Anlageprodukte

Volatilität trifft auch Rohstoffe

Risikoprämien bei Gold, Öl & Co. gehorchen besonderen Regeln - Discount-Papiere bieten attraktive Renditen

Volatilität trifft auch Rohstoffe

Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Kursturbulenzen haben die Finanzmärkte in den vergangenen Monaten kräftig durchgeschüttelt. Vor allem während des vorläufigen Höhepunkts der Staatschuldenkrise stieg die Volatilität stark an, was die Panik der Anleger verdeutlichte. Der VDax, der Volatilitäts-Dax, der auch als Angstmesser bekannt ist, schnellte im Mai von Werten um 16 % auf mehr als 33 % hoch. Der VDax leitet sich aus den Optionsprämien von Dax-Optionen ab.Kaum eine Kennzahl in der Bewertung von Derivaten ist so wichtig wie die Volatilität. Die “Vola” misst im Allgemeinen die Schwankungsfreudigkeit der Kurse von Aktien, Indizes, Rohstoffen oder Anleihen. Wie bei einem schwingenden Seil beschreibt sie nichts anderes, als den Abstand vom niedrigsten zum höchsten Punkt. Übertragen auf den Aktienmarkt gibt die Volatilität die Höhe des Kursausschlags an und nicht die Richtung des Marktes.Am Aktienmarkt steigt die Volatilität bei Kursrückgängen an, bei steigenden Kursen nimmt sie ab. Als Regel gilt: Stop Losses führen dazu, dass Kurse in der Regel schneller fallen, als sie in Aufwärtstrends steigen. Daher wächst der Volatilitätswert in der Baisse eher als während einer Aufwärtsbewegung.Die Experten unterscheiden zwei Formen von Volatilität: die historische und die implizite Volatilität. Die historische Volatilität gibt die in der Vergangenheit aufgetretenen Schwankungen eines Anlageinstruments wieder. Dabei handelt es sich mathematisch um die annualisierte Standardabweichung der Renditen. Die implizite Volatilität soll die Schwankungsintensität in den nächsten Tagen oder Wochen beschreiben. Sie entspricht weniger dem Blick einer Wahrsagerin in die Kristallkugel, sondern eher der Vorhersage des Fußballexperten Jürgen Klopp in der Halbzeitpause, wie ein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft mit dem Schlusspfiff ausgeht. Die implizite Volatilität gibt also die Erwartung der Finanzprofis für den Marktverlauf in den nächsten Handelsstunden wieder. Sie lässt sich aus den Absicherungskosten von Optionen herleiten. Sie geben eine Indikation für die künftige Volatilität, die die Summe der Profis erwartet.Anleger haben aber auch die Möglichkeiten, die Volatilität von anderen Assetklassen zu verfolgen. Für Rohstoffanleger veröffentlicht die US-Derivatebörse CBOE nach den gleichen Prinzipien wie für den VDax auch den Gold-Volatility-Index (Gold VIX bzw. GVZ) und den Crude Oil Volatility Index (OVX). Der GVZ wird auf Basis der Optionen auf den SPDR Gold, den weltweit größten Gold-ETF, ermittelt. Der OVX misst die implizite Volatilität des United States Oil Fund, einem Exchange Traded Commodity auf Crude Oil.Es gibt einige Unterschiede zur Volatilität an den Aktienmärkten. Während bei den Dividendenpapieren die Volatilität fällt, wenn die Kurse steigen, ist bei den Rohstoffen ein zum Teil gegenteiliger Effekt zu beobachten. So ist parallel zum raketenartigen Anstieg des Weizenpreises die implizite Volatilität des September-Kontrakts für Getreide an der CBOT auf Werte von über 65 % gestiegen. Diese Bewegung ist dadurch zu erklären, dass Anleger oder Produzenten befürchteten, dass der Weizenpreis wieder fällt. Sie sicherten sich daher mit Put-Optionen ab. Über den Anstieg der Optionsprämien gingen dann auch die impliziten Volatilitäten in die Höhe. Bei den Agrarrohstoffen wird die Volatilität zusätzlich noch durch Wettereinflüsse, Naturkatastrophen oder saisonale Schwankungen beeinflusst. Ein “Vola-Anstieg” war auch beim Gold zu beobachten. Parallel zum Goldpreis ist im Mai 2010 ein Anstieg der Volatilität im Gold Vix (siehe Chart) zu beobachten. Wahrscheinlich wurden hier Absicherungsgeschäfte über den Terminmarkt vorgenommen.Der Blick auf den Öl-Volatilitäts-Index zeigt die im Vergleich zum Aktienmarkt höheren Kursschwankungen. Im Energiemarkt tummeln sich nicht nur die Investoren und Trader, sondern auch Produzenten und Unternehmen, die sich gegen steigende oder fallende Ölpreise absichern wollen. Daher liegen die impliziten Volatilitäten höher als am Aktienmarkt.Die Volatilität beeinflusst eine Reihe von Derivaten. Zu den bekanntesten Produkten, mit denen Anleger von den Schwankungen der Volatilität profitieren können, gehören Discount-Zertifikate. Hier wird im Prinzip der Basiswert gekauft und eine Kaufoption verkauft. Die Optionsprämie ermöglicht den Discount zum Kurs des Rohstoffs. Anleger haben die Möglichkeit, Discount-Zertifikate auf Gold, Platin, Palladium und Brent-Öl zu kaufen. Die Renditen sind hoch. So bietet die Royal Bank of Scotland ein Rabattpapier auf das Brent-Öl (DE000AA2D9U8), das bei einer Laufzeit von etwa neun Monaten eine Rendite von rund 9 % abwirft. Der Cap liegt bei umgerechnet 80 Euro. Das ist ein Abstand von 0,2 % zum aktuellen Kursniveau des Öls. Aber auch Bonuszertifikate, Expresspapiere, Korridorprodukte und Optionsscheine auf Rohstoffe werden durch die Volatilität beeinflusst.