Finanzen persönlich

Versicherungen entdecken die Nichtraucher

Immer mehr Unternehmen bieten bei Risiko-Lebenspolicen spezielle Tarife an - Ohne Glimmstängel locken große Ersparnisse

Versicherungen entdecken die Nichtraucher

Von Oskar H. Metzger Viele Bundesbürger wollen mit dem Rauchen aufhören. Diesem Trend folgen immer mehr Versicherungen. Sie bieten verbilligte Tarife für Nichtraucher an. Als Nichtraucher gilt bei den meisten Versicherern, wer in den letzten zwölf Monaten vor Vertragsabschluss nicht geraucht hat.Warum die Versicherungstarife für Nichtraucher billiger werden können, ist auf jeder Zigarettenschachtel zu lesen. Dort steht unter anderem: “Wer raucht, der nimmt ein Gesundheitsrisiko in Kauf” und “Wer das Rauchen aufgibt, verringert das Risiko tödlicher Herz- und Lungenerkrankungen.” Das zeigen auch die Statistiken der Assekuranz. “Vor allem bei den Tarifen für Lebensversicherungen ist es bei einigen Unternehmen ein Kriterium für den Beitrag, ob der Kunde Raucher oder Nichtraucher ist”, sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dabei muss ein Raucher einen höheren Risikobeitrag zahlen als ein Nichtraucher. Wenn nach den Statistiken die Lebenserwartung von Rauchern sinkt und die Eintrittswahrscheinlichkeit für Berufsunfähigkeit steigt, ist es für Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten (BdV) gerechtfertigt, das in der Beitragskalkulation zu berücksichtigen. Verkaufsargument ziehtDer Trend zum Nichtrauchen wird deshalb zum Verkaufsargument. Bei Risiko- und Kapitallebensversicherungen verbilligt sich nach Aussage von Dajana Langemann von der PBV Lebensversicherung der Versicherungsschutz für Nichtraucher um bis zu 50 %. Bei diesen Preisunterschieden mache die Zweiteilung Sinn. Nichtrauchertarife bietet das Unternehmen zwar erst seit Mitte dieses Jahres an. Doch seither werden, wie die Expertin sagt, bereits mehrheitlich Nichtraucherverträge abgeschlossen.Die Bundesbürger haben gegen diese Preispolitik offenbar keine Einwände. “Es gibt in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz dafür, dass eine gesündere Lebensweise wie das Nichtrauchen begünstigt wird”, sagt Birgit Langer von den Generali Versicherungen. Durch diese Differenzierung könne man die Tarife den Nichtrauchern besonders günstig anbieten. Inzwischen betrage der Anteil der Nichtraucher am Neugeschäft weit über 70 %. Frage der GleichberechtigungRisikogerechte Beiträge für Raucher und Nichtraucher sind für Alois Schnitzer von der HUK-Coburg eine Frage der Gleichberechtigung, denn die deutsche Bevölkerung bestehe nur zu rund einem Viertel aus Rauchern. Doch was ist, wenn Raucher mogeln und sich in die billigeren Nichtrauchertarife einschleichen wollen? Da hat Petra Rieke von der Ontos keine Sorgen: Eine Nichtraucherkontrolle sei mit entsprechenden Tests über eine Haar- und Urinprobe durchaus möglich. Wer rückfällig wird, muss die Versicherung deshalb unverzüglich informieren. Ab dem nächsten Monatsersten wird der Versicherte dann in den teureren Rauchertarif eingestuft. Die Debeka unterscheidet dagegen noch nicht zwischen Rauchern und Nichtrauchern. Auch die Allianz hält sich zurück. Lediglich bei ihrer über die Deutsche Lebensversicherungs-AG (DLVAG) angebotenen Risikolebensversicherung differenziert der Marktführer nach Aussage von Udo Rössler zwischen Rauchern und Nichtrauchern: “Nichtraucher zahlen hier weniger als Kunden, die regelmäßig zum Glimmstängel greifen.” Run von RauchernDiese Haltung bleibt nicht ohne Kritik. Denn wegen der großen Unterschiede in der Sterblichkeit zwischen Rauchern und Nichtrauchern ist die Differenzierung für Norbert Ras von Legal & General Deutschland durchaus sinnvoll. Zudem müsse auf Probleme bei einem Versicherer hingewiesen werden, der nicht nach dem Raucherstatus unterscheide. Bei einheitlichen Beiträgen für Raucher und Nichtraucher bestehe nämlich die Gefahr, einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Rauchern zu versichern. Dadurch könnte sich, wie der Experte warnt, die Kalkulation letztlich als unzureichend erweisen. Keine Prüfung”Die Versicherer prüfen nach Vertragsabschluss nicht, ob jemand raucht oder gar wie viel”, beruhigt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. Sie verließen sich auf die richtigen Angaben im Antrag bzw. auf die Nachmeldung, wenn der Versicherte wieder mit dem Rauchen beginne. “Das Problem einer falschen Deklarierung haben jedoch die Hinterbliebenen zu tragen”, warnt der Experte. Denn der Versicherungsschutz sei gefährdet, wenn der Versicherer im Todesfall Informationen über falsche Angaben erhalte. Einige Unternehmen würden dann die Todesfallsumme auf den Betrag kürzen, den ein Raucher bei gleichem Beitrag hätte versichern können. Andere Anbieter würden sogar jegliche Zahlung verweigern.Wenn man als Nichtraucher eine Risikolebensversicherung abschließen will, ist für Verbraucherschützerin Elke Weidenbach der Beitrag das wichtigste Entscheidungskriterium. Bei einem Marktvergleich hilft die Stiftung Warentest. Danach sind die Beiträge bei Risikolebensversicherungen für Frauen und Nichtraucher niedriger, weil beide eine höhere Lebenserwartung haben (siehe Tabelle).