Vertriebe stellen sich auf ängstliche Anleger ein
Fondshäuser geben sich zwar optimistisch für Aktien, trommeln aber nur sehr vorsichtig dafür. Dividendenfonds und Sparpläne sollen ängstliche Anleger überzeugen. Aber auch für defensive Produkte wie Garantie- und Mischfonds wird kräftig geworben, wie eine Umfrage der Börsen-Zeitung ergab.Von Stefanie Schulte, FrankfurtFür die Produktverantwortlichen der großen deutschen Fondsgesellschaften steht fest: Privatanleger sollten jetzt in Aktienfonds investieren. Schließlich, so lautet die nahezu einhellige Meinung, ist das Zinsniveau derart niedrig, dass mit Tagesgeldkonten oder festverzinslichen Anlagen nach Berücksichtigung der Inflation Verluste drohen.Allerdings bezweifeln Fondsanbieter, dass die große Masse von Anlegern – denen die Börsencrashs des vergangenen Jahrzehnts noch in den Knochen stecken – dieser Empfehlung folgen wird. Deswegen setzen sie im Vertrieb auch 2013 stark auf Garantie- und Mischfonds sowie andere Produktarten, die als defensiv gelten. Dies hat eine Umfrage der Börsen-Zeitung ergeben.Auch für das Geschäft mit offenen Immobilienfonds sind der Sparkassen-Fondsdienstleister DekaBank und die genossenschaftliche Union Investment weiterhin optimistisch – trotz der schweren Liquiditätskrise bei einigen Portfolios anderer Anbieter, die inzwischen zur Auflösung der einstigen Schwergewichte “SEB Immoinvest” und “CS Euroreal” geführt hat. Erholung in Euroland erhofftAber eigentlich sollten es doch Aktien sein, die “fast alternativlos” seien. Das meint Ferdinand Haas, Head of Product Solutions bei der Deutsche-Bank-Tochter DWS, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Investoren wären nach seiner Darstellung gut beraten, auf Aktien aus dem Euroraum zu setzen, da dort “weiterhin sehr großes Erholungspotenzial” zu erkennen sei. Das gelte speziell auch für Deutschland, sagt Dirk Degenhardt, Leiter Produktmanagement bei der Deka. “Die Aktien-Story in Deutschland stimmt, und das Bewertungsniveau ist immer noch attraktiv. Mittel- bis langfristig erwarten wir hier gute Renditen.”Um ängstlichen Privatinvestoren Aktien schmackhaft zu machen, setzen DWS und Deka auf Fonds mit dividendenstarken Titeln wie den “DWS Top Dividende” und den “Deka-DividendenStrategie”. Bei Dividendenaktien lägen die Ausschüttungen derzeit mit 3 % bis 4 % pro Jahr deutlich über den Renditen der Euroland-Rentenmärkte, berichtet Degenhardt. Argumente wie dieses haben der DWS schon in der jüngeren Vergangenheit gute Vertriebsergebnisse beschert. So hat der etwa 9 Mrd. Euro schwere “DWS Top Dividende” laut Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) von Januar bis November 2012 Nettomittelzuflüsse von rund 2 Mrd. Euro verzeichnet, so viel wie kein anderer in der Statistik des Verbands geführter Aktienfonds.Auch von Dividendenaktien in Schwellenländern, auf die der rund 200 Mill. Euro schwere “DWS Emerging Markets Top Dividend Plus” setzt, erhofft sich die Deutsche-Bank-Tochter eine Erfolgsgeschichte. Schwellenländeraktien seien schon lange nicht mehr nur als Wachstumswerte interessant, argumentiert Haas. Viele Unternehmen in diesen Ländern hätten solide Bilanzen und wählten auch deswegen hohe Ausschüttungsquoten, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie diszipliniert agierten. Sparpläne für ZaghafteNeben Dividenden setzen die Fondshäuser und ihre Vertriebe auf Fondssparpläne, um verunsicherten Investoren Aktien schmackhaft zu machen. Da die Investments dort über einen längeren Zeitraum gestreut würden, bestehe die Gefahr der falschen Zeitpunktwahl beim Einstieg nicht, argumentiert ein Sprecher der Union Investment. Auch die Deka forciert ihr Sparplangeschäft.Weiterhin hoch im Kurs stehen sollen 2013 die staatlich geförderten Riester-Fondssparpläne. Das