Finanzen persönlich

Umweltbewusste Anleger setzen auf geschlossene Holzfonds

Nennenswerte Erträge sind erst nach mehr als zehn Jahren zu erwarten - Angebot ist überschaubar - Geringe Korrelation mit anderen Assets

Umweltbewusste Anleger setzen auf geschlossene Holzfonds

Von Leo Fischer Bis Anfang 2008 galt Holz bei den geschlossenen Fonds als exotisches Investment. Das hat sich seither grundlegend geändert. Derzeit sind neben drei Angeboten für institutionelle Anleger sieben Publikumsfonds auf dem Markt oder angekündigt. “Viele Anbieter sind erstmals mit Waldprodukten am Markt”, konstatiert Helmut Knepel, Vorstand der EuroRating Services AG. “Auch die Vertriebe haben noch nicht viel persönliche Erfahrung mit der Asset-Klasse, aber die Erwartungen sind hoch”, erklärt Knepel nach einer Umfrage bei Emissionshäusern und Vertrieben. Run nicht zu erwartenGewiss, aus den Händen gerissen werden den Initiatoren die Holzfonds nicht. Aber efonds24, der Betreiber der größten Internet-Vertriebsplattform für geschlossene Fonds, stellt fest, dass bei ansonsten flauem Absatz in den letzten Monaten Wald-, New Energy- und Infrastrukturfonds gefragt sind. Nordcapital hat das Volumen seines Waldfonds 1 von 30 auf 60 Mill. Euro verdoppelt wird. Und DWS wird den DWS Global Timber, der ursprünglich am 4. Dezember 2008 geschlossenen werden sollte, weiter anbieten, weil risikoarme Beteiligungen gefragt sind. Holz kommt zudem der Präferenz vieler Anleger für Umweltschutz und Nachhaltigkeit entgegen und hat eine geringe Korrelation zu den von der Finanzkrise arg getroffenen Kapitalanlagen. “Holz wächst unabhängig von Konjunkturen und Krisen und verursacht keine Lagerkosten, wenn auf Grund schwacher Preise auf einen Einschlag verzichtet werden muss”, meint Markus Derkum, Geschäftsführer bei Jamestown, dem Marktführer mit ausgezeichneter Leistungsbilanz (zweistellige Renditen) bei US-Immobilienfonds. Neben Jamestown haben auch andere etablierte Emissionshäuser wie DFH, KGAL und Nordcapital die Assetklasse Holz für den geschlossenen Fonds entdeckt. First Mover Aquila CapitalDen ersten Holzfonds hat allerdings im Sommer 2007 mit Aquila Capital ein junger Initiator auf den Markt gebracht, der auf alternative Investments spezialisiert ist. Inzwischen hat Aquila bereits zwei Holz-Publikumsfonds platziert, der dritte befindet sich in der Planung, derzeit bietet das Haus mit dem Institutional Global Timber Investment Fund ein Produkt für institutionelle Anleger an. Von diesem Angebot, das eine breite Diversifizierung nach Ländern und Klimazonen sowie nach Holzarten bietet, unterscheiden sich die Angebote für den Privatanleger aber erheblich, die sich in der Regel auf eine Region oder eine Holzart fokussieren. Dies gilt auch für den geplanten neuen Holz-Publikumsfonds von Aquila, der in Mischwälder vorwiegend in Brasilien und Lateinamerika investiert. Institutionelle Anleger erwarten offenbar anders als Privatanleger eine ausgeprägtere Risikostreuung. Pensionskassen oder die Stiftungsfonds der Universitäten Harvard und Yale investieren schon lange in Wald. Eine allgemein anerkannte Benchmark für die Perfomancemessung gibt es nicht. Der US-amerikanische “NCREIF Timberland Index” des “National Council of Real Estate Fiduciaries”, der von 1988 bis 2007 einen jährlichen Wertzuwachs von rund 15 % erzielt hat, reicht 20 Jahre zurück. Aber er umfasst nur die USA, und wird nur quartalsweise berechnet. Außerdem melden nur wenige Holzinvestoren dem NCREIF ihre Daten. Nachfrage wächst schnellImmerhin können die Holzfans darauf verweisen, dass die Nachfrage schneller wächst als das Holz. Ein Holz-Überangebot ist jedenfalls kaum zu