"Unabhängige Indexanbieter bieten einen Mehrwert"
Der Indexanbieter Stoxx hat im Rahmen seiner 2011 angekündigten globalen Offensive das Angebot und die Kundenzahl in den vergangenen Monaten deutlich steigern können. Hartmut Graf, CEO von Stoxx Limited, erklärt im Interview der Börsen-Zeitung die neuen Expansionsziele des Vertriebs in Asien und den USA sowie die weiteren Ziele des Unternehmens.- Herr Graf, was hat die von Ihnen im Februar 2011 angekündigte weltweite Offensive gebracht?Wir konnten in den zurückliegenden Monaten unseren Kundenkreis erheblich vergrößern. Den Kundenkreis unter den Asset Managern, für die wir für Produkte wie Exchange Traded Funds (ETF) und Themenprodukte entsprechende Indizes kreieren, konnten wir deutlich erweitern. Bei den Asset Managern wie ETF-Anbietern in Europa basieren allein 30 % aller Assets under Management auf Stoxx-Indizes. Darüber hinaus haben wir eine dreistellige Zahl von Buy-Side-Asset-Managern gewinnen können, für die wir Service und Produkte anbieten. Dazu gehört, dass wir Benchmarks für das Asset Management und das Risikomanagement zur Verfügung stellen.- Ihr Business war lange Zeit nur auf Europa beschränkt. In welchen Ländern haben Sie in den vergangenen Monaten Ihren Vertrieb ausgebaut?Bis 2010 war Stoxx vorwiegend auf Europa fokussiert. Die Änderung der Anteilsverhältnisse hat es uns ermöglicht, dass wir unseren Vertrieb auf andere Länder bzw. Kontinente wie die USA und Asien ausweiten konnten. Das hat unsere Positionen deutlich verbessert und dazu beigetragen, dass wir eine erhebliche Zahl an Investoren wie Pensionskassen, Vermögensverwalter oder auch Fonds hinzugewonnen haben.- Wie sieht das Geschäft außerhalb von Europa aus?Natürlich haben wir historisch den größten Kundenstamm in Europa. Aber die Zahl der Interessenten in den USA steigt klar an. Dort gibt es ein großes Know-how bei Kunden, die eine größere und homogenere Investorenbasis aufweisen als hierzulande. Auf der anderen Seite ist der Wettbewerb mit den anderen Indexanbietern sehr viel größer. Auch in Asien sehen wir gute Erfolge.- Auf welche Größe ist das Indexangebot seit dem Start der Offensive angewachsen?Durch unsere neue Indexfamilie, die Stoxx Global Index Family, und speziellere Themenprodukte ist unser Angebot auf rund 3 700 Indizes angewachsen. Da werden wir allerdings nicht verweilen. Wir werden in den kommenden Wochen beispielsweise unser Angebot im Bereich der Emerging Markets erweitern. In der vergangenen Woche haben wir neue rein regelbasierte Länderklassifikationen und den ersten Emerging-Markets-Index vorgestellt.- Kapitalgewichtete Indizes haben Schwächen. In den USA befinden sich Varianten wie gleichgewichtete Indizes und Fundamentalindizes im Aufwind. Ist die Nachfrage auch in Europa vorhanden?Die Bereitschaft zu modifizierten Indexkonzepten ist in Europa geringer als in den USA. Dort herrscht sicherlich das stärkste Wachstum. Das hat auch etwas zu tun mit der unterschiedlichen Marktreife der Anleger. Allerdings muss man bedenken, dass die alternativen Indexkonzepte teilweise einen speziellen Investorenfokus voraussetzen.- Die Staatsschuldenkrise hat die Schwächen der gängigen Anleihenindizes gezeigt. Wie werden Sie darauf reagieren?Die Notwendigkeit neuer alternativer Indexkonzepte im Anleihensegment ist sicherlich da. Das haben alle Indexanbieter erkannt. Doch den heiligen Gral hat noch keiner gefunden. Wir werden sicherlich in der nächsten Zeit neue Konzepte sehen.- Die Indizes von Stoxx, Deutscher Börse und SIX Group werden seit dem Sommer 2010 von Stoxx vermarktet. Stoxx fungiert dabei als gemeinsame Vertriebsplattform. Kommt es da nicht zu Interessenkonflikten?Im Gegenteil, es läuft sehr gut. Die Kunden honorieren es, dass wir eine breitere Palette an Brands haben. Findet der Kunde unter der einen Marke nicht das geeignete Produkt, haben wir Alternativen unter den anderen Marken im Angebot. Die breitere Produktpalette erweitert uns die Kundenbasis.- Die Regulatoren in Brüssel haben einige Veränderungen bezüglich der Indexkonstruktion und Berechnung vorgeschlagen. Dabei sollte die Berechnung des Index von einem unabhängigen Provider und nicht vom Produktanbieter vorgenommen werden. Wie stehen Sie dazu?Unabhängige Indexanbieter bieten einen Mehrwert für den Markt. Sie können den Markt besser bedienen und haben kein inhärentes Interesse, da sie Produkte für alle Marktteilnehmer entwickeln, also sowohl Benchmarks für das Asset Management als auch Underlyings für ETF und Derivate. Unabhängigkeit ist wichtig, damit der Gesamtmarkt Vertrauen hat.—-Das Interview führte Armin Schmitz.