Finanzen persönlich

Stiftungen gründen ist voll im Trend

Schon mit 50 000 Euro sind sinnvolle Projekte möglich

Stiftungen gründen ist voll im Trend

Von Heino ReentsWer etwas Gutes tun will, kann stiften gehen. Es müssen nicht Millionen sein, um eine Stiftung hierzulande zu errichten. Auch mit 50 000 Euro lässt sich schon Sinnvolles anfangen. In Deutschland wird so viel gestiftet wie noch nie. Fachleute machen vor allem eine steuerliche Änderung für das steigende Interesse an unternehmensverbundenen Stiftungen verantwortlich. Der Höchstbetrag, der bei Gründung einer Stiftung steuerlich angesetzt werden darf, wurde von 307 000 auf 1 Mill. Euro angehoben. Das Gründungsvermögen darf nun zeitlich unbegrenzt vorgetragen und steuerlich berücksichtigt werden. Nicht nur für ReicheEntgegen der landläufigen Meinung ist Stiften keineswegs nur etwas für reiche Menschen. Zwar ist die Höhe des Vermögens, das für die Stiftungserrichtung erforderlich ist, nirgendwo gesetzlich verankert. Mindestens 50 000 Euro sollten es aber nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Stiftungen schon sein. Oft ist allerdings auch diese Summe zu gering, zumindest wenn nicht mit großer Wahrscheinlichkeit weitere Zuwendungen oder regelmäßige Einnahmen neben den Vermögenserträgen der Stiftung zu erwarten sind. Wer weniger einsetzen will, kann sich mit Spenden an schon bestehenden Stiftungen beteiligen.Allerdings darf eine Stiftung ihre Zwecke grundsätzlich nur mit den Erträgen aus der Verwaltung ihres Vermögens verfolgen. Ausnahmen sind gemeinnützige Stiftungen, die etwa auch Spenden verwenden dürfen. In der Praxis heißt dies, dass einer Stiftung mit 50 000 Euro bei heutigem Zinsniveau weniger als 2 000 Euro aus Erträgen für die Fördertätigkeit zur Verfügung stehen, wenn nicht andere Zuwendungen das Budget der Stiftung erhöhen.Die Stiftungssumme ist also stark abhängig von dem Stiftungszweck. Wenn beispielsweise nur einmal jährlich ein gering dotierter Preis verliehen wird, kann eine Stiftung im Einzelfall auch mit weniger als 50 000 Euro gegründet werden. Soll der Zweck jedoch finanziell aufwendig sein, wie es beispielsweise bei der Förderung von Forschung der Fall sein dürfte, muss die Summe deutlich größer sein. Konservative GeldanlageZwar legen deutsche Stiftungen im Gegensatz zu vielen ihrer US-Pendants ihr Geld konservativ an. Viele, vor allem kleinere Stiftungen, haben zudem keine Aktien. Doch auch das niedrige Zinsniveau macht den bestehenden Stiftungen derzeit zu schaffen. “Obwohl keine genauen Zahlen für 2008 bekannt sind, ist es wahrscheinlich, dass die Stiftungen ihre Leistungen künftig zurückfahren müssen”, sagt Stefan Fritz, Leiter des Fachbereichs Erb- und Stiftungsmanagement bei der HypoVereinsbank Wealth Management in München. “Bei einzelnen Stiftungen werden laufende Projekte aus Rücklagen finanziert und Förderprogramme möglicherweise gekürzt.”Den Stiftungen kommt zugute, dass im deutschen Stiftungsrecht sehr viel Wert auf den Erhalt des Kapitalstocks gelegt wird. Stiftungs-Experte Fritz sieht die eigentliche Gefahr aber erst noch kommen: “Die hierzulande beliebten Staatsanleihen als sicherer Hafen werden künftig deutlich weniger abwerfen – und das bei mittelfristig wohl ansteigender Inflation. Das wäre dann die zweite große Gefahr der Finanzkrise für Stiftungen.” Ein Vermögensverlust auf breiter Front sei zu befürchten. Stifter schießen nachStiftungs-Experte Schindler hat beobachtet, dass viele Stifter sich verpflichtet fühlen, die laufenden Projekte trotz Finanzkrise zu erhalten. Denn der Großteil der Stiftungen hierzulande werde noch zu Lebzeiten gegründet, was sich jetzt als Vorteil erweist: “Viele Stifter schießen aktuell Geld nach, um das Förderniveau zu erhalten.” Beim Stiftungszentrum sei ihm kein Fall bekannt, wo aktuell ein Stiftungszweck gefährdet sei. Möglicherweise werden einige Stiftungen aber bei der Gestaltung neuer Projekte zurückhaltender agieren.