Sofortiger Liquiditätsgewinn dank Factoring

Worauf sich große Unternehmen einstellen müssen - Alternative Finanzierungsstrategien erarbeiten, die Liquidität und Kapitalstrukturen sichern

Sofortiger Liquiditätsgewinn dank Factoring

Brexit, Handelsstreit zwischen China und den USA, zunehmender Protektionismus: Schon seit längerem verderben geopolitische Entwicklungen Wirtschaft und Investoren die Laune. Dies macht sich mittlerweile auch in der Realwirtschaft bemerkbar – gerade auch in Deutschland. Die fünf führenden Wirtschaftsinstitute haben ihre Wachstumsprognosen hierzulande für das laufende Jahr von 1,9 % auf 0,8 % deutlich gesenkt und damit ihre bisherigen Schätzungen aus dem Herbst 2018 mehr als halbiert. Nicht von ungefährDer düstere Blick in die Zukunft kommt nicht von ungefähr. Denn den Exportweltmeister Deutschland können die geopolitischen Entwicklungen besonders hart treffen. Die Automobilindustrie ist wohl das gravierendste Beispiel: Hier wiegt die Gefahr besonders schwer, dass die USA im Zuge der stockenden Handelsgespräche mit der EU Zölle von 25 % auf europäische Autoimporte erhebt. Sollte dieser Prozentsatz auf sämtliche Importe von Autos und Autoteilen zum Tragen kommen, hätte dies vor allem für Deutschland große wirtschaftliche Konsequenzen – schließlich ist die Autoindustrie der wichtigste Motor des deutschen Außenhandels. Die Auswirkungen auf die Rentabilität der Branche wären enorm und würden eine Anpassung der globalen Lieferketten erfordern.Generell steht die deutsche Industrie unter Druck, zum Beispiel durch gestiegene Kosten. Die Löhne sind als Folge des lang anhaltenden Wirtschaftsbooms gestiegen. Viele Unternehmen haben sich jedoch dazu entschieden, die höheren Arbeitskosten nicht in Form höherer Preise an ihre Kunden weiterzugeben. Dadurch sinken ihre operativen Gewinnmargen. Letztlich bedeutet das, dass weniger Liquidität und weniger Kapital für Investitionen zur Verfügung stehen. Verschlechterte FinanzlageDies bleibt nicht ohne Wirkung: Die Ratingtrends von Standard & Poor’s deuten bereits auf einen eingetrübten Ausblick hin, da die Upgrade-Downgrade-Ratio für europäische Unternehmen außerhalb der Finanzbranche im vierten Quartal 2018 und im ersten Quartal 2019 stark gesunken ist. Diese Quote misst, wie hoch die Zahl der Herabstufungen der Ratings von Anleiheemittenten im Vergleich zur Zahl der Heraufstufungen ist. Sie kann daher als guter Indikator für die Entwicklung der Finanzlage großer Unternehmen dienen.Dies zeigt: Die vielfältigen negativen Einflüsse haben ihre Spuren in der Liquidität von und in den Finanzierungsbedingungen für Unternehmen hinterlassen. Zwar sorgen die jüngste Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Zinswende in ferne Zukunft zu schieben sowie eine neue Reihe gezielter längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO III – Targeted longer-term refinancing operations) für deutlich verbesserte Finanzierungsbedingungen – S&P stuft das Risiko restriktiverer Kreditbedingungen daher über die nächsten zwei Jahre nur noch als moderat ein. Finanzierungsbedarf im FokusDennoch sind Unternehmen nach der starken Korrektur an den Finanzmärkten Ende 2018 und im Lichte der schwachen Entwicklung der Konjunkturprognosen gut beraten, ihren Finanzierungsbedarf genauer zu beobachten. Angesichts des herausfordernden ökonomischen und geopolitischen Umfeldes ist es sinnvoll, neben der klassischen Kreditfinanzierung auch alternative Finanzierungsstrategien zu erarbeiten, die die Liquidität innerhalb eines Unternehmens und dessen Kapitalstrukturen sichern.Ein effektives Working-Capital-Management kommt etwa als ein solches alternatives Finanzierungsinstrument infrage. Es verstärkt die Freisetzung intern gebundener Liquidität und stellt die günstigste und nachhaltigste Form der Unternehmensfinanzierung dar. Zu den Handlungsfeldern zählen etwa die Verbesserung