hofft zumindest die Branche. Die jüngste Kritik an der Riester-Rente generell sei “aus unserer Sicht unberechtigt”, betont der Sprecher der in diesem Geschäft besonders aktiven Union Investment. Es werde immer nur über einige schlechte Produkte gesprochen, man müsse bei der Qualität aber differenzieren.Ebenso geben sich Union Investment und DekaBank unbesorgt, was die Perspektiven ihrer Immobilienfonds angeht. Die drei offenen Immobilienfonds der Deka für Privatanleger würden nach wie vor sehr stark nachgefragt, sagt Degenhardt.Auch bei der Union seien die Mittelzuflüsse hoch, berichtet der Sprecher. “Von der Krise einiger anderer offener Immobilienfonds ist Union Investment nicht betroffen.” Man achte sorgfältig darauf, institutionelle und private Kunden in den Fonds zu trennen, um Liquiditätsprobleme zu verhindern. Derzeit sei der Bedarf teilweise größer als das Angebot. In solchen Fällen verzichte die Union zeitweise auf Neugeschäft und gebe keine neuen Anteilsscheine aus, bis wieder genug werthaltige Immobilien gekauft worden seien, sagt der Sprecher.All diejenigen Anleger, die sich weder für reine Aktien- noch für reine Immobilienfonds erwärmen können, wollen die Investmenthäuser mit bewusst defensiven Strategien locken. Bei Union Investment sind das unter anderem Garantiefonds. Solche Produkte, bei denen die Union führend sei, werde man weiterhin auflegen, kündigt der Sprecher an.Die Deka setzt Degenhardt zufolge unter anderem auf Misch- und Dachfonds sowie auf das private Vermögensverwaltungsprodukt des Hauses namens “Deka-Vermögenskonzept”. Dachfonds und verwandte Produkte sind seit langem ein Schwerpunkt des Sparkassen-Fondsdienstleisters. Mischfonds gefragtSeit Anfang 2013 würden diese Produktarten – wie auch schon im vergangenen Jahr – am stärksten nachgefragt, berichtet Degenhardt. Bei Dach- und Mischfonds bietet das Haus ähnlich wie andere Anbieter verschiedene Alternativen mit unterschiedlich hohen maximalen Aktienquoten an. Bei dem Vermögensverwaltungsprodukt, das entweder eine Mindestanlagesumme von 15 000 Euro oder von 5 000 Euro plus Sparplan mit monatlicher Einzahlung von 100 Euro erfordert, können Anleger laut den Angaben der Fondsgesellschaft individuell festlegen, wie viel Risiko sie akzeptieren und welchen Verlust sie maximal in Kauf nehmen wollen. “Reale Werte” von der AllianzÄhnlich schätzt nach Angaben eines Sprechers Allianz Global Investors den Markt ein. Misch- und Dachfonds stehen auch dort im Vordergrund. Hinzu kommen Laufzeitfonds, die in der vorgegebenen Periode eine relativ berechenbare Rendite abwerfen sollen. Für Anleger, denen die aktuell intensiv diskutierte Inflation Sorgen bereitet, hält die Gesellschaft den zuletzt rund 260 Mill. Euro schweren Mischfonds “Reale Werte” bereit, der unter anderen in Aktien, Edelmetalle, Rohstoffe und inflationsindexierte Anleihen investiert.Aber auch bei festverzinslichen Produkten gibt es Hoffnung. So argumentiert zumindest Haas von der DWS. Sogenannte Spreadprodukte mit einem Risikoaufschlag gegenüber bonitätsstarken Staatsanleihen, etwa Unternehmensbonds, seien “sehr empfehlenswert”. Anders als die Zinsen hätten sich die Risikoaufschläge in letzter Zeit kaum verringert. Deswegen seien unter anderem Unternehmensanleihen aus Schwellenländern derzeit attraktiv, meint der Produktexperte der Deutsche-Bank-Tochter.Eher wenig aussichtsreich seien hingegen Staatsanleihen – auch wenn diese Papiere in den vergangenen Jahren aufgrund der rückläufigen Zinsen eine hervorragende Performance verzeichnet hätten, wie Haas betont. Dieses Szenario sei leider so schnell nicht wiederholbar. “Einige Privatanleger werden sich aber leider von der Wertentwicklung der Vergangenheit blenden lassen und weiterhin in Staatsanleihen investieren”, fürchtet Haas.