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Smart-Beta-ETF müssen sich noch bewähren

Alternative Indexkonzepte sind bei den Anlegern gefragt - Test in unruhigen Marktphasen steht noch aus - Gefahr von Enttäuschungen

Smart-Beta-ETF müssen sich noch bewähren

Das Interesse an alternativen Indexkonzepten hat in den vergangenen Monaten weltweit deutlich zugenommen. Smart-Beta-Produkte bilden Indizes ab, die das Abwärtsrisiko senken und alternative Selektionskriterien oder auch Gewichtungsstrategien verfolgen. Diese relativ junge Produktklasse hat sich in den vergangenen Monaten gut entwickelt. Dennoch fehlt immer noch die Bewährung in unruhigen Marktphasen.Von Armin Schmitz, FrankfurtHohe Kosten und die Unsicherheit, ob ein aktiv gemanagter Fonds den Markt schlagen kann, haben das Interesse der professionellen Investoren an sogenannten passiven Smart-Beta-Strategien in den USA massiv gesteigert. Smart-Beta suggeriert, dass die Exchange Traded Funds (ETF) die Märkte wesentlich intelligenter abbilden als die Produkte auf die klassischen kapitalgewichteten Produkte. Die ETF bilden Indizes ab, die das Abwärtsrisiko senken und alternative Selektionskriterien oder auch Gewichtungsstrategien verfolgen.Während die Kritiker Smart-Beta als reine Marketing-Strategie einstufen, feiern die Befürworter die intelligenten Indizes als nächste Evolutionsstufe bei den Produkten, bei denen die passive Indexabbildung mit aktiven Elementen zu geringen Kosten kombiniert wird. Der aktive Ansatz wird allerdings systematisch nach klar definierten Regeln umgesetzt. Immer mehr Anleger investieren in Smart-Beta-Strategien. Das Anlagevermögen in diesen Produkten wuchs in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres um 43 %. Die Assets under Management legten im vergleichbaren Zeitraum lediglich um 16 % zu. Nach Angaben von Morningstar wurden in diesen Produktvarianten Ende September 107 Mrd. Dollar verwaltet, im Vergleich zum Gesamtvolumen in den Passivprodukten von 1,3 Bill. Dollar eine bisher nur sehr kleine Kategorie. Besonderes Interesse riefen die ETF auf Dividendenindizes, gleich gewichtete Indizes und Low-Volatility-Indizes hervor.Die älteste und einfachste Smart-Beta-Strategie ist die Gleichgewichtung der Indexkomponenten, wie sie im S & P 500 Equal Weight Index verwirklicht wurde, der 2003 als Reaktion auf die starke Kritik an dem klassischen marktkapitalisierten S & P 500 Composite Index aufgelegt wurde. Der Guggenheim S & P 500 Equal Weight, der diesen Index abbildet, konnte seit seinem Start im April 2003 den US-Leitindex klar schlagen. Während der ETF seit Auflage eine jährliche Rendite von 11,5 % erzielte, kam der S & P 500 nach Angaben von Morningstar auf eine Wertsteigerung von 8,4 %. In Deutschland bietet Deutsche Asset & Wealth Management einen ETF auf den S & P 500 Equal Weight (LU0659579493) an. Mit einem Anstieg von 29,7 % konnte er in den zurückliegenden zwölf Monaten den klassischen Leitindex geringfügig um rund 0,6 Prozentpunkte schlagen.Besonderes Interesse zeigen die Anleger für Indizes, die die Marktschwankungen deutlich reduzieren. In den USA haben die Anleger die Auswahl zwischen 34 sogenannten Low-Volatility-Indexfonds. Größtes und ältestes Produkt in den USA ist der PowerShares S & P 500 Low Volatility Portfolio ETF, der Anlegergelder in Höhe von rund 4 Mrd. Dollar verwaltet. Es folgt dahinter der iShares MSCI USA Minimum Volatility ETF, in den Anleger 2,4 Mrd. Dollar investiert haben. Beide Fonds erzielten in den zurückliegenden zwölf Monaten eine Performance von rund 15 %. Damit blieben sie rund 4 Prozentpunkte unter dem S & P 500. Den Leitindex zu schlagen, ist allerdings nicht ihr Anspruch. Die Volatilität dieser ETF liegt rund 1,5 Prozentpunkte unter der des S & P 500. Niedrige SchwankungenDeutsche Anleger haben mittlerweile auch die Chance, in Passivprodukte zu investieren, die das Risiko gegenüber dem Gesamtmarkt senken. So bietet die BlackRock-Tochter iShares in Deutschland den iShares MSCI Europe Minimum Volatility Fund, den iShares MSCI World Minimum Volatility Fund und den iShares S & P 500 Minimum Volatility Ucits ETF an. Sie verfolgen dieselbe Strategie wie ihre US-Vorbilder. Aus dem Universum der klassischen Indexvarianten stellt MSCI ein Portfolio mit Aktien mit den niedrigsten Volatilitäten zusammen. Darüber hinaus wird die Korrelation zwischen den einzelnen Aktien berücksichtigt. Eine längere Historie weist in Deutschland der SPDR S & P 500 Low Volatility Ucits ETF von State Street Global Advisors (IE00B802KR88) auf, der binnen eines Jahres eine Rendite von 17,2 % erzielte. Die Entwicklung des gleichgewichteten S & P 500 Equal Weight bestätigt im Wesentlichen die Ergebnisse von Studien, die den intelligenten Indexkonzepten eine Überlegenheit gegenüber den marktkapitalisierten Indizes attestieren. Allerdings fehlt bei vielen anderen Smart-Beta-Strategien immer noch der Test durch verschiedene Marktphasen.