Swap-ETF haben bei Emerging Markets Vorteile
Die Staatsschuldenkrise in Europa hat in den zurückliegenden Monaten zu einer kräftigen Umschichtung des Anlegerkapitals in die Aktienmärkte der aufstrebenden Schwellenländer geführt. Das Interesse der Investoren an Exchange Traded Funds (ETF), die die Aktienmärkte der Emerging Markets abbilden, hat stark zugenommen. Das Angebot an Indexfonds in diesem Segment ist groß. Doch zur Beurteilung der Qualität dieser Produkte ist ein Blick auf die Handelskosten wichtig.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Beliebtheit der Schwellenländer als Anlageregion ist stark gestiegen. Ein wichtiger Grund für die Kapitalumschichtungen der Anleger ist beispielsweise der im Unterschied zu den Industrieländern niedrigere Verschuldungsgrad der Staatshaushalte. Positiv wird auch die demografische Entwicklung in diesen Ländern gesehen. So sind 60 % der Einwohner jünger als 30 Jahre. Die Wirtschaft in den aufstrebenden Ländern profitiert ferner von den großen Rohstoffvorkommen.Waren die Schwellenländer wegen des Informationsdefizits lange Zeit eine Domäne der aktiv gemanagten Fonds, ist das Interesse an den passiven Indexfonds, die die Aktienmärkte der Emerging Markets abbilden, in den vergangenen Jahren wegen der niedrigen Kosten deutlich gestiegen. Allein in den ersten acht Monaten investierten Anleger weltweit mehr als 22 Mrd. Dollar über Exchange Traded Funds (ETF) in die Schwellenländer. Sektoreninvestment möglichDie Investoren haben mittlerweile die Wahl zwischen elf ETF, die die Wertentwicklung des Leitindex, des MSCI Emerging Markets, abbilden. Weitere 15 Produkte geben die Entwicklung von Segmenten wie Infrastruktur, Small Caps oder Versorger wieder. Neun Emittenten bieten physisch abbildende und swapbasierte ETF auf den MSCI Emerging Markets an, die Erträge ausschütten oder thesaurieren.Seit dem Frühjahr sind mehr als 2 Mrd. Euro in die in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Indexfonds geflossen. Aktuell sind rund 13,2 Mrd. Euro in den Produkten auf den MSCI Emerging Markets investiert. Bei einer Anlage in den Schwellenländern ist die Qualität des ETF noch wichtiger als bei den Standardindizes wie dem Dax oder dem Euro Stoxx 50. Anbieter und Market Maker stehen nämlich vor dem Problem, dass die Aktien des MSCI Emerging Markets in mehreren Zeitzonen gehandelt werden. Die Anbieter müssen also auch in Zeiten, in denen die Börsen in den Schwellenländern geschlossen sind, eine gleichbleibende Handelsqualität gewährleisten.Es zeigt sich, dass dies nur einem Teil der Anbieter gut gelingt. So weist eine Untersuchung von Credit Suisse zwischen Juni und Juli darauf hin, dass die ETF von DB X-Trackers (LU0292107645), Lyxor (FR0010429068) und iShares (DE000A0HGZT7) Spreads aufwiesen, die deutlich niedriger lagen als der Spread (19,8 BP), der entsteht, wenn man den Korb der Aktien im Index einzeln kaufen würde. Mit knapp 10 BP wies der DB X-Trackers MSCI Emerging Markets den geringsten Spread in der Untersuchung der Credit Suisse auf. Handel ist eingeschränktViele physisch abbildende ETF zeigen allerdings deutlich schlechtere Spread-Werte als der MSCI-Basket auf. Ein Grund sind sicherlich die Handelsrestriktionen bei zwei Dritteln der Länder im MSCI Emerging Markets Index, sodass die Aktien nicht ohne Weiteres handelbar sind. Hier haben die Swap-ETF deutliche Vorteile. Eine weitere Indikation über die Handelskosten gibt der XLM-Faktor der Deutschen Börse. Das Xetra-Liquiditätsmaß (XLM) gibt in Basispunkten an, welchen Einfluss ein zeitgleicher Kauf und Verkauf einer Position bei einer Auftragsgröße von 100 000 Euro hätte. Je niedriger der XLM-Wert, desto liquider und preiswerter ist die Transaktion. Es zeigt sich, dass die ETF mit den größten Assets under Management, also die Produkte von iShares (17,6 BP) und DB X-Trackers (15,3 BP), die geringsten XLM-Werte und damit auch die geringsten Handelskosten unter den untersuchten Schwellenländer-ETF aufweisen. Geringe Abweichung wichtigEntscheidend für die Gesamtperformance eines Indexfonds ist allerdings auch der sogenannte Tracking Error, also die Abweichung des ETF vom unterlegten Index. Eine Untersuchung der Deutschen Bank weist für den Zeitraum von 2010 bis Anfang August 2012 für synthetische bzw. swapbasierte Indexfonds deutlich niedrigere Abweichungen zum Index nach als für die physische Abbildungsvariante. So kam der Lyxor ETF MSCI Emerging Markets lediglich auf eine Abweichung von 0,05 %, der DB X-Trackers MSCI Emerging Markets erreichte sogar einen Tracking Error von weniger als 0,05 %. Physisch abbildende Produkte wie der CS ETF on MSCI Emerging Markets wiesen in der Untersuchung dagegen mit 2,1 % die größte Abweichung vom Schwellenländer-Index auf. Auch der Tracking Error von dem iShares MSCI Emerging Markets war mit einem Wert von 1,85 % verbesserungswürdig.Die Daten zeigen, dass gerade bei den Emerging Markets die Handelskosten vieler physisch replizierender ETF tendenziell höher liegen als die der swapbasierten Indexfonds. Der Anleger ist also gut beraten, vor dem Kauf des Produktes neben den Managementgebühren auch einen Blick auf die Handelskosten zu werfen. Letztlich verbessern niedrige Handelskosten und eine möglichst hohe Abbildungsqualität die Performance seines Indexfonds.