Asset Management

Spielwiese für US-Anleger

Investoren haben Engagements in Deutschland vervielfacht

Spielwiese für US-Anleger

Von Bernd Neubacher, New York Die Bundesrepublik wird zur Spielwiese für Anleger aus dem Vereinigten Staaten. Der Anteil deutscher Dividendentitel, der in den Händen von US-Investoren liegt, hat sich laut einer Studie von Dresdner Kleinwort zwischen 2001 und 2006 fast versiebenfacht, von 2,64 % auf knapp 18 %. Damit sind die Aktionäre aus Übersee fast ebenso stark in bundesdeutschen Emittenten engagiert wie einheimische Investoren.Für Klaus Tanner, Managing Director Equity Sales bei Dresdner Kleinwort, hat dies drei Gründe. Der wichtigste sei die Globalisierung, sagt er der Börsen-Zeitung. Über ihre Exporte seien deutsche Gesellschaften an Osteuropa, Asien und Wachstumsmärkte allgemein gekoppelt. Investitionen in diese Emittenten gäben US-Anlegern Exposure gegenüber Emerging Markets, aber auf sichere Art: Die Adressen müssten ihr Geld nicht direkt in Indien oder Russland investieren, was kompliziert sei, sondern legten es in gut geführten deutschen Gesellschaften an, die sich dort stark engagierten. Solche Überlegungen werden an Bedeutung gewinnen, denn die Emerging Markets spielen für deutsche Unternehmen eine immer größere Rolle. Im vorvergangenen Jahr ging nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gut ein Viertel des deutschen Exports in Wachstumsmärkte, Hauptabsatzregionen waren mit einem Anteil von 52 % die Staaten der EU. Gewichte verschieben sichDoch die Gewichte verschieben sich. In einer Erhebung Dresdner Kleinworts unter den 33 größten deutschen Gesellschaften, die Börsenwerte von 544 Mrd. Euro und Umsätze von 645 Mrd. auf sich vereinigen, äußert etwa ein Drittel der Befragten, dass die aufstrebenden Wirtschaftsräume einschließlich Asiens in fünf Jahren ihre wichtigste Absatzregion sein werden. Vor fünf Jahren habe dieser Anteil gerade einmal 3 % betragen, so die Studie. Seit 1996 etwa hätten sich die Ausfuhren nach Großbritannien und Frankreich, die beiden wichtigsten deutschen Ausfuhrregionen jenes Jahres, um 11 und 15 % vermindert. Die Exporte nach Russland und China zogen dagegen zwischen 2000 und 2006 um rund 250 sowie 190 % an.Nach Einschätzung von Dresdner Kleinwort haben US-Adressen ihr Engagement in der Bundesrepublik auch deshalb ausgebaut, weil sich deutsche Gesellschaften restrukturiert und ihre Kostenbasis gesenkt haben. Anders als im übrigen Europa seien die Arbeitskosten in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren deutlich gesunken, was dem Land einen Vorteil verschafft habe, erklärt Tanner. Hinzu gekommen seien günstige Bewertungen. Der Umfrage zufolge haben deutsche Emittenten auf die Veränderung ihrer Aktionärsstruktur reagiert. 94 % der Befragten berichten demnach, dass die Zahl der Treffen mit US-Investoren in den vergangenen fünf Jahren gestiegen sei. Man habe die Zahl der Roadshows in den USA in den vergangenen fünf Jahren erhöht und stehe auch zwischen den US-Reisen mit Anlegern dort in ständigem Dialog, wird etwa Oliver Schmidt zitiert, der bei der Allianz Investor Relations verantwortet. Vor allem wünschen sich die neuen Eigentümer von den Unternehmen einen leichteren Zugang zum Top-Management, berichten die Gesellschaften. Eine transparentere Rechnungslegung, regelmäßigere Kommunikation, eine internationalere Unternehmensführung und bessere Corporate Governance seien weitere Prioritäten. Eine Börsennotierung in den USA halten die Unternehmen ungeachtet der erhöhten Präsenz von US-Adressen im Aktionariat nicht für erforderlich. Der Umfrage nach sehen nur 6 % der Befragten darin einen Wert. ADRs tun es auchMit einem Listing in New York wollten sich deutsche Emittenten Zugang zu Aktionären verschaffen, die allein in Werte mit US-Listing investieren durften, staatliche Pensionsfonds zum Beispiel, wie Tanner sagt. Viele dieser Restriktionen aber seien inzwischen aufgehoben worden, und an der New York Stock Exchange hätten sich nie nennenswerte Handelsvolumina für deutsche Titel entwickelt: “Selbst die Pensionsfonds ließen sich die Papiere lieber von einem Broker in Frankfurt besorgen und von einer Depotbank in American Depositary Receipts transferieren”, berichtet er. Das Sarbanes-Oxley-Gesetz mit seinen Berichtspflichten hat seiner Einschätzung nach nun viele zum Delisting bewegt.Nach Lobby-Bemühungen ausländischer Emittenten und angesichts nachlassender IPO-Volumina in den Vereinigten Staaten hat die US-Wertpapieraufsicht Ausländern den Rückzug von der Wall Street erleichtert. Den leiteten zuletzt Emittenten wie BASF, Bayer und Pfeiffer Vacuum ein. Im September war dort noch ein Dutzend deutscher Emittenten notiert: Allianz, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Fresenius Medical Care, SAP und Siemens aus dem Dax, daneben Aixtron, Epcos, GPC Biotech, Infineon sowie Qimonda.