschließen. Der Gleichschritt der beiden Edelmetalle ist seit jeher eng. Der Korrelationsfaktor zwischen Silber und Gold über den Einjahreszeitraum liegt nach Angaben von Bloomberg aktuell bei 0,76.Anleger, die auf einen weiteren Anstieg des Edelmetalls setzen wollen, haben verschiedene Möglichkeiten. Neben dem Kauf von physischem Silber gibt es ein breites Angebot an Zertifikaten oder Exchange Traded Commodities (ETC). Exchange Traded Funds, also Sondervermögen, bei denen physisches Silber hinterlegt ist wie beim iShares Silver Trust, sind in Deutschland nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Denn Fonds dürfen nach deutschem Recht höchstens 30 % ihres Vermögens in das Edelmetall investieren.Die Schweizer UBS bietet einen einfachen Silber Tracker (CH0026074911) an, der eins zu eins an den Bewegungen des Spotpreises des Silbers partizipiert. Das Silber Quanto Zertifikat der Société Générale (DE000SG9F3R7) schließt die Währungsschwankungen zusätzlich aus.Eine Alternative ist das Silber Mining Index-Zertifikat von Royal Bank of Scotland (NL0000724516), das auf dem S & P Silver Mines basiert. Es spiegelt die Entwicklung von Silberminen-Gesellschaften wieder. Es enthält Werte wie der mexikanische Silberproduzent Fresnillo (Anteil von 17 %), die schwedische Silver Wheaton (15 %) und die Industrias Penoles aus Mexiko (15 %) und aus Schweden. Dividenden-Zahlungen werden bei der Berechnung berücksichtigt. Das Produkt hat in den vergangenen sechs Monaten einen Gewinn von rund 50 % erzielt.