Asset Management

"Stiftungen vertragen mehr Risiko"

Hertie-Stiftung: Auch Optionen können in Portfolios Sinn ergeben

"Stiftungen vertragen mehr Risiko"

cra Frankfurt – Der für die Vermögensanlage zuständige Geschäftsführer der Hertie-Stiftung, Holger Benke, hat die Stiftungen in Deutschland zu riskanteren Investmentstrategien aufgefordert. “Stiftungen, die ihr Vermögen überwiegend in Anleihen investieren, sind ertragsschwach und werden Substanzverluste erleiden”, sagte Benke bei einer Fachtagung der Bucerius Law School in Hamburg. “Stiftungen haben einen ,ewigen’ Anlagehorizont und können deshalb höhere Risiken tragen als Privatanleger”, begründet Benke seine Einschätzung. Stiftungen dürften nicht nur in riskantere Assets investieren, sie müssten es sogar tun, um ausreichende Erträge für den Stiftungszweck zu erzielen und gleichzeitig langfristig die Vermögenssubstanz zu erhalten. Die Risikoverminderung müsse aus der Diversifikation kommen und nicht aus ertragsschwachen Anlagen, forderte Benke.Er kritisierte die pauschale Ablehnung “spekulativer Investments”. Optionsgeschäfte beispielsweise könnten nicht pauschal abgelehnt werden, weil sie spekulativ seien. Vielmehr könnten sie auch zur Absicherung dienen – es sei also eine Frage der Begründung, ob sie in einem Portfolio Sinn ergäben. “Ob eine Anlage ertragbringend oder ertraglos war, weiß man erst im Nachhinein; ex ante kommt es auf eine plausible Begründung an”, so Benke. Der Vorstand dürfe “auch riskante Anlagen vornehmen, wenn er insgesamt in der Absicht der Ertragserzielung handelt und sich im Rahmen seines unternehmerischen Ermessens hält”, heißt es auch in einem Gutachten der Professoren Rainer Hüttmann und Wolfgang Schön.Den häufig von Stiftungsvorständen geäußerten Einwand, es könnten nur solche Investments getätigt werden, die ausdrücklich von der Satzung erlaubt seien, wies Benke zurück. “Der Kapitalmarkt bringt ständig neue Produkte hervor. Keine Satzung kann solche Entwicklungen antizipieren.”Zu diesen neuen Produkten passe auch der traditionelle Fokus der Stiftungen auf die laufenden Erträge nicht mehr. Viele der neuen Produkte brächten keine laufenden Erträge, sondern lediglich Kursgewinne bzw. Erträge am Ende der Laufzeit. Auch solche Papiere müssten im Portfolio von Stiftungen Platz finden. Aus Risikoerwägungen sei dies auch zu begründen. Schließlich unterlägen die laufenden Erträge ebenso Ausfallrisiken wie die investierten Kapitalbeträge.