Immobilien

Verkauf der TLG Immobilien steht in den Sternen

Finanzkrise drückt Erlös - Angst vor "Verscherbeln"

Verkauf der TLG Immobilien steht in den Sternen

Von Ulli Gericke, Berlin Der Börsengang der Deutschen Bahn ist ins Gerede gekommen – und damit droht auch der Privatisierung der bundeseigenen TLG Immobilien das Aus. Dabei sollte die im Osten Deutschlands tätige einstige Treuhand-Tochter bis Ende des Jahres veräußert werden. Ein Ziel, an dem die Bundesregierung bislang auch festhält – “der Prozess verläuft weiter fahrplanmäßig und kommt langsam in seine entscheidende Phase”, heißt es im Finanzministerium.Da sich angesichts des dramatischen Kursverfalls an den weltweiten Börsen jedoch die Stimmen mehren, die für ein Verschieben des IPO der Bahn-Tochter DB Mobility Logistics plädieren, um die Verkehrsholding nicht unter Wert zu “verscherbeln”, gerät die Politik zunehmend unter Druck – auch wenn die Regierung bisher noch stoisch an dem Going Public des Staatskonzerns festhält. Schließlich gehört die Teilprivatisierung zu den wichtigen Reformvorhaben der großen Koalition. Entsprechend drängend hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel immer wieder in das heftig umstrittene Vorhaben eingeschaltet, wenn der beabsichtigte Börsengang von 24,9 % der Bahn-Tochter mal wieder an den Prellbock zu knallen drohte. Für Assets von 1 Mrd. Euro . . .Nahezu zeitgleich mit dem Bahn-IPO will der Bund die TLG privatisieren. Auch die Immobilienbranche leidet böse unter den weltweiten Finanzmarktturbulenzen, steht doch die jahrelang praktizierte Finanzierung der Deals komplett in Frage. Kein Wunder, dass die Marktpreise für Immobilien oder Immobilienfirmen dramatisch eingebrochen sind. Schon bei der Erläuterung der letztjährigen Bilanz im Frühjahr musste denn auch TLG-Geschäftsführer Eugen von Lackum einräumen, dass sich die Berliner “auf einen deutlichen Net-Asset-Value-Abschlag” einstellen. Wobei die TLG als Nettovermögenswert (NAV) ca. 1 Mrd. Euro ausweist.Während aber Finanzmarktkreise bis vor der jüngsten Zuspitzung der Börsenturbulenzen noch rund 850 Mill. Euro als realisierbar erachteten, heißt es jetzt von an der Transaktion Beteiligten, dass die verbliebenen zwei Bieter nochmals einen deutlichen Discount vornehmen werden. Weil die Immobilienbranche im Tief steckt. Und weil die Banken den interessierten Finanzinvestoren – darunter Lone Star – kaum noch Kredite zur Verfügung stellen, womit die Bieter den Kauf zum allergrößten Teil aus ihrem Eigenkapital stemmen müssten. . . . werden 650 Mill. gebotenWerden aber tatsächlich nur noch 650 bis 700 Mill. für ein Unternehmen mit einem NAV von ca. 1 Mrd. Euro geboten, droht ein “Verscherbeln von Volkseigentum”, wie es nicht wenige Bundes- und Landespolitiker beim Bahn-IPO befürchten. Hinzu kommt, dass Lone Star als einer der zwei Interessenten erst vor wenigen Wochen zu einem überraschend günstigen Preis die IKB übernehmen konnte. Ob es die Regierung wagt, dem Finanzinvestor zum zweiten Mal binnen kürzester Zeit ein Unternehmen zum Schnäppchenpreis zu verkaufen, darf bezweifelt werden.Vielmehr dürfte umgekehrt ein Schuh daraus werden. Die Regierung drückt den jahrelang vorbereiteten Bahn-Börsengang durch, um dem Verkehrskonzern die dringend benötigten Eigenmittel zu verschaffen und selber das leidige Thema endlich vom Tisch zu haben. Nur wenige Wochen später wird die TLG-Privatisierung mit dem Verweis darauf abgesagt, dass der Bund kein Staatseigentum unter Wert veräußern wolle.Im Gegensatz zum Bahn-IPO ist der TLG-Verkauf für die Regierung auch nicht strategisch wichtig – zumal die ostdeutsche Gesellschaft im Vorjahr einen Überschuss von reichlich 52 Mill. Euro erwirtschaftet hatte. Darüber hinaus hat die TLG ihre grundsätzliche Umstrukturierung von der einstigen Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft, die VEB-Immobilien verwerten sollte, zu einem aktiven Immobilienunternehmen in den relativ wirtschaftsstarken Regionen Berlin, Ostseeküste und dem mitteldeutschen Industriedreieck Leipzig, Dresden, Chemnitz schon aus eigener Kraft gestemmt. Finanzierung offenGebraucht würde in der aktuellen wirtschaftlichen Lage ein Eigner, der in dem momentanen Käufermarkt mit frischem Geld gezielte Akquisitionen ermöglicht oder die Expansion in benachbarte Gebiete – dies- und jenseits der Grenzen. Ob ein neuer, privater Investor angesichts der weltweit knappen Finanzen dazu in der Lage ist, bleibt offen.