befürchten, große Teile der weltweiten Waldflächen gehen jährlich verloren. Drei Fonds investieren ausschließlich in den USA, das Land mit dem größten privaten Waldbesitz und mit dem am besten entwickelten Holzmarkt. Jamestown blieb der vertrauten Region USA treu und investiert ausschließlich in Kiefernwälder im Südosten der USA. Als Manager konnte Jamestown-Chef Christoph Kahl seine Landsleute Busso Graf von der Schulenburg und dessen Sohn Bolko gewinnen, die schon viele Jahre in der US-Forstwirtschaft tätig sind. Der Vater hatte bereits in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts die Idee für einen geschlossenen Holzfonds. Anders als Jamestown investieren DFH/Wells und KGAL indirekt in Holz, aber ausschließlich in den USA: Der Fonds von DHF/Wells hat eine Aktienbeteiligung am Reit Wells Timberland erworben, der 131 000 Hektar Wald im Südosten der USA besitzt. KGAL hat sich an dem Zielfonds Campbell Opportunity Timber Fund-A und damit an Forsten in Texas, Louisiana, Georgia und Alabama beteiligt. “Das subtropisches Klima und die gute Bodenqualität im Südosten der USA lassen die Bäume schnell wachsen”, erläutert KGAL-Geschäftsführer Gert Waltenbauer. Zudem sprechen Rechtssicherheit, Markttransparenz und eine starke Nachfrage vor Ort für die USA. “Holz ist im Süden der USA das bei weitem wichtigste Baumaterial.” Der einzige Fonds, der in Europa investiert, ist der Nordcapital Waldfonds 1, der riesige Naturwälder (Laub- und Nadelholz) in Rumänien erwarb, die von der dortigen Tochter der österreichischen Esterházy Betriebe GmbH verwaltet werden, das über den größten privaten land- und forstwirtschaftlichen Besitz in Österreich verfügt. Es wird in Wälder investiert, die jahrzehntelang nicht bewirtschaftet wurden. “Durch die Durchforstung fällt so viel verwertbares Holz an, dass auch jährliche Ausschüttungen prognostiziert werden können,” erläutert Rainer Seelheim, Geschäftsführer der Nordcapital-Gruppe . Keine Prognosen für jährliche Ausschüttungen geben Jamestown und Aquila. Zwar sind aus den regelmäßigen Durchforstungen Erträge zu erwarten, aber wann diese in welcher Höhe anfallen, ist nicht vorauszusagen. Alle Waldfonds arbeiten ausschließlich mit Eigenkapital, benötigen also keine Liquidität, um einen eventuellen Schuldendienst zu leisten. Mit Vorsorgemaßnahmen wie Brandschneisen glauben die US-Fonds das Risiko ohne den Abschluss von Versicherungen managen zu können. Ob das gelingt, muss sich zeigen. Steueransätze differierenSehr unterschiedlich sind die steuerlichen Konzepte. Einfach ist es beim Jamestown Fonds und dem KGAL-Fonds: Die Anleger sind in den USA steuerpflichtig und können den Freibetrag von 3 500 Dollar nutzen. In Deutschland bleiben die Einkünfte steuerfrei, es gilt aber der Progressionsvorbehalt. Beim DFH/Wells-Fonds erzielt der Anleger Zins- und Dividendenerträge, die in den USA der Quellensteuer (mindestens 15 %) und in Deutschland seit 1. Januar 2009 der Abgeltungssteuer unterliegen, wobei die US-amerikanische Quellensteuer angerechnet wird. Der Nordcapital-Fonds muss die Einkünfte in Rumänien mit 28,6 % versteuern, in Deutschland bleiben die Ausschüttungen steuerfrei. Seit 1. Januar 2009 entfällt auch der bisher übliche Progressionsvorbehalt. Sehr lange LaufzeitHolzfonds haben eine sehr lange Laufzeit. Im Extremfall erhält der Anleger seinen Einsatz und die Rendite erst nach mehr als zehn Jahren. Holzinvestments kommen also nur für Anleger in Frage, die nicht auf regelmäßigen Ausschüttungen angewiesen sind und die lange auf die Rückzahlung ihres Investments warten können. Ob sich die Anlage letztlich gelohnt hat, lässt sich erst nach vielen Jahren sagen.