Finanzen persönlich

Subprime-Krise lässt viele große Hedgefonds schwächeln

Dach-Hedgefonds für langfristig orientierte Anleger interessant - Manager müssen aber ihr Diversifikationsversprechen halten

Subprime-Krise lässt viele große Hedgefonds schwächeln

Von Petra-Anete Mucha Hedgefonds geraten so gut wie jedes Mal in negative Schlagzeilen, wenn an den weltweiten Kapitalmärkten Unruhe aufkommt. Einer der Gründe für diese Gesetzmäßigkeit ist, dass die großen Hedgefonds an den Märkten wichtige Akteure mit wachsendem Einfluss sind. Ein anderer Grund ist jedoch in der teilweise verallgemeinernden Darstellung der Hedgefonds-Aktivitäten in den Medien zu suchen, von denen viele bei der Berichterstattung über eine derart komplexe und intransparente Anlageklasse an ihre Grenzen stoßen. Eindeutige VorzügeAuch wenn die Argumente zurzeit knapp sind: Sogar im Kontext einer Subprime- und Liquiditätskrise haben Hedgefonds eindeutige Vorzüge und nur geringfügige Performanceeinbußen. Neben den Rohstoffen ist es zu einem großen Teil ihnen zu verdanken, dass sich der Allokationshorizont vieler Privatanleger deutlich erweitert hat.Lag das Erfolgsrezept bislang in der sinnvollen Aufteilung des Kapitals auf Renten, Aktien und Cash, wurden die Depotstrukturen vielfach durch Alternative Investments bereichert, zu denen die meisten Bankhäuser auch Hedgefonds zählen. Diese werden Privatanlegern in Form von Dach-Hedgefonds-Portfolios angeboten.Im Gegensatz zu Engagements in Single Hedgefonds mit nur einem Manager liegen deren Vorteile in den niedrigeren Einstiegsvolumina, der oftmals höheren Liquidität und in der Diversifikation über mehrere Strategien. Unter den weltweit ca. 9 000 Hedgefonds werden die Managementansätze vier Kategorien zugeordnet, aus denen sich etwa zwölf verschiedene Strategien ableiten lassen. Diese zeigen ein unterschiedliches Risikoverhalten. Ihre Anordnung und Gewichtung bestimmt demnach das Risikoprofil eines Dachfonds. Vorherrschender AnlagestilBei einem großen Teil der Hedgefonds am Markt handelt es sich um Long-Short-Equity-Manager. Investiert wird hier mittels derivativer Instrumente und Direktinvestments an den weltweiten Aktienmärkten. Innerhalb dieser Gruppe ist wiederum die Strategie Long Bias besonders stark vertreten. Vertreter dieses Managementstils gewichten jeweils den Teil der Aktien, mit denen sie long sind, etwas höher.Diese Vorgehensweise fußt auf der Grundannahme, dass Aktien sich über ihren Investitionszyklus von etwa zehn Jahren hinweg immer als die überlegene Assetklasse erwiesen haben – und das trotz großer Einbrüche wie 2001. Aufgrund ihrer Dominanz am Markt sind Hedgefonds dieser Stilrichtung daher auch zahlreich in Dach-Hedgefonds-Portfolios vertreten. Rechnung geht nicht auf Für einen Privatanleger, der sich von einem Dach-Hedgefonds eine Absicherung gegen das Aktienmarktrisiko erhofft, geht die Rechnung demnach nicht auf, wie das Beispiel Chinas verdeutlichen lässt. Der Boom der chinesischen Aktienmärkte gilt als eine der großen Erfolgsstorys der vergangenen Jahre. Das Vertrauen in den erwachten Drachen hat sich bislang mehrheitlich ausgezahlt, denn kaum ein Markt ist jemals in so kurzer Zeit so stark gewachsen. Doch ab Ende Januar 2007 gerieten die Märkte ins Trudeln bzw. sogar in den freien Fall. Bis zum 6. Februar verlor der Index bis zu 15 %. Die Tatsache, dass durch einen starken Spill-over-Effekt neben den restlichen globalen Aktienmärkten auch die Hedgefonds in Mitleidenschaft gezogen wurden zeigt, dass auch die meisten Hedgefonds-Manager auf China gesetzt hatten. So konnten sich unbemerkt von den Dachfonds-Managern und Investoren Klumpenrisiken in den Dachfonds-Portfolios bilden.Die Schwachstelle liegt nicht nur in der Konzentration auf regionale Aktienmärkte oder auf Aktienstrategien an sich. So zeigte die Reaktion der Hedgefonds auf den plötzlichen Rückgang des Ölpreises im Oktober 2005, dass nahezu alle gelisteten Strategien unmittelbar über Futures oder mittelbar mit Hilfe anderer Investmentvehikel auf Öl gesetzt hatten. Hedgefonds haben demnach gerade dann eine Schwäche gezeigt, als es besonders darauf angekommen wäre, sich vom Trend abzusetzen. Denn schließlich sollen sie sich gerade in diesen Marktphasen zumindest insofern von den traditionellen Assetklassen entkoppeln, als ihre Anleger kein Geld verlieren. Themen zu wenig hinterfragt In der Steuerung dieser Wechselwirkungen zwischen Investmentthema und Investmentinstrument liegt die eigentliche Herausforderung für Dachfonds-Manager, die mehr leisten wollen, als nur eine Anzahl von Hedgefonds in einem Portfolio zu versammeln. Das Dilemma, in denen sich auch Dach-Hedgefonds angesichts der Marktturbulenzen schnell befinden, zeigt, dass die gespielten Themen bisher noch zu wenig hinterfragt werden.Dies könnte damit zusammenhängen, dass es in der Natur der Hedgefonds-Manager liegt, sich nicht zu genau in die Karten schauen zu lassen. Einem vertieften Auswahlprozess, der über die Kombination unterschiedlicher Strategien und Stile hinausgeht, muss jedoch die Identifikation der Themen, die sich als Performance-Treiber erweisen sollen, vorangestellt werden. Nur mit einer Dachfonds-Lösung, die auch diese Dimension berücksichtigt, kann sich der Anleger über ein wirklich diversifiziertes Investment freuen. Der interessierte Investor sollte somit vor einer Anlageentscheidung für ein Hedgefonds-Produkt gezielt und hartnäckig erfragen, wo der Fondsmanager die Renditequellen seines Portfolios vermutet. Denn diese liegen in den Themen und Ideen. Erst dann beginnt der Einflussbereich der Stile und Strategien. Minimum KapitalerhaltDas nahezu unbegrenzte Universum der Möglichkeiten qualifiziert Hedgefonds dazu, langfristig über alle Marktphasen hinweg positive Renditen zu erzielen und in schwierigen Börsenphasen zumindest das Kapital der Anleger zu erhalten. Es wäre daher für viele Dach-Hedgefonds-Manager ein richtiger Schritt, wenn sie nicht nur auf regelmäßige Bestätigungen von Murphy’s Gesetz (“Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.”) warten würden, sondern zuvor auch an den nicht minder berühmten Korb mit den Eiern denken, also diversifizieren.