Kapitalanlage

Spanische Windaktien in der Weltspitze

Unternehmen sehen Rendite ab 2008 gefährdet - Neue Indizes für alternative Energien

Spanische Windaktien in der Weltspitze

Von Angelika Engler, Madrid Die Windenergie, einst eine Angelegenheit der Pioniermärkte Deutschland und Dänemark, gilt mittlerweile als globaler Wachstumsmarkt. Und ihre Bedeutung dürfte mit der wachsenden Sorge der Politik in der Europäischen Union und weltweit um Klimaschutz und Klimawandel künftig noch zunehmen. Spanien hat sich in den vergangenen Jahren neben Deutschland und den USA zu einem der weltweit drei größten Märkte, gemessen an der installierten Leistung, entwickelt: Die Politik begünstigte diesen Trend mit großzügigen Prämien für die in den Windparks erzeugte Energie. Mittlerweile stammen 6 % der in Spanien erzeugten Energie aus alternativen Energiearten, unter denen die Windenergie mit einer installierten Kapazität von mehr als 20 000 Megawatt (MW) dominiert. Spanische Unternehmen gehören nunmehr zur Weltspitze bei der Erzeugung von Windenergie sowie beim Bau von Windturbinen und Windparks. Der Stromkonzern Iberdrola stellt nach diversen Zukäufen und milliardenschweren Investitionen weltweit den größten Produzenten “grüner” Energie mit einer installierten Erzeugerkapazität im Jahr 2006 von gut 4 000 MW dar.Der Bau- und Energiekonzern Acciona liegt auf Platz 3 derselben Rangliste mit 3 100 MW, während Spaniens führender Stromversorger Endesa mit 1 800 MW den vierten Rang einnimmt. All diese Anbieter lassen ihre Windmühlen und Parks vornehmlich vom spanischen Produzenten Gamesa bauen, der den Heimatmarkt zu mehr als 60 % beherrscht und weltweit den zweitgrößten Fabrikanten stellt. Den spanischen “Windaktien” und ihrem Wachstumspotenzial zollen seit kurzem zwei neue Indizes Tribut. Standard & Poor’s nahm Acciona (Börsenwert: 9,4 Mrd. Euro), Gamesa (5,4 Mrd. Euro) und Iberdrola (30 Mrd. Euro) in ihren Index für erneuerbare Energien auf. 2007 ein wichtiges ThemaMerrill Lynch wählte ebenfalls diese drei Aktien für ihren Index ML Renewable Energy aus und holte zudem das auf Umwelttechnologie und Bioethanol spezialisierte Unternehmen Abengoa (2,7 Mrd. Euro) mit ins Boot. Diese vier spanischen Aktien haben in dem neuen ML-Index mit insgesamt 22 internationalen Aktienwerten, darunter auch vier deutsche Solarunternehmen, eine Gewichtung von immerhin 26,4 %. “Die erneuerbaren Energien werden 2007 ein wichtiges Thema sein”, unterstreicht die US-Investmentbank. Auch Alberto Alonso vom Broker Inversis sieht dies ähnlich: “Es wird erwartet, dass der Sektor in Europa in den kommenden Jahren zwischen 15 und 20 % und in den USA zwischen 18 und 23 % wachsen wird.” Für Investoren dürften Fonds, die diese neuen Indizes nachbilden, interessant sein: Sie erlauben, das Risiko breiter zu streuen. Auch das kürzlich passend zum neuen ML-Index Renewable Energy Index aufgelegte Zertifikat (XS0286336960), das an der SWX notiert ist, ermöglicht es, 1:1 an der Entwicklung des Index zu partizipieren. Der Emissionspreis beträgt 100 Euro. Es wird eine Managementgebühr von 1 % erhoben.Immerhin haben alle vier spanischen Windaktien 2006 kräftig zugelegt und gelten mit ihren KGVs für 2007 mittlerweile als teuer. Gamesa gewann knapp 70 %, Iberdrola profitierte auch vom Übernahmekampf um Endesa und verteuerte sich um 43 %. Acciona, die sich als Gegenspieler der Düsseldorfer Eon-Gruppe im Kapital von Endesa positioniert hatte, nach dem Einstieg der italienischen Enel in den Kampf um die Kontrolle des Stromversorgers ihr Paket aber wahrscheinlich verkaufen wird, gewann fast 50 % dazu. Abengoa verteuerte sich sogar um 124 %. Drohgebärde Abwanderung Überdies schwebt über der spanischen Windbranche eine große Rechtsunsicherheit über die künftigen Tarife für Windenergie: Die sozialistische Regierung will die Prämien von 2008 an kräftig kappen. Die neuen Tarife sollen möglicherweise sogar auf bereits bestehende Windanlagen angewandt werden. Gegen die Absicht, auch bestehende Anlagen rückwirkend mit geringeren Prämien zu bedenken, läuft die gesamte Branche derzeit Sturm. Die Windenergie beschäftigt in Spanien immerhin 60 000 Menschen. Iberdrola und Acciona drohen mit einem Abzug der Investitionen ins Ausland.Die bisherigen Prämien erlaubten den Windparkbetreibern bislang eine Rendite auf die Investitionen von 15 %. Im Sektor selbst wird, wenn auch ungern, zugegeben, dass dies exzessiv ist. 2006 bekam die Windbranche insgesamt 922 Mill. Euro an Prämiengeldern ausgezahlt und sog damit die Hälfte der für alternative Energien vorgesehenen Subventionen auf. Industrieminister Joan Clos will die Prämien nun so stutzen, dass die Rendite auf 7 % sinkt. Nach Meinung von Analysten werden vor allem die Windparkbetreiber die geplanten Einschnitte über rückläufige Einnahmen für die produzierte Energie zu spüren bekommen. Gamesa werde indes nur bedingt davon betroffen sein, heißt es. Trotz dieser Unsicherheit und des erreichten Kursniveaus dürften alle vier Aktien gerade wegen der steigenden Popularität des Klimaschutzes über weiteres Potenzial verfügen. Doch die Fonds, die die neuen Energieindizes nachbilden, stellen eine interessante Alternative dar, vom künftigen Aufwind in der Branche profitieren zu können.