Verkaufsschlager sind selten die beste Wahl
Viele Anleger handeln an den Aktienmärkten meist prozyklisch und steigen erst ein, wenn ein Trend sehr reif ist. Gleicheslässt sich auch im Fondsbereich beobachten. Je erfolgreicher der Fonds, umso mehr Anleger vertrauen dem Fondsmanager ihr Kapital an. Meist werdendie Anleger enttäuscht. Von den Bestsellern sollten sie keine Wunder erwarten. Anleger sollten zudem nicht direkt umschichten, sondern bei der einmal gewählten Anlageentscheidung bleiben.Von Armin Schmitz, FrankfurtAls Ende der neunziger Jahre auf dem Höhepunkt der Dotcom-Ära Taxifahrer und Friseure den Kunden von ihren Erfolgen am Aktienmarkt berichteten, wussten die alten Börsianer, dass sich die Hausse dem Ende zuneigt. Im März des Jahres 2000 gaben die ersten Indizes Verkaufssignale. Was dann folgte, ist Geschichte. Die Endphase der Hightech-Hausse ist exemplarisch für viele andere Spekulationsblasen. Viele Anleger handeln prozyklisch und steigen erst ein, wenn ein Trend schon sehr reif ist. In der Abwärtsphase gestehen sie sich die Fehlentscheidung nicht ein und verkaufen erst spät – meist kurz bevor der Markt seinen Boden gefunden hat.Prozyklisches Handeln lässt sich auch im Fondsbereich beobachten. Je erfolgreicher der Fondsmanager, umso mehr Anleger vertrauen ihm ihr Kapital an. Nachdem beispielsweise der Allianz US-High-Yield im Jahr 2011 eine ansehnliche Performance von 8,5 % aufwies, flossen im laufenden Jahr 5,8 Mrd. Euro in den Fonds. Ähnliche Effekte sind auch bei anderen Fonds zu beobachten (siehe Tabelle).Tatsächlich zeigen Untersuchungen von Silke Ber, Alexander Kempf und Stefan Ruenzi vom Centre for Financial Research in Köln (Determinanten der Mittelzuflüsse bei deutschen Aktienfonds, 2007), dass die Zuflüsse in einen Fonds wesentlich von der Performance des Fonds im Vorjahr abhängen. Zu ähnlichen Ergebnissen sind vorher Studien über den US-Fondsmarkt gekommen. Je erfolgreicher der Fonds, umso größer die Zuflüsse. Es gibt tatsächlich eine sogenannte positiv konvexe Beziehung zwischen vergangener Performance eines Fonds und seinen Nettozuflüssen. Investoren kaufen also vor allem die Fonds, die in der Vergangenheit die besten Anlageerfolge erzielt haben. Gleichzeitig werden schlechte Fonds aber nicht direkt durch entsprechende Mittelabflüsse bestraft. So zeigt sich das Vermögen von Fonds wie beispielsweise dem Fidelity European Growth auch in schlechten Marktphasen wie zuletzt 2011 relativ stabil. Seit Anfang 2009 pendelt das Volumen zwischen 6,5 bis 7 Mrd. Euro.Dass dies nicht immer so ist, zeigt das Beispiel des Templeton Global Bond. Bei dem größten Rentenfonds Europas weist Morningstar-Analyst Ali Marsawah darauf hin, dass der Fonds im laufenden Jahr knapp 2 Mrd. Euro an Abflüssen hinnehmen musste. Nach Gewinnen von 15,1 % im Jahr 2009 und 19,4 % 2010 investierten die Anleger 14,4 Mrd. Euro in den Templeton-Fonds. Diese extrem hohen Zuflüsse hielten bis Mitte 2011 an. Anleger investierten in der ersten Hälfte 2012 noch einmal 5,6 Mrd. Euro in den Fonds. Direkte Belohnung bleibt ausDie Späteinsteiger wurden allerdings nicht belohnt. Der Fonds schloss das Jahr 2011 nur zu unveränderten Kursen ab. Auch die von Morningstar entwickelte Kennzahl “Morningstar Investor Return” zeigt dies. Dabei wird die Änderung des Fondsvermögens als Faktor bei der Berechnung des Anlegererfolges berücksichtigt. Diese Berechnung gilt nicht für einen speziellen Anleger, sondern ist die geldgewichtete Rendite des Durchschnittsanlegers in einem Fonds. Sie lag 2011 beim Templeton-Fonds nur bei 5,9 %, 2010 betrug sie noch 9,7 %. Morningstar weist darauf hin, dass die Assets ihren Trend, den die prozyklischen Anleger meist recht spät entdecken, oft schon hinter sich haben. Daher sollte man von den Bestseller-Fonds, die häufig auch durch Morningstar selbst gute Ratings erhalten, keine Performance-Wunder erwarten. “Auch ein guter Fondsmanager wird sich nicht von seinem Markt lösen können, wenn es stürmisch wird”, sagt Marsawah.Die häufig bei den Direktbanken anzutreffenden Anlagefavoriten sind eigentlich nur Vertriebsrankings, die keinesfalls als Auswahlkriterium für ein Investment verstanden werden sollten. Der Analyst empfiehlt, dass die Anleger bei der einmal getroffenen Allokationsentscheidung bleiben und nicht zu oft die Fonds in ihrem Portfolio umschichten sollten, solange sich nicht entscheidende Parameter wie die finanzielle Situation des Anlegers oder das Fondsmanagement ändern. Die von den Analysehäusern zur Orientierung ausgegebenen Ratings seien keine Anleitung für Markttiming, sondern entsprechen der Meinung des Analysten, dass ein Fondsmanager die Möglichkeit hat, den Markt mittel- oder langfristig outzuperformen.