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Superreiche lieben die Kunst

Finanzakteure, Unternehmer und Erben schätzen spektakuläre Werke - Wert der Sammlungen übersteigt die Milliarden-Dollar-Grenze

Superreiche lieben die Kunst

Reiche Menschen investieren einen Teil ihres Vermögens gerne in Kunst. So verbinden sie Ästhetik mit der Hoffnung auf eine Wertsteigerung. Die größten privaten Sammlungen, die sich oft in Händen von Finanzakteuren befinden, haben einen geschätzten Wert von mehr als 1 Mrd. Dollar. Der Kunst-Anteil am Gesamtvermögen der Milliardäre variiert, ist aber erstaunlich hoch.Von Anna Perucki, FrankfurtDie Rekorde fallen vielleicht nicht mehr ganz so oft wie noch vor ein paar Jahren, aber für ausgewählte Kunstwerke muss der Sammler auf den Versteigerungen der großen Auktionshäuser trotzdem viele Millionen Dollar bezahlen. Wer wäre dafür besser geeignet als die reichsten Menschen der Welt.Zwar müssen einige ihre Schätze mitunter auch wieder verkaufen, so wie der amerikanische Milliardenbetrüger Bernard Madoff, zuvor Finanz- und Börsenmakler. Gegen Ende des Jahres sind die Auktionshäuser Sotheby’s und Stair Galleries damit beauftragt, einige Stücke aus seiner Sammlung zu versteigern, um seine Schulden von über 17 Mrd. Dollar zu verringern. Nach einem erfolglosen Versuch im Jahr 2012 sollen Werke von Andy Warhol, Henri Matisse, Jasper Johns und Pablo Picasso mindestens 575 000 Dollar erzielen. Doch im Vergleich zu den sonstigen Vermögenswerten von Madoff gelten diese Kunstwerke eher als glanzlos: Der Milliardenbetrüger hatte ein Faible für die Abbildung von Stieren. Nur ließen die sich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise nicht eben gut verkaufen.Andere Finanzmarkt-Akteure haben ein besseres Händchen bei der Kunstauswahl. Wer auf der Suche nach hohen Renditen erfolgreich sein will, braucht neben Risikoaffinität auch Intuition, überschüssiges Kapital und Insiderwissen. Oft verfügen Börsianer, Hedgefonds-Manager oder Firmengründer über Berater oder ein entsprechendes Wissen, so dass sie ein Engagement in Kunst richtig einschätzen können. Eine aktuelle Studie von Wealth-X, einem Marktforschungsinstitut, das sich auf die Ultrareichen, die sogenannten Global Ultra High Net Worth (UHNW) spezialisiert hat, zeigt, welche Kunstliebhaber die höchsten Summen in ihre Leidenschaft investieren. Durchschnittlich hält demnach jeder der rund 2 170 Milliardäre weltweit Kunstwerke im Wert von 31 Mill. Dollar. Insgesamt legen die Superreichen durchschnittlich 0,5 % ihres Gesamtvermögens in Kunst an.Es gibt aber deutliche Ausschläge nach oben: Die Top Ten der größten Privatsammler stecken rund 18 % ihres Nettovermögens oder 9,2 Mrd. Dollar in Kunst. Für eine illiquide Sachanlage ist dies eine enorme Summe. Einige der Superreichen verstecken ihre Kunst dabei allerdings nicht in den Tresoren, sondern machen sie über eigene Museen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. US-Künstler bevorzugtDie Top Ten der Milliardäre mit den wertvollsten privaten Kunstsammlungen der Welt führt der Musik- und Entertainment-Mogul und DreamWorks-Gründer David L. Geffen an. Seine Sammlung ist 1,1 Mrd. Dollar wert. Er kauft vor allem amerikanische Künstler wie Jackson Pollock oder Jasper Johns. Geffen hat ein Fünftel seines Vermögens von insgesamt 5,5 Mrd. Dollar in Kunst angelegt.Ab und zu verkauft Geffen an seine Mitmilliardäre oder Sammler, wie Steven Cohen, der den zweiten Platz der Rangliste besetzt. Cohen ist Gründer des Unternehmens SAC Capital Advisors und hat mittlerweile mehr als 1 Mrd. Dollar in seine Sammlung investiert. Ende März kaufte er für sensationelle 155 Mill. Dollar Picassos “Le Reve” vom Casino-Mogul Stephen A. Wynn. Der Hedgefonds-Manager, gegen den die US-Börsenaufsicht SEC gerade ein Verfahren eröffnete, hat einen Teil seiner eigenen Profite bislang