Kapitalanlage

Silizium-Mangel bremst Solar-Aktien

Titel nicht mehr preiswert - Die langfristigen Aussichten sind jedoch positiv - Selektion ist wichtig

Silizium-Mangel bremst Solar-Aktien

Von Armin Schmitz, FrankfurtSolar-Aktien glänzten in den vergangenen zwölf Monaten mit hohen Kursgewinnen. Grund für den Boom ist das Ende 2003 verabschiedete Einspeisegesetz für Erneuerbare Energien (EEG). Das Gesetz garantiert für die Einspeisung von Strom aus Photovoltaik-Anlagen gegenüber der vorherigen Regelung eine höhere Vergütung über den Zeitraum von 20 Jahren, was eine langfristige Investitionssicherheit für die Hersteller schafft. Ein weiterer Schrittmacher sind die steigenden Preise für fossile Brennstoffe. So ist die Rohölnotierung seit Juli 2004 in der Spitze um 80 % auf 60 Dollar gestiegen. Da langfristig eine weitere Verteuerung der Ölpreise zu befürchten ist und der Klimaschutz intensiviert wird, gewinnen erneuerbare Energieträger an Bedeutung.Weltweit wuchs der Markt für Photovoltaik nach Angaben der International Energy Agency seit 1993 mit einer Rate von 33 % jährlich. Tatsächlich scheint das Potenzial für die Solarenergie sehr groß. Während aktuell 14 % des weltweiten Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasserstrom oder Wind stammt, liegt der Anteil der Sonnenenergie erst bei 0,1 %. Analysten von Dresdner Kleinwort Wasserstein rechnen, dass die Solarbranche um 25 bis 30 % p. a. bis zum Ende der Dekade wachsen wird. Das Wachstum heute wird im Wesentlichen durch die drei Staaten Japan, Deutschland und die USA vorangetrieben. Die neuen Märkte in China und Spanien versprechen ein riesiges Wachstumspotenzial. Der Anstieg der Solarwerte scheint sich jedoch zu verlangsamen. Auslöser ist weniger eine verhaltene Nachfrage nach Solarmodulen. Vielmehr bestehen Nachschubprobleme für Silizium, Grundmaterial für die meisten Solarzellen. Der Bundesverband Solarindustrie prognostiziert daher 2005 bis 2006 eine “Wachstumsverlangsamung” auf 20 % jährlich. Als Folge der Versorgungsengpässe sind erneute Preissteigerungen bei Modulen zu erwarten. In Europa sind derzeit nur einige wenige Photovoltaikfirmen börsennotiert, über die Anleger an dem starken Wachstum der Industrie partizipieren können. Dazu gehören einerseits Produzenten wie Solarworld und Solon oder Distributoren, die den Vertrieb und den Service übernehmen, wie Conergy. “Solaraktien sind jedoch nicht mehr preiswert”, meint Burkhard Weiss, Analyst von HSBC Trinkaus & Burkhard. Daher ist Selektion wichtig. Die Aktie des profitablen Anbieters von Solaranlagen Conergy ist zuletzt stark gestiegen. Das Unternehmen ist primär Händler und Systemintegrator. Gemessen an den Verkäufen und installierten MW-Einheiten (MW=Megawatt) ist Conergy als Distributor Marktführer in Deutschland. Das Unternehmen verdoppelte 2004 seine Umsätze von 122 auf 284 Mill. Euro. Das Ebitda stieg von 2,1 Mill. Euro auf knapp 21 Mill. Euro. Conergy sieht vor allem auf dem spanischen Markt Möglichkeiten zu expandieren. Die Aktie ist gemessen an dem für 2006 geschätzten KGV von 24 sportlich bewertet.Phönix Sonnenstrom ist ein Distributor, der Module und Umwandler verkauft ebenso wie Solar-Systeme. Die Gesellschaft generierte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 67 Mill. Euro, eine Verdreifachung zum Vorjahr. Das Nettoergebnis stieg von einem Verlust von 1,5 Mill. Euro 2003 auf plus 2,5 Mill. Euro in 2004. Für 2005 wird mit einem Anstieg von 20 % gerechnet. Die Aktienbewertung ist mit einem 2006er KGV von 17 niedrig. Solon, 1998 als erstes Solar-Unternehmen an die Börse gekommen, ist ein führender Produzent von Solarmodulen in Europa. Die Berliner erzielten 2004 einen Umsatz von 104 Mill. Euro. Mit einer neuen Produktionsstätte in Greifswald möchte Solon seine Produktion von 40 MWp (Megawatt Peak) in 2004, entspricht etwa 230 000 Solarmodulen, auf 90 MWp steigern. Das würde einem Umsatz von 240 Mill. Euro entsprechen. Die Zahlen für das erste Quartal 2005 waren mit einer Verdoppelung von Umsatz und Nettogewinn im Jahresvergleich sehr gut. Positiv ist der Abschluss eines Fünfjahresvertrags über 300 Mill. Dollar mit Sunpower, einem US-Konzern. Das KGV von 17 für 2006 ist niedrig. Damit hat Solon gegenüber der Peergroup (KGV 21) noch Kurspotenzial. Solarworld ist das weltweit einzige vollintegrierte Solarunternehmen, das sich ausschließlich der Solarenergie widmet. Der Konzern erreichte 2004 einen Umsatz von 200 Mill. Euro. Das Ergebnis stieg von minus 5,4 Mill. Euro auf plus 18,1 Mill. Euro. Bis 2007 möchten die Bonner ihre Produktion verdoppeln. Bis 2006 wird mit einem Gewinnanstieg gegenüber 2004 von 100 % gerechnet. Wachstumsfantasie bringt ein Lizenzvertrag im Volumen von 100 Mill. Euro mit der chinesischen Suntech Power. Die Aktie ist nach einem Anstieg von 600 % über die vergangenen zwölf Monate und einem KGV von 32 nicht billig. Ein Risiko für die Solaraktien ist sicherlich der anstehende Regierungswechsel. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass es zu einer vollkommenen Kehrtwendung in der Energiepolitik kommt. Ein weiteres Risiko besteht in steigenden Lieferschwierigkeiten von Silizium für die Herstellung der Silizium-Wafern.