ANLAGEPRODUKTE - IM INTERVIEW: MARCO STEEG, SCOACH

"Trader können den Dax punktgenau analysieren"

Xetra Release 13.0 integriert OTC-Geschäfte

"Trader können den Dax punktgenau analysieren"

Die Wandlung des Zertifikatemarktes zu einem reinen Tradingmarkt und die wachsende Zahl von Produkten haben die Börsen vor neue Herausforderungen gestellt. Die hohe Quotenzahl in Spitzenzeiten und die Nachfrage nach tradingspezifischen Funktionalitäten machen eine Anpassung der Handelssysteme notwendig. Im Interview der Börsen-Zeitung erklärt Marco Steeg, Finanzvorstand von Scoach, die Weiterentwicklungen, die mit dem neuen Xetra Release 13.0 eingeführt werden.- Herr Steeg, die Deutsche Börse wird im November das Xetra Release 13.0 einführen. Was ändert sich in den Handelssystemen von Scoach? Wird diese Version die Geschwindigkeit und den Datendurchsatz weiter verbessern?Scoach nutzt für den Börsenhandel das extrem leistungsfähige Xetra-II-System und wird direkt von allen Performance-Verbesserungen profitieren. Das internationale Netzwerk aus 4 500 Händlern in 18 Ländern sichert höchste Liquidität. Bereits heute werden die meisten Orders innerhalb einer Sekunde ausgeführt.- Welche Vorteile hat die erweiterte Integration der OTC-Geschäfte?Die Emittenten können über die bestehenden Schnittstellen ihre außerbörslich abgeschlossenen Geschäfte übermitteln und sie somit einer regulierten und sicheren Abwicklung über Clearstream zuführen. Die außerbörslichen Geschäfte werden in der Nachhandelsverarbeitung wie die börslichen Geschäfte verarbeitet. Beide zusammen können zukünftig aggregiert werden, sodass nur noch eine optimierte Anzahl an Lieferinstruktionen an Clearstream übermittelt werden muss. Durch die gleichzeitige Aggregation pro Wertpapier von außerbörslichen und börslichen Geschäften kommt es zu einer Kostenersparnis von bis zu 50 % für Banken und Emittenten. Damit werden erstmals börsliche und außerbörsliche Transaktionen über einheitliche regulierte Systeme zusammengefasst. Betonen möchte ich an dieser Stelle besonders, dass wir mit dieser Lösung die börsliche Abwicklungskette beibehalten und damit zu den europäischen Harmonisierungsbestrebungen im Rahmen des von der Europäischen Zentralbank geplanten Abwicklungssystems für die Wertpapier-Übertragungen Target 2 Securities beitragen.- Wird das neue Release auch die an anderen Handelsplätzen bereits eingeführten Stop-Limit-Order, Trailing-Stop-Order sowie One-Cancels-Other-Order unterstützen?Ja, bei Scoach werden die Anleger die sogenannten intelligenten Ordertypen bereits mit Xetra Release 12.1 im Sommer nutzen können. Darüber hinaus werden wir mit Xetra Release 13.0 eine wirkliche Innovation bringen. Bei der Order-on-Event-Funktion handelt es sich um eine Order, die mit Erreichen eines bestimmten Basiswertes ausgelöst wird. Das Besondere: Die Referenz ist nicht der Kurs des Produktes, sondern kann ein anderes Instrument, ein Index oder auch ein Future sein. So können Trader den Dax punktgenau analysieren und damit Kauf- und Verkaufssignale im System für ein strukturiertes Produkt auslösen lassen. Damit entfällt ein ungenaues Limitieren oder die Nutzung von häufig abweichenden Indikationen.- Der Anleger kann die Referenzinstrumente frei wählen?Nein. Der Anleger bekommt eine Vorauswahl von Instrumenten. Wir werden eine Liste mit den als Referenz zugelassenen Instrumenten, Indizes und Futures veröffentlichen.- Kann der Privatanleger dann auch Limits setzen, die von Events wie der Veröffentlichung der US-Wirtschaftswachstumszahlen ausgelöst werden?Nein. Vorerst nicht, das bleibt zunächst einmal nur den Profianlegern im Algorithmenhandel vorbehalten.- Eine technische Änderung wird die Ordergültigkeit von maximal 360 Tagen sein. Für welche Anlegergruppe ist denn eine solch lange Periode sinnvoll?Bislang hatten wir eine maximale Gültigkeit von 90 Tagen. Nun können Vermögensverwalter, Depot-A-Kunden-Verwalter et cetera ihre Order auf ein Jahr terminieren, was ihnen Vorteile bei der Verwaltung größerer Portfolien bietet. Zudem kann jeder langfristig orientierte Anleger seine Wertpapiere zur Altersvorsorge nun wirksam gegen Verluste absichern, ohne sich permanent um den Markt kümmern zu müssen.—-Das Interview führte Armin Schmitz.