des Forderungs- und Verbindlichkeitenmanagements oder eine effizientere Lagerlogistik – Themen, an denen viele Unternehmen bereits seit Jahren arbeiten, um neue Lösungen in dem Bereich zu finden und bestehende Prozesse zu optimieren.Für große Unternehmen sind beim Working Capital vor allem die positive Auswirkung auf die Bilanz und die damit verbundene Verbesserung der Key Performance Indicators interessant. Ziel ist eine gute Bewertung von Banken und Analysten. Ansätze hierfür liefern die beiden Stellschrauben Forderungsmanagement und Verbindlichkeitsmanagement, die mithilfe von Factoring optimiert werden können.Im Rahmen des Forderungsmanagements führt der Verkauf von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an einen Factoring-Partner zu einer Verkürzung der Forderungslaufzeit und damit zu einem sofortigen Liquiditätsgewinn. So wird die Bilanz positiv beeinflusst und die Eigenkapitalquote erhöht. Die kurzfristig gewonnene Liquidität steht somit für Investitionen oder die Reduzierung der Verbindlichkeiten zur Verfügung. Dadurch kann das Unternehmen verbesserte Bilanzkennzahlen vorweisen, was wiederum positive Auswirkungen auf das Rating und die Finanzierungskonditionen bei Kreditinstituten hat. Lieferanten stärker bindenFactoring als Bestandteil im Finanzierungsmix kann darüber hinaus noch weitere Vorteile für Unternehmen bieten. So setzen Großabnehmer mit guter Bonität oft zusätzlich auf Reverse Factoring, um ihre Lieferanten stärker an sich zu binden. Der Factoring-Partner erwirbt hierbei die Forderungen der kleinen Lieferanten gegenüber ihrem Großabnehmer und stattet diese unverzüglich mit Liquidität aus. So ist es dem Großabnehmer möglich, Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung unter Berücksichtigung einer verlängerten Zahlungsfrist gegenüber dem Factor zu begleichen – was sich wiederum positiv auf das Working Capital auswirkt. Damit ist der Großabnehmer in der Lage, seine Liquiditätssituation so zu steuern, dass er mit der nicht verauslagten Liquidität seine Verbindlichkeiten gegenüber der Bank und damit den Zinsaufwand reduzieren kann.In der weiteren Folge käme es zu einem Passivtausch in der Bilanz: Nicht verauslagte Liquidität würde dazu verwendet, Verbindlichkeiten gegenüber der Bank zurückzuführen, bei einem Anstieg von Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung. Die Lieferanten des Großabnehmers bekommen 100 % ihrer Forderungen innerhalb kürzester Zeit bezahlt und sind vollständig vor Forderungsausfällen geschützt.Oberstes Ziel eines professionellen Working-Capital-Managements ist die Verkürzung der Kapitalbindungsdauer, also die Dauer der Bindung liquider Mittel im Umlaufvermögen des Unternehmens. Diese wird durch den sogenannten Cash Conversion Cycle abgebildet: Er stellt als erprobtes Kontrollinstrument die zeitliche Periode zwischen Zahlungsausgängen und -eingängen dar. Je kürzer der Cash Conversion Cycle, desto geringer ist die durchschnittliche Kapitalbindung. Für düstere Zeiten wappnenIm Rahmen des Factorings können die beiden Working-Capital-Optimierungshebel Forderungslaufzeit und Lieferantenzahlungsziel angewendet werden. Beide Laufzeiten lassen sich durch klassische Factoring-Produkte wie Inhouse-Factoring, Full-Service-Factoring und Reverse-Factoring steuern. Wenn sich die Forderungslaufzeit reduziert, das Lieferantenzahlungsziel verlängert oder sich sogar beides umsetzen lässt, verkürzt sich der Cash Conversion Cycle. Das nicht im Umlaufvermögen gebundene Kapital steht dann für Investitionen oder die Reduzierung von sonstigen Verbindlichkeiten zur Verfügung. Unternehmen mit einem professionellen Working-Capital-Management können daher Wettbewerbsvorteile haben. Gleichzeitig können sie sich in einem volatilen Marktumfeld finanziell robuster aufstellen – und sich damit auch für düstere Zeiten wappnen.—-Thorsten König, CEO von BNP Paribas Factor