gern in Kunst angelegt. Er kann viele Werke von Monet, Manet, Pollock und Hirst sein Eigen nennen.Oben in den Top Ten der Milliardäre, die den größten Anteil ihres Vermögens in Kunst investiert haben, ist mit großem Abstand Immobilien-Mogul Nasser David Khalili, der mit 93 % den größten Teil seines Vermögens von mehr als 1 Mrd. Dollar in Kunst investiert hat. Er soll zudem über liquide Geldreserven und Investments in Höhe von 70 Mill. Dollar verfügen, die aber lediglich 7 % seines Kapitals ausmachen. Die meisten seiner 25 000 Kunstwerke werden in namhaften öffentlichen Museen wie dem British Museum oder Victoria & Albert Museum gezeigt. Besonders geschätzt werden Teilsammlungen seiner umfangreichen Preziosen, darunter die “Kunst der islamischen Welt (700- 1900), die “Japanische Kunst der Meiji-Periode” (1868-1912) und “Spanische damaszierte Metallarbeiten”.Der reichste unter den Kunstsammlern ist wohl François Pinault, Eigentümer des Auktionshauses Christie’s. Von seinem Vermögen in Höhe von 9,9 Mrd. Dollar hat er 1 Mrd. Dollar in Kunst angelegt. In seiner Sammlung sind Namen wie Picasso, Mondrian und Koons mit Hauptwerken vertreten. Im Jahre 2005 hat er den Palazzo Grassi erworben, wo er ein Museum mit seinen Werken errichten ließ. Weitere Werke aus seiner Sammlung werden in der Punta della Dogana, dem ehemaligen Sitz der venezianischen Zollbehörde, gezeigt. 10 % seines Vermögens stecken in Kunst.Der US-Amerikaner Eli Broad, der sein Vermögen mit Versicherungs- und Immobilienhandel verdient, folgt auf dem dritten Rang. Der 80-jährige Philanthrop besitzt wohl rund 2 000 Kunstwerke im Gesamtwert von etwa 1 Mrd. Dollar. Als Gründer der Broad Foundation fördert er Kunst, Bildung und Wissenschaft. Seine breitgefächerte Kunstsammlung umfasst Werke von van Gogh und Picasso sowie von Andy Warhol und Roy Lichtenstein.Der georgische Unternehmer und Premierminister Boris Ivanishvili besitzt eine Kunstsammlung im Wert von ca. 1 Mrd. Dollar und belegt damit den vierten Platz in der Rangliste der Milliardäre mit den teuersten Kunstsammlungen. Letzten Munch ersteigertDer New Yorker Finanzmanager Leon Black, Gründer der Investmentfirma Apollo Global Management, ist als sehr aktiver Kunstsammler bekannt. Er besitzt Kunstwerke im Wert von 750 Mill. Dollar. Im Mai 2012 ersteigerte Black für 120 Mill. Dollar die letzte in privater Hand befindliche Version von Edvard Munchs “Der Schrei”. Die anderen drei Versionen des Bildes hängen in Osloer Museen.Die Liste schließt der US-Verleger Samuel Irving Newhouse Jr. Er investierte insgesamt 700 Mill. Dollar in seine Kunstsammlung. Gemeinsam mit seinem Bruder ist er Geschäftsführer und CEO von Advance Publications, der größten Mediengruppe in Privatbesitz in den USA. Zudem ist er Vorstand von Condé Nast Publications, die Magazine wie Vogue, Vanitiy Fair oder GQ verlegt.Im renommierten New Yorker Kunstmagazin Artnews erscheint jährlich eine Liste der 200 weltweit aktivsten privaten Kunstkäufer. Dort dominieren US-Amerikaner, es folgen 19 Sammler aus Deutschland, 12 aus der Schweiz, 10 aus Großbritannien und 8 aus Frankreich.Die aktuelle Liste ist auffällig deckungsgleich mit der Forbes-Liste der reichsten Menschen. Die meisten von ihnen sind ebenfalls in der Wirtschaft verankert, entweder als reiche Erben wie der Grieche Philip Niarchos, die Wal-Mart-Erbin Alice Walton, der Kosmetikerbe Ronald Lauder oder als Selfmade-Milliardäre wie die Franzosen François Pinault und Bernard Arnault.Die Studie von Artnews zeigt, dass ca. 200 Milliardäre weltweit bereit sind, 20 Mill. Dollar für ein Kunstwerk auszugeben, über 100 Milliardäre wollen sogar mehr als 50 Mill. Dollar aufwenden. Die mächtigste Kunstsammlerin in der Welt, Sheikha Al-Mayassa bint Hamad bin Khalifa Al-Thani, hat letztes Jahr kolportierte 250 Mill. Dollar für die “Kartenspieler” von Paul Cézanne bezahlt.