FINANZEN UND TECHNIK - GASTBEITRAG

Stufe 2 zünden: Wie Banken von Versicherungsdigitalisierung profitieren

Börsen-Zeitung, 15.5.2018 Online-Banking per App oder Computer ist für viele Deutsche inzwischen Standard - wie Streaming oder Online-Shopping. Aber Banken dürfen nicht nachlassen und sollten die Stufe 2 zünden, um für ihre Kunden relevante...

Stufe 2 zünden: Wie Banken von Versicherungsdigitalisierung profitieren

Online-Banking per App oder Computer ist für viele Deutsche inzwischen Standard – wie Streaming oder Online-Shopping. Aber Banken dürfen nicht nachlassen und sollten die Stufe 2 zünden, um für ihre Kunden relevante Ansprechpartner zu bleiben.Der tägliche Umgang mit Facebook, Google und auch Online-Banking hat die Erwartungshaltung der Verbraucher stark verändert. Alles muss digital, schnell und einfach geschehen. Der 24/7-Zugriff auf das Bankkonto, bequeme Chats mit dem Bankberater und die Online-Abwicklung von Kredit- und Finanzangeboten haben sich bereits etabliert – ein Erfolg, zweifelsohne. Gleichwohl gilt: Banken dürfen sich auf diesem ersten Digitalisierungs-Erfolg nicht ausruhen. Für sie ist es wichtiger denn je, ein relevanter Partner für ihre Kunden zu bleiben. Das gilt umso mehr, seitdem die Payment Services Directive 2 (PSD2) der EU in Kraft ist und die Kundendaten nicht mehr das alleinige Hoheitsgebiet der Banken sind.Fakt ist, dass Banken unter steigendem Ertragsdruck stehen. An dieser Stelle kann digitales Versicherungsmanagement ein strategischer Schritt sein, um Bankkunden ein ganzheitliches Finanzmanagement anbieten zu können. Mit dem Konzept “digitale Allfinanz” rücken Vertriebskanäle und Prozesse zusammen. Mehrwert für BankkundenDer Vorteil für die Banken ist der Mehrwert für ihre Kunden: Wer seine Bankgeschäfte bereits online managt, für den liegt der digitale Überblick über Versicherungen sehr nahe. Kein Wunder also, dass bereits mehrere Direktbanken ihren Kunden ein digitales Versicherungsmanagement anbieten.Sind die Versicherungen eines Kunden in das Online-Banking integriert, ergeben sich mehrere Vorteile: Der Überblick über die gesamte Finanzsituation ermöglicht es, Entscheidungen besser und gezielter zu treffen. So können beispielsweise Kontodaten genutzt werden, um bei sich verändernden Lebensumständen automatisch Vorschläge für Anpassungen der Versicherungen zu erhalten. Beispiel: Bei der Überweisung von Kindergeld wird ein automatisierter Abgleich mit der Privathaftpflichtversicherung vorgenommen. Dieser zeigt dann, ob das Kleinkind mitversichert ist und der Kunde kann mit wenigen Klicks die Leistungen seiner Haftpflichtversicherung adäquat anpassen oder einen neuen Tarif abschließen. Digitaler One-Stop-ShopDas ist möglich, da sich auch das Versicherungsmanagement stark verändert hat. Was gestern sehr kompliziert war, wenig Auswahl bot, viel Papierkram bedeutete und oft geringes Vertrauen in die Ansprechpartner mit sich brachte, wird mit digitalem Versicherungsmanagement in ein neues Zeitalter katapultiert. Fakt ist: Die Zahl der Deutschen, die sich gerne mit ihren Versicherungen beschäftigen, hält sich in Grenzen. Nur ein Drittel der unter 45-Jährigen ist laut des World Insurance Reports zufrieden mit ihrer Versicherungserfahrung. Das Prinzip des digitalen Versicherungsmanagements funktioniert in der Praxis so: Kunden erhalten beim Online-Banking auf ihrem Smartphone neben ihren Finanzen auch eine Übersicht über ihre komplette Versicherungssituation. Bei Deckungslücken oder zu hohen Versicherungsbeiträgen können Tarife mit einem Klick gewechselt werden. Auch Schäden lassen sich digital melden. Die Tarifauswahl ist dabei unabhängig von einzelnen Versicherungsgesellschaften und maßgeschneidert für jeden Kunden. Auch der Blick auf die zukünftig zu erwartende Rente ist für die Kunden möglich. Die Bank kann so einen konkreten Anlass für ein Gespräch zur Altersvorsorge generieren. Und das trifft den Nerv – insbesondere der jüngeren Generation unter 50 Jahren. Denn diese “Digital Natives” wollen genauso digital und zeitgemäß beraten werden, wie sie bereits shoppen, streamen und Reisen buchen. Es gilt: Wenn Banken sich auch die Vorteile des digitalen Versicherungsmanagements zunutze machen, führt das zu einer höheren Kundenbindung und steigert die Anzahl der Kontaktpunkte mit den Kunden. Banken werden so zu einem “digitalen One-Stop-Shop” für sämtliche Finanzangelegenheiten ihrer Kunden. So können sie ihre Kunden langfristig an ihren Service binden und gleichzeitig den Absatz von Versicherungsprodukten steigern. So entsteht eine Win-win-win-Situation für Banken, Versicherer und Kunden.—-Dr. Christopher OsterGründer und CEO von Clark Germany GmbH