Finanzen persönlich

Versicherungen helfen vergesslichen Brillenträgern

Optikerketten bieten bei Brillenkauf automatisch Police - Ersatz bei Beschädigung und Bruch - Teure Zusatzversicherungen bieten geringe Leistungen

Versicherungen helfen vergesslichen Brillenträgern

Von Elke Dolle-HelmsUnterschiedliche Versicherungskonzepte bieten Kostenersatz für Brillen. Einige davon können sich durchaus lohnen. Unbedingt notwendig sind sie aufgrund der relativ geringen finanziellen Belastungen im Schadenfall aber nicht.Eine funktionierende Kundenbindung ist eine feine Sache. Dafür lassen sich Unternehmer schon mal skurrile Strategien einfallen. Ein Beispiel dafür ist die Optikerkette Apollo mit ihrer Sonnenausfall-Versicherung. Wer im Sommer 2006 eine neue Sonnenbrille bei Apollo erstand, konnte für zusätzliche 3 Euro Versicherungsbeitrag eine Garantie auf mindestens 500 Stunden Sonnenlicht in einem festgelegten Zeitraum kaufen. Sollte sich die Sonne verweigern, wollte Apollo die Brille verschenken. Dazu kam es nicht, zum Glück für Apollos Versicherungspartner KarstadtQuelle Versicherungen. Automatisch versichertTeurer, aber auch ernst zu nehmender sind Brillenversicherungen, die nicht nur bei Apollo, sondern auch bei deren Konkurrenten Fielmann beim Kauf einer neuen Brille automatisch angeboten werden. Als “Nulltarif-Versicherung” wirbt Fielmann etwa für ein Versicherungsprodukt, das der Optiker gemeinsam mit dem Hamburger Versicherer HanseMerkur entwickelt hat.Für einen Jahresbeitrag von 10 Euro werden dem Kunden direkt nach Abschluss der Versicherung 15 Euro auf den Kaufpreis für die neue Brille mit Ein-Stärken-Gläsern gutgeschrieben. Einschließlich einer Sonderleistung von Fielmann erhalten Kunden bis zwei Jahre nach Erwerb 70 % Kostenersatz auf den Kaufpreis der versicherten Brille, wenn die Brille zerbrochen oder beschädigt wurde oder sich die Sehstärke um mindestens 0,5 Dioptrien verändert hat. Ersatz für die gestohlene oder verlorene Brille gibt es nicht.Direkt nach Abschluss der Versicherung werden dem Kunden 15 Euro auf den Kaufpreis für die neue Brille gutgeschrieben. Wer eine Mehr-Stärken-Brille braucht, etwa eine Gleitsichtbrille bei altersbedingter Sehschwäche, zahlt 50 Euro Jahresbeitrag und erhält sofort eine Gutschrift von 70 Euro. Diese Gutschriften gibt es alle zwei Jahre erneut, auch ohne Sehstärkenveränderung. Alle zwei Jahre neuFielmann-Kunden, die mit dem Nulltarifsortiment der Optikerkette zufrieden sind, erhalten ihre Sehhilfe alle zwei Jahre ohne weitere Zuzahlung. “Darauf kam es uns an”, erläutert Eberhard Sautter, Vorstandsmitglied der HanseMerkur Krankenversicherung. “Wir wollten direkt an das Nulltarifmotto des Optikers anknüpfen.” 4 Millionen Verträge haben die Fielmann-Berater inzwischen verkauft, für den Hamburger Versicherer sowohl eine Erhöhung seines Bekanntheitsgrads als auch ein lukratives Versicherungsgeschäft. Deshalb zeigt sich der Versicherer zufrieden mit der Zusammenarbeit. Angedacht sei sogar eine Ergänzung der Fielmann-Police um eine Premium-Variante mit höheren Preisen für den gehobenen Brillenanspruch. Gestaffelter BeitragEin anderes Versicherungsmodell gibt es bei Apollo mit einem nach Wert der Brille gestaffelten Versicherungsbeitrag. So kostet die Prämie für eine mehr als 400 Euro teure Brille 22,50 Euro im Jahr. Dafür wird die kaputte Brille in der Apollo-Filiale repariert, oder es gibt Ersatz für ein verlorenes oder gestohlenes Modell. In beiden Fällen übernimmt der Kunde eine Selbstbeteiligung von 20 % der Reparaturkosten beziehungsweise 50 % der Neuanschaffung.Seitdem Sehhilfen von den Krankenkassen nicht mehr bezuschusst werden, können die “Optikerpolicen” eine lohnende Sache für Brillenträger sein, vor allem für solche, denen die Brille öfter kaputtgeht. Schusselige Kunden werden also besonders belohnt. Sie erhalten unter dem Strich mehr Geld aus ihrer Versicherung, als sie einzahlen. Zu beachten ist, dass die Versicherungen an den jeweiligen Optiker gebunden sind. Mit einer Fielmann-Versicherung kann der Kunde also nicht bei Apollo (oder anderswo) einkaufen und umgekehrt. Sorgfältig prüfenWeniger interessant sind die Optikerversicherungen für Privatpatienten, die ihre Sehhilfen oftmals nach wie vor auf Kosten der Krankenversicherung abrechnen können. Privat Versicherte sollten ihre Vollversicherungen aber in jedem Fall sorgfältig prüfen. Die Details können sich im Einzelfall erheblich unterscheiden. Beamte wiederum erhalten nur teilweise Kostenersatz für Brillen und können von einer zusätzlichen Optikerpolice profitieren.Unter der Bezeichnung “Augen-Vorsorge” bieten die KarstadtQuelle Versicherungen seit diesem Frühjahr unabhängig vom Brillenkauf eine spezielle Zusatzversicherung ohne Gesundheitsprüfung. Diese Versicherung ist vor allem als Vorsorgepolice gedacht und leistet nicht im Schadenfall, etwa bei Bruch oder Verlust. Pro Jahr sichert sich der Kunde 100 Euro für augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen, die die Krankenkassen nicht bezahlen, etwa die Früherkennung von Glaukomen und Makuladegeneration. 150 Euro ZuschussAußerdem gibt es bei der “Augen-Vorsorge” alle zwei Jahre bis zu 150 Euro Zuschuss für eine neue Brille unabhängig von einer Sehschärfenveränderung und einen einmaligen Zuschuss von 1 000 Euro für Laser-Operationen zur Sehschärfekorrektur. Bis zu 20 000 Euro zahlt der Versicherer bei unfallbedingter Erblindung. Die Versicherung ist vergleichsweise teuer. Ein 55-Jähriger zahlt für den Schutz 118,80 Euro im Jahr, für Kinder werden 66 Euro fällig.Gesetzlich Versicherte können Teile der Kosten für ihre Sehhilfe auch über eine private Ergänzungsversicherung absichern. Bei diesen Angeboten handelt es sich um ein Paket mit mehreren unterschiedlichen Einzelleistungen. Die bekanntesten unter diesen Policenbündeln enthalten neben den Brillenleistungen die Übernahme der gesetzlichen Zuzahlungen für Medikamente, Heil- und Hilfsmittel sowie die Selbstbeteiligung im Krankenhaus und eine private Auslandskrankenversicherung. Andere Zusatzversicherungen bezahlen Naturheilverfahren und Heilpraktikerrechnungen, die gesetzliche Krankenkassen sonst grundsätzlich nicht erstatten, und übernehmen Kosten für Zahnersatz. Nicht wirklich notwendigGrundsätzlich gilt: Wirklich nötig sind Brillenversicherungen nicht. Wer aber an Zuschüssen für Sehhilfen besonders interessiert ist, sollte entweder gleich eine separate Brillenversicherung abschließen oder die einzelnen Zusatzversicherungspakete genau prüfen. Die Leistungen für Sehhilfen sind je nach Angebot und Versicherer sehr unterschiedlich.Sie reichen von geringen Erstattungen von 100 Euro alle zwei Jahre bis hin zu mehr als 330 Euro und zusätzlichen Zuschüssen für Laser-Operationen am Auge. Wer Anhänger der Naturheilkunde ist und öfter zum Heilpraktiker geht, sollte sich die Angebote der Barmenia und der Arag genauer ansehen. Beide bieten Zusatztarife für alternative Heilmethoden inklusive ansehnlicher Leistungen für Sehhilfen. Ein 35-jähriger Mann zahlt dafür rund 15 Euro im Monat. Bei der HanseMerkur sind gegen Aufpreis zusätzliche Leistungen für Zahnersatz enthalten.