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Spezialversicherer zahlen Lösegeld

Auch gegen Erpressung kann man sich versichern

Spezialversicherer zahlen Lösegeld

Von Stefan Terliesner Gegen Entführung und Erpressung kann man sich versichern. Besonders für Ingenieure könnte eine sogenannte Kidnapping-und-Ransom-Police interessant sein. Schließlich arbeiten deutsche Techniker überall auf der Welt. Selbst in Krisengebiete wagen sie sich vor. Stets gilt es Lieferverträge zu erfüllen. Vereinbart wurde die Lieferung einer Maschine oder Anlage oftmals ein oder zwei Jahre zuvor, als eine akute Gefahr für Leib und Leben in dem Gebiet noch nicht bestand. Der hohe Druck, auch in Krisenregionen arbeiten zu müssen, macht Ingenieure automatisch zum Ziel von Entführern. Aber auch für Manager und wohlhabende Privatpersonen ergibt sich ein Bedrohungspotenzial. Werbung verbotenDie PIA Nassau Europe, ein Gemeinschaftsunternehmen der Professional Indemnity in New York und der Nassau Versicherungen, ist einer der wenigen Versicherer, die Kidnapping-und-Ransom-Policen zum Schutz gefährdeter Personen anbieten. Ein weiterer bedeutender Anbieter ist die amerikanische AIG. Über Details schweigt die Branche allerdings. Denn Entführungsversicherungen dürfen nicht beworben werden. Außerdem wissen von den geschlossenen Verträgen nur die Beteiligten. Der Grund für die Geheimniskrämerei liegt auf der Hand: Potenzielle Entführer sollen keinesfalls wissen, wer versichert ist.Nur so viel verrät Claudia Müller, Senior Underwriter für den Bereich Krisenmanagement der Nassau Versicherungen in Köln: “Die Höhe der Prämie variiert insbesondere mit der geografischen Region, in welcher das versicherte Unternehmen tätig ist. In Krisengebieten ist der Versicherungsschutz teurer als in Nichtkrisengebieten.” Bis 25 Mill. Euro abgedecktIn besonders gefährlichen Staaten wie derzeit Kolumbien, Mexiko, Irak, Afghanistan und Nigeria sei es zwar grundsätzlich möglich, eine Entführungsversicherung abzuschließen. Die Prämie hänge in diesen Fällen jedoch stark von den durch das versicherte Unternehmen vorgenommenen Sicherheitsmaßnahmen ab. Generell abgedeckt sei der Ersatz von gezahltem Löse- beziehungsweise Erpressungsgeld, Gehalt sowie sonstigen Kosten, die im Ernstfall notwendig sein können, so etwa Kosten für psychiatrische Hilfe für das Opfer und dessen Familie oder Reise- und Dolmetscherkosten. “Neben dem finanziellen Schutz mit Deckungssummen bis zu 25 Mill. Euro bietet PIA Nassau Europe auch Unterstützung bei der Befreiung des Opfers in Kooperation mit einem erfahrenen Krisenberater”, ergänzt Müller. Dabei kooperiert der Versicherer mit dem Krisenberatungsunternehmen Corporate Risk International (CRI), für das auch ehemalige Mitarbeiter von Geheimdiensten, Militär und Polizei arbeiten. Deren Erfahrung sei von großer Bedeutung bei den Verhandlungen mit den Erpressern. Viele Entführungsfälle – insbesondere wenn Leitungsorgane von Unternehmen betroffen sind – würden durch gezieltes Verhandeln ruhig und sicher gelöst. Nach allgemeinen Angaben von Nassau Versicherungen enden etwa 63 % der Entführungen in der Bezahlung einer Geldsumme, 15 % der Opfer werden freigelassen, 7 % werden befreit und 5 % gelingt die Flucht. Rund 10 % der Fälle enden mit dem